Panorama / Natur

12.08.2018

Der „Kolibri“ im heimischen Garten


Dieser Tage kann man einen ganz besonderen Falter sehen, der auf den ersten Blick aussieht wie ein Kolibri

...von Herma Niemann

Und auch wenn Natur, Tiere und der Mensch unter Temperaturen bis zu 39 Grad leiden, kann man sich doch im heimischen Garten an einem ganz besonderen Anblick eines kleinen Tieres erfreuen. Es ist äußerst flink, flattert blitzschnell mit den Flügeln, saugt im Flugstillstand an Blüten und ist ganz schnell wieder weg.

Nein, dabei handelt es sich nicht um einen Kolibri, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht so aussehen sollte. Das zu den Nachtfaltern gehörende Insekt ist ein Schmetterling, ein sogenanntes Taubenschwänzchen.

Seit einigen Jahren häufen sich beim NABU die Nachfragen dieser Art, da es wegen des drei Zentimeter langen Rüssels und der vogelgleichen Statur zu einer Verwechslung kommen kann, zumal der schwarz-weiß gezeichnete Hinterleib einem Federschwanz ähnelt. Taubenschwänzchen sind Wanderfalter, die immer wieder aus dem Mittelmeerraum zu uns kommen und in zunehmender Zahl inzwischen auch in unseren Breiten überwintern.

Das Taubenschwänzchen kommt aus Südeuropa über die Alpen nach Deutschland. Bis vor ein paar Jahren war normalerweise in Süddeutschland die Endstation für die zierlichen Falter. Doch in extrem heißen Sommern, wie denen in 2003 und 2006, stieß das Taubenschwänzchen jedoch ungewöhnlich weit in den Norden Deutschlands vor. So auch in diesem Jahr. Und obwohl sie eigentlich zu den Schwärmern, also zu den nachtaktiven Schmetterlingen, gehören, fliegt das Taubenschwänzchen tagsüber von Blüte zu Blüte.

Gerne kommen die Taubenschwänzchen in Gärten, wo es Geranien, Nelken, Phlox und Sommerflieder gibt. Selbst bei Regen ist das Taubenschwänzchen im Gegensatz zu vielen anderen Insekten aktiv.

Das Taubenschwänzchen erscheint tatsächlich wie ein Kolibri, weil es sehr schnell und wendig fliegt. Man sollte also sehr schnell sein, wenn man eins davon vor die Kameralinse bekommen möchte. Nur kurz bleibt es vor jeder Blüte stehen, um im leicht leicht brummenden Schwirrflug den Nektar zu tanken und wechselt dann zur nächsten Blüte. So kann das Taubenschwänzchen in fünf Minuten mehr als hundert Blüten besuchen.

Einziger Schmetterling, der rückwärts fliegen kann

Auch ist das Taubenschwänzchen der einzige Schmetterling und eines der ganz wenigen Insekten, die rückwärts fliegen können. Der begabte Flugkünstler navigiert unter anderem mit seinem Hinterteil, das er wie ein Steuerruder benutzt.
In seinem Zickzack-Kurs erreicht der Schmetterling mitunter Fluggeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde, weswegen es ihm auch gelingt, bis zu 3.000 Kilometer zurückzulegen.

Im Herbst geht es meistens wieder in den Mittelmeerraum

Um überwintern zu können, braucht er wärmere Temperaturen, also zieht er sich im Herbst wieder bis nach Afrika, meist aber in den Mittelmeerraum zurück. Andere Schmetterlinge, wie etwa der Schwalbenschwanz, tun es ihm gleich. Wer die interessanten Schmetterlinge in seinen Garten locken möchte, sollte Pflanzen mit Röhrenblüten oder schmalen Blütenkelchen anpflanzen. Denn in diese stecken die Falter die langen Rüssel hinein. Pflanzen wie Flammenblume, Schmalblättriges Weidenröschen, Fingerhut, Primel, Storchschnabel-Gewächse, Klee, Verbenen und Ziertabak-Pflanzen sind für die Tiere eine gute Nektarquelle. Auch Petunien, Fuchsien und Geranien im Balkonkasten werden gerne angeflogen. Bei den Gehölzen bevorzugen die Falter Gartenflieder, Jasmin und den Schmetterlingsstrauch, auch Sommerflieder genannt.


Ein Taubenschwänzchen in einem Garten im Marderweg in Osterode

Aufgenommen im Garten in Katzenstein

 

Anzeige