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21.05.2019

Klimawandel geht uns alle an


Die Stadt Osterode hatte zur Podiumsdiskussion über die Herausforderungen des Klimawandels eingeladen.

von Ralf Gießler

Vom 17. bis 19. Mai war eine dreiköpfige Delegation aus Kaolack/Senegal unter Führung von Président Départmental Kaolack Baba Ndiaye zu Gast in der Sösestadt. Ndiaye nimmt in Kaolack eine Position ein, die in Deutschland mit der eines Landrats vergleichbar ist. Bereits vom 14. bis 16. Mai fand ein Auftaktworkshop für die Kommunale Klimapartnerschaft in Münster statt, wo u.a. auch Bürgermeister Klaus Becker mit dem Ersten Stadtrat Thomas Christiansen zugegen waren (wir berichteten).

Am Freitag stand eine öffentliche Diskussion im Osteroder Ratssaal auf dem Programm. Thema des Abends: "Die Herausforderungen unserer Zeit im Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen". Robert Koch vom Harz Kurier moderierte und begrüßte auf dem Podium Marie Armbrecht, ehemalige Schülerin des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums/Praktikantin am Goethe-Institut in Kaolack, Matthias Stach, u.a. TV-Kommentator, Moderator für Weltklassesport und Mitglied des Stiftungsrats der Elhadj Diouf Foundation, Baba Ndiaye sowie Bürgermeister Klaus Becker. Als Übersetzer fungierte Mathieu Masselot.

Zu Beginn stellte Becker nochmals das "Osteroder Modell" kurz vor. Es umfasst drei Säulen - die ersten beiden sind die Partnerschaft des TR-Gymnasium mit dem Lycée Valdiodio NDiaye in Kaolack sowie die Städtefreundschaft mit Kaolack, die im Januar 2018 auf den Weg gebracht wurde. Als dritte Säule ist die Elhadj Diouf Stiftung zu nennen. Was die Aktivitäten der Schule, der Städtefreundschaft und Stiftung anbelangt, könne er feststellen: "Die Sache flutscht einfach!" Bevor das eigentliche Programm begann, bedankte er sich bei Vertretern des Lions Club, die einen vierstelligen Betrag für die Stiftung übergaben.

Die erste Frage, die Moderator Koch stellte, war, ob man in Kaolack und Osterode konkrete Auswirkungen des Klimawandels spüren könne. Becker erinnerte an die Trockenheit 2018, bei der erstmalig die Wasserversorgung in Düna nicht mehr gewährleistet war und ein Tankwagen zum Einsatz kam, an die leeren Talsperren im Harz und die veheerenden Auswirkungen auf die Harzer Wälder: "Der Klimawandel ist bei uns angekommen." Baba Ndiaye fügte hinzu, dass es ein Kampf sei, den wir gemeinsam führen werden. "Wir haben bei uns mit Bodenerosion und der Ausdehnung der Wüste zu kämpfen." Dies führe zu Problemen, die eine große Herausforderung seien und "die wir nicht alleine meistern können".

Ein weiterer Aspekt, der erörtert wurde, war der ausufernde Plastikmüll im Senegal. Marie Armbrecht bemerkte, dass ein Problembewusstsein vor Ort schon vorhanden sei. Allein es fehlt noch an Möglichkeiten, die Müllflut einzudämmen. Matthias Stach fügte hinzu: "Unsere Vorstellung ist es, schon ganz früh anzufangen. Die Jugend ist daher sehr wichtig. Mein Traum ist es, dass ein Kind dem Vater einmal sagt "Lass das mal mit dem Plastik wegschmeißen." Ndiaye warf noch erläuternd ein, dass inzwischen Sammelstellen für Müll geschaffen wurden, wohin der eingesammelte Müll verbracht wird. Allerdings werde dieser nicht getrennt und es fehle derzeit noch die Möglichkeiten der weiteren Verwertung.

Robert Koch warf in Anspielung auf die Freitagsdemonstrationen von Schülern für eine bessere Klimapolitik die Frage in den Raum, ob es einen Aufstand der Jugend brauche, um etwas zu bewegen. Stach unterstrich, dass die Jugend im Senegal generell etwas tun möchte, auch in anderen Bereichen. Baba Ndiaye ergänzte, dass in seiner Heimat z.B. Bürgerferien eingeführt wurden, wo Schüler einen Beitrag zur Aufforstung leisten können. "Das "Osteroder Modell" wollen wir nach Kaolack überführen." Mit Blick auf die Jugend sagte er, es sei ein Problem, dass nicht alle Kinder im Senegal zur Schule gingen.“ Wir müssen die Unwissenheit bekämpfen und die Kinder in die Schulen bringen!“

"Wir haben zwar einen Zentralstaat, aber die Kommunen haben mehr Kompetenzen bekommen, um etwas tun zu können." Der Austausch zwischen Osterode und Kaolack sehe er als enorme Chance. Die Frage, was Projekte wie die der EDF bewirken können, und ob sie nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien, ließ Matthias Stach so nicht gelten: "Wichtig ist, dass wir angefangen haben etwas zu machen, ich glaube ganz fest an die Jugend. Und selbst ein Tropfen kann ganz schnell sehr groß werden!" Ndiaye meinte zustimmend: "Ich begrüße das Engagement von jedem einzelnen Menschen. Wenn alle mitmachen, können wir viel erreichen!"

Klaus Becker zeigte sich mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden und versicherte, dass auch zukünftig das "Osteroder Modell" mit all seinen Facetten fortgeführt werden wird. Tobias Rusteberg, Oberstudienrat am TR-Gymnasium und sozusagen "Erfinder" der Osteroder-Kaolack-Beziehungen, sagte abschließend: "Eine Welt von morgen beginnt heute. Jeder kann einen Beitrag leisten, unser besonderer Fokus gilt der Jugend. Deutsch-senegalesische Junior-Botschafter bilden das Herzstück der Brücke zwischen Osterode und Kaolack. Genau wie es unser Namensgeber der Stiftung, Elhadj Diouf, gesagt hat: Wer die Jugend erreicht, erreicht viel. Die Diskussionsrunde hat gezeigt, dass Osterode am Harz hinsichtlich der Einen Welt auf genau dem richtigen Weg ist, nämlich um Berge voraus!“


Spende vom Lions Club für EDF



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Vertreter des Lions Club










 

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