Kultur

22.08.2018

Zwei Königinnen an den schwarz-weißen Tasten


Kleine Akrobatik-Einlagen gehörten auch mit zu ihrem Programm

Jennifer Rüth und Ming begeistern ihr Publikum im Rahmen der Musiktage als „Queenz of Piano“ im Bad Lauterberger Kurhaus

...von Herma Niemann

Dass ein Klavier mehr ist, als nur ein klassischer Klangkörper, haben die beiden Pianistinnen von „Queenz of Piano“ am Freitag bei ihrem Konzert „Verspielt“ mit viel Virtuosität, Witz und Charme bewiesen.

Das Duo, bestehend aus Jennifer Rüth und Ming, gastierte im Kursaal im Rahmen der Bad Lauterberger Musiktage und begeisterte mit ihrer frischen und lockeren Art, mit der man Klavier-Musik einmal aus einer ganz anderen Perspektive erleben konnte. Und das begann schon gleich bei dem ersten Stück des Abends. Denn den bekannten Popsong „Thriller“ von Michael Jackson haben wohl bisher nur die Wenigsten in einer fröhlich beschwingten Version gehört, wie ihn die beiden Musikerinnen präsentieren, immerhin geht es in dem Song aus den 1980er Jahren um Zombies.

Überhaupt kamen die beiden Pianistinnen ziemlich unkonventionell und mit erfrischender Lockerheit daher. Zwar ist die Idee, das Piano nicht einfach vierhändig zu bedienen, sondern ein zweites hinzuzufügen, nicht neu, doch die beiden Musikerinnen haben diese Art eines Klavierkonzerts weiterentwickelt und noch dazu eine sehr unterhaltsame Show daraus gemacht. Jennifer Rüth und Ming hauen dabei nicht nur sympathisch in die schwarz-weißen Taste, sondern benutzen die sonst so ehrwürdigen Instrumente sogar als Hackbrett, Gitarre oder Percussion.

„Wenn man sich in der Klassik verspielt, hat man verloren, verspeilt man sich dagegen im Jazz hat man gewonnen“, so Ming humorvoll zu dem Publikum. Die beiden wollen die Steifheit eines klassischen Konzerts aufbrechen, und das ist ihnen auf besonders sympathische Weise gelungen. „Sie können eigentlich nichts falsch machen“, wandte sich Jennifer an das Publikum „auch wenn Sie zwischen den Sätzen klatschen“, was eine Anspielung auf die klassischen Konzerte sein sollte, bei denen es höchst verpönt ist, vor Ende eines Stückes zu applaudieren.

Die Gäste konnten an diesem Abend eine gelungene musikalische Mischung genießen, angefangen bei dem schwungvollen Werk „Brasil“ von Xavier Cugat, über „Minnie the Moocher“ von Cab Calloway bis hin zu „Shape of You“ von Ed Sheeran. Ein besonders schönes und einfühlsames Stück war eine Eigenkomposition von Jennifer Rüth mit dem Titel „On the fly“. Pfiffig hingegen präsentierten die beiden eine ungewöhnliche Musikkombination, indem sie Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ mit dem Pop-Song „Happy“ von Pharell Williams einspielten.

Zum Schmunzeln war auch die Präsentation der Titelmelodie von Star Treck, die Jennifer Rüth mit dem sogenannten „Theremin“ vortrug. Natürlich ist das Repertoire der Queenz auch klassisch. Dazu gehörte an dem Abend unter anderem auch der „Türkische Marsch“ von Wolfgang Amadeus Mozert, allerdings erst in voller Länge, nachdem die beiden ihn vorher in ihrer sogenannten „Vollsparversion“ gespielt hatten. Auch wenn die beiden Pianistinnen sehr natürlich und ungekünstelt zwischen den Stücken plauderten und daraus eine gelungene Kabarett-Nummer machten, gelangte ihr musikalisches Können dadurch vielleicht doch an einigen Stellen zu sehr in den Hintergrund.

„Das nicht nur sehr unterhaltsam, sondern auch was für die Seele und für das Gemüt“, fasste eine begeisterte Besucherin den gelungenen Konzertabend zusammen.


„Verspielt“: Jennifer Rüth und Ming (von links) haben das Publikum auf humorvoll leichte Weise als „Queenz of Piano“ unterhalten

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