Regionales / Stadt Osterode / Osterode

31.01.2019

Psychische Gewalt in Beziehungen


Erstes Treffen der neuen Selbsthilfegruppe am 12. Februar

...FaOHA

Eine Frau aus dem Altkreis Osterode hat sich bei der Selbsthilfekontaktstelle KISS gemeldet. Sie hat es geschafft, sich aus einer Beziehung zu befreien, die von psychischer Gewalt geprägt war. Jetzt möchte sie gern eine Selbsthilfegruppe gründen, um anderen Frauen und Männern, die das gleiche erleben bzw. erlebt haben, zu helfen.

Psychische Gewalt ist von außen schwer zu erkennen, da sie keine sichtbaren Verletzungen hinterlässt. Sie geschieht in der Regel im Verborgenen, Außenstehende bekommen davon meistens nichts mit. Oft ist der Grund eine narzisstische Störung des Partners oder der Partnerin. Die Ursache dafür liegt meist in der Kindheit, in der fehlenden Liebe der Mutter oder des Vaters.

Der Beginn einer Beziehung mit einem Menschen mit narzisstischer Störung ist wie die Erfüllung eines Traums, man fühlt sich über alles geliebt und geschätzt. Der neue Partner ist schlicht weg der Traummann (oder die Traumfrau, denn natürlich gibt es auch Frauen mit narzisstischer Störung), die Frau wird überschüttet mit Liebe und Aufmerksamkeit, auch „Lovebombing“ genannt. In der Beziehung stellen die Frauen dann irgendwann fest, dass sich das Verhalten des Partners ändert, er stellt Verhaltensregeln auf, an die sie sich halten müssen, hört sich am liebsten selbst reden, zeigt keinerlei Empathie, manipuliert, geht fremd. Alles, was er vorher an der Frau bewundert hat, wird abgewertet.

Die Ursache dieser Probleme liegt darin, dass Menschen mit narzisstischen Störungen nicht zu einer echten Partnerschaft fähig sind. Sie suchen keine Partnerschaft auf Augenhöhe, in der man sich gegenseitig respektiert, sondern jemanden, der sie bewundert wie großartig sie sind. Die Frau soll nach seiner Pfeife tanzen und ihr eigenes Leben aufgeben. Narzissten können keine Kritik ertragen, sachliche Diskussionen sind nicht möglich, an allem bekommt die Frau die Schuld zugewiesen. Da die Frauen aber emotional abhängig von dem Mann sind und immer hoffen, dass es wieder so wird wie am Anfang der Beziehung, lassen sie sich alles gefallen und glauben irgendwann selbst, dass sie Schuld sind am Verhalten des Mannes, weil sie ihn einfach nicht genug geliebt oder zu wenig Verständnis für ihn aufgebracht haben. Sie sind praktisch Opfer einer Gehirnwäsche, sie wissen nicht, was ihnen geschieht und denken, dass mit ihnen selbst etwas nicht stimmt.

Sie zweifeln an ihrer eigenen Wahrnehmung und ihrem Verstand. Selbst wenn sie es schaffen, sich von dem Mann zu trennen, kommen sie in der Regel wieder zurück sobald der Mann ihnen seine Liebe beteuert. Falls es doch zu einer Trennung kommt, wird die Frau von ihrem Partner massiv bedroht, beleidigt, lächerlich gemacht, erniedrigt und unter Druck gesetzt. Zudem schafft er es oft, die Familie und Freunde zu überzeugen, dass die Frau an allem Schuld und er das Opfer ist.

In dieser Art hat es auch die Frau erlebt, die jetzt eine Selbsthilfegruppe gründen möchte. Frauen und Männer, die psychische Gewalt erleiden, brauchen meist Jahre, bis sie erkennen, dass ein Großteil ihres Leides durch das Verhalten ihres Partners verursacht wird, der sie vorgeblich liebt. Allein ist es meistens nicht zu schaffen, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Deshalb ist das Ziel der Selbsthilfegruppe Hilfe und Heilung durch Erfahrungsaustausch und Zusammenhalt. Den Betroffenen soll geholfen werden, „hinter die Maske zu sehen“, denn die Gefahr ist groß, nach einer Trennung wieder an einen Narzissten zu geraten.

Das erste Treffen der neuen Selbsthilfegruppe findet am Dienstag, dem 12. Februar um 18.00 Uhr im Gruppenraum der Selbsthilfekontaktstelle im Paritätischen Sozialzentrum, Abgunst 1 in Osterode statt.

Alle interessierten betroffenen Frauen und Männer sind dazu eingeladen. Eine Selbsthilfegruppe ist kostenlos und alles, was dort gesagt wird, ist vertraulich und bleibt in der Gruppe.

Für weitere Informationen steht Marion Janeczek von der Selbsthilfekontaktstelle KISS des Paritätischen Osterode zur Verfügung, Tel.: 05522/9077-16, E-Mail: kiss.osterode@paritaetischer.de.

 

Anzeige