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23.11.2018

IG Metall ehrte 57 Mitglieder für deren 2390 Jahre währende Treue


Martina Ditzell (hi. re.) und Horst Schmitthenner (hi. li.) mit denen, die seit 25 Jahren der IG Metall die Treue halten.

...von Petra Bordfeld

„Es gibt nicht viele Organisationen, die stolz sein können auf Kolleginnen und Kollegen, die seit so vielen Jahren ihrer Gewerkschaft die Treue halten“, Worte des ehemaligen geschäftsführenden Vorstandsmitgliedes der IG Metall, Horst Schmitthenner, die er während einer Feierstunde in der Stadthalle Osterode an 57 Mitglieder der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz richtete, die für ihre insgesamt 2 390 Jahre währende Treue geehrt wurden.

Sie alle hätten viele Jahre ihren Beitrag dazu geleistet, dass das Band der Solidarität nie gerissen und die IG Metall eine handlungs- und durchsetzungsfähige Organisation geblieben ist.

Dann lud er alle zu einer Zeitreise ein, die 1948 begann, dem Jahr wo zwei der zu ehrenden Kollegen der Gewerkschaft beigetreten sind. Er dankte den beiden Vertretern der Gründungsgeneration für ihre von Treue und Solidarität geprägtes Gewerkschaftsleben.

Sie hätten das Ende des Dritten Reiches, die Befreiung durch die Alliierten und die Hoffnung auf einen Neuanfang erlebt. Und die nach Kriegsende neu gegründeten Gewerkschaften hätten sich als antifaschistische Kraft verstanden.
Sieben der zu ehrenden Jubilare sind 1958 der Gewerkschaft beigetreten. Damals seien für die Gewerkschaften vor allem Tarifautonomie, Mitbestimmung und Wirtschaftsdemokratie zu tragende Säulen der neu zu ordneten Wirtschaft in der Bundesrepublik geworden. Zugleich hätten sie als unverzichtbare Institutionen zum Schutz der politischen Demokratie gegolten.

Weiter dankte der Sprecher zwölf Kolleginnen und Kollegen dafür, dass sie 1968 Mitglieder der IG Metall wurden und in all den Jahrzehnten Anteil daran gehabt hätten, dass diese Gewerkschaft stets verlässlich für gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit habe streiten können.

Damals sei es eine Zeit gewesen, in welcher es wirtschaftlich rasant bergauf gegangen sei. Und doch hätte man für einen fairen Anteil am Aufschwung kämpfen müssen. Dabei habe sich die soziale und politische Einheitsgewerkschaft immer wieder bewährt.

1968 sei auch die Zeit des Aufbruchs gewesen, aber leider werde viel zu wenig über das alltägliche Engagement von tausenden von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern geredet, die sich in den Betrieben mit gewerkschaftlicher Kernerarbeit um ihre Kolleginnen und Kollegen verdient gemacht haben. Die soziale Wirklichkeit dieser Jahre sei unter anderem auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau zum Thema geworden.

Auch die 22 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die seit 40 Jahren, also seit 1978, dabei sind, hätten schwierige Zeiten durchlebt. Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Sozialabbau hätten letztendlich seit Ende der 70er Jahre immer stärker das Bild der Gesellschaft geprägt.

Doch sei die IG Metall immer handlungs- und durchsetzungsfähig geblieben. „So haben wir im Jahr 1984 in einem sechswöchigen Streik, gegen den Widerstand von Kapital und Kabinett, das Tor zur 35 Stunden-Woche aufgestoßen“, so der Festredner weiter.

Wenig später seien große politische Umbrüche und Veränderungen erfolgt. Denn man habe nach der Wiedervereinigung darum gekämpft, der staatlichen Einheit auch die soziale folgen zu lassen. Auch wenn man nicht überall erfolgreich gewesen sei, hätte sich bei all den Kämpfen eine alte Erkenntnis der Arbeiterbewegung bestätigt: „Die Erkenntnis, dass gewerkschaftliche Erfolge und Arbeitnehmerrechte in kapitalistischen Gesellschaften nie ungefährdeter Besitzstand sind, sondern dass sie immer wieder neu errungen und verteidigt werden müssen“.

Vor 25 Jahren, elf Jahre nach der Wende, 1993, sind 14 der zu ehrenden Frauen und Männer der Gewerkschaft beigetreten. In der Wendezeit habe man leider gute Chancen verpasst, eine andere, gerechtere soziale Gesellschaft zu schaffen. Vielleicht sei das geschehen, weil alle von den Entwicklungen überrascht gewesen wären.
Denn auch nach 28 Jahren müsse man sagen, dass das Zusammengehen vorwiegend im Westen Gewinner habe. „Darauf zu hoffen, dass sich das von alleine in Zukunft ändern wird, ist fast schon Träumerei“. Mit der Überlegung, dass das Gewerkschafts-Ziel weiter heißen müsse, möglichst schnell gleiche Lebensbedingungen herzustellen, hatte die Zeitreise von Horst Schmitthenner die Jetzt-Zeit erreicht.

Er mahnte an, dass man die Gegenwart ebenso wenig wie die Zukunft übersehen sollte. Leider sei bereits seit 1992 festzustellen gewesen, dass Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in der Bevölkerung verstärkt auftraten. „Und wir werden bis heute durch das immer dreistere Auftreten von Nazis, Neofaschisten, Rechtsextremisten und Rechtspopulisten bedroht“.

Es müsste jedem klar sein, dass jene, die auf der Flamme von Bürgerwut und Zukunftsängsten ihre braune Suppe kochen wollten, es nicht gut mit ihrem Land meinen. „Glaubt denn wirklich jemand, dass die Flüchtlinge fairen Löhnen, sicheren Arbeitsplätzen und sozialer Sicherheit im Wege stehen?“

Doch bevor Horst Schmitthenner mit seinen Worten zum Zuhören und Nachdenken einlud, trat die zweite Bevollmächtigte der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz, Martina Ditzell, ans Mikrofon und begrüßte alle aufs Herzlichste. Sie legte aber auch mit Zahlen offen dar, dass die IG Metall nicht „nur“ in Osterode, sondern auch in Northeim und Göttingen treue Mitglieder geehrt habe. Es seien weit über 700 gewesen.

Nach den Ehrungen gehörte die ganze Aufmerksamkeit „Mister Lu und seiner zauberhaften Anke“, die es wieder verstanden, alle in ihren magischen Bann zu ziehen.

DIE GEEHRTEN
70 Jahre Mitgliedschaft: Manfred Schütte (Seesen) und Hans Weiß (Bad Harzburg)
60 Jahre Mitgliedschaft: Erwin Adolf (Langelsheim), Volker Fröchtenicht und Siegfried Schlusche (Osterode), Edith Herrmann (Seesen), Dieter Hildebrandt und Wolfgang Lübbecke (Herzberg) sowie Walter Stuckhardt (Seesen)
50 Jahre Mitgliedschaft: Werner Benneckendorf (Goslar), Ingeburg Hesse (Langelsheim), Wolfgang Huth (Herzberg), Detlef Mönnich (Wulften), Klaus Müller, Georg Sander und Herwig Wiesensee (Bad Lauterberg), Fiore Sansone und Gunther-Hartmut Schilling (Seesen), Hans-Joachim Sobina und Wolfgang Wille (Osterode), Horst Warnecke (Bad Grund)
40 Jahre Mitgliedschaft: Jürgen Ahrens (Langelsheim), Erwin Becker, Hans-Joachim Huchel, Martina Lader-Weigoni, Alexandra Liszewska, Marlis Lüking und Rosario Nielsen-Rudloff (Osterode), Dieter Benke (Kalefeld), Jürgen Bertram (Clausthal-Zellerfeld), Wolfgang Bock, Dieter Herberger und Luka Pestalic (Herzberg), Herbert Holzenleuchter (Seesen), Detlef Meister (Bad Gandersheim), Hannelore Peters und Frank Wollentin (Goslar), Manfred Plümer und Hans-Günter Rotter (Hattorf), Liane Rohmeyer (Einbeck), Andreas Thiele (Bad Grund), Claus Timmermann (Altenau) und Hartmut Winkler (Seesen)
25 Jahre Mitgliedschaft: Olaf Brennecke (Bad Lauterberg), Marcus Golis (Lutter), Kai-Uwe Große und Hans Peter Illhardt (Herzberg), Torsten Machnow (Ellrich), Meik Medrian (Walkenried), Heidrun Rhöse (Gieboldehausen), Rainer Rudolf, Renate Schön und Wiltrud Waldmann (Osterode), Dieter Sawatzki (Bad Grund), Jörg Schimpf (Hattorf), Thomas Sindram (Wulften) und Hanna Vockel (Kalefeld)


Manfred Schütte und Hans Weiß für 70 jahre Mitgliedschaft geehrt

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Ehrungen für 40-jährige Mitgliedschaft

ebenfalls seit 40 Jahren dabei

Ehrung für 50 Jahre Treue

Ehrung für 60 Jahre Treue

Martina Ditzell und Horst Schmitthenner freuten sich, viele treue IG-Metaller ehren zu dürfen

 

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