Kultur

28.05.2019

Familienfeiern und wie man sie überlebt


Andrea Sawatzki las im Kloster Walkenried aus "Natürlich seid ihr eigeladen"

von Christian Dolle

Schauspielerin Andrea Sawatzki war im Kloster Walkenried zu Gast und las im Rahmen der Kreuzgangkonzerte aus ihrem Buch „Ihr seid natürlich eingeladen“. Dabei handelt es sich um eine turbulente Familienkomödie, deren erste drei Teile (dies ist der dritte) auch bereits verfilmt wurden, mit der Autorin selbst und Axel Milberg in den Hauptrollen.

Die Lesung nun bestritt Andrea Sawatzki ganz allein, sie las die einzelnen Rollen mit so viel Charme und eigenem Charakter, dass das im Grunde gar nicht auffiel. Ihre Hauptfigur Gundula, deren Ehe mit Gerald eigentlich in viel zu geordneten Bahnen verläuft hat sich in der Geschichte mit den Vorbereitungen der Hochzeit des ältesten Sohnes herumzuplagen. Die wird natürlich zum großen Familienfest mit allem Chaos, das dazugehört und vor allem mit den Eltern der Braut, die Gundula schon am Flughafen mit messerscharfem Verstand als eine Chinesin und einen „Neger“ identifiziert.

Aus genau diesem Fauxpas strickt Sawatzki gleich mehrere Pointen, so dass alles nicht nur Slapstickcharakter hat, sondern auch eine gesellschaftliche Tiefe bekommt, die mit Klischees spielt und auf einer zweiten Ebene durchaus nachdenklich macht. Damit erinnert die Story nicht nur an den Chevy Chase Film „Schöne Bescherung“, sondern auch an die französische Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“.

Insbesondere in der Rolle der leicht schrulligen Mutter schien die Autorin so aufzugehen, dass diese Figur an diesem Abend im doppelten Kreuzgang tatsächlich anwesend zu sein schien und beim Publikum für herzhafte Lacher sorgte. Die Schauspielerin selbst erzählte zwischendurch gut gelaunt von ihren Hunden, die als Vorlage für die Hunde im Buch und im Film dienten und von einer im ersten Moment schaurigen Begegnung als sie sich vor der Lesung das Kloster inklusive des Museums angesehen hatte. Da standen nämlich plötzlich drei Mönche vor ihr, die sich dann aber zum Glück als relativ stumm und reglos herausstellten.

Bereits in der Pause und auch im Anschluss signierte Andrea Sawatzki viele Bücher, stand für Selfies zur Verfügung und plauderte mit ihren Gästen, so dass trotz ausverkauftem Haus tatsächlich eine beinahe familiäre Stimmung aufkam. Viel Alltagshumor, bissige kleine Beobachtungen, ein mitreißender Vortrag und eine sympathisch entspannte Schauspielerin und Autorin machten diesen Abend zu einem sehr gelungenen Literaturevent und nahmen dem einen oder anderen vielleicht sogar die Angst vor der nächsten großen Familienfeier.



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