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07.07.2018

Eine Kapitänin verlässt das Grundschulschiff in Wulften


Alle Kinder überreichten ihrer Schulleiterin eine Abschiedsrose.

von Petra Bordfeld

An einem ganz besonderen Vormittag sollte sich der Mehrzweckraum der Grundschule in eine überdimensionale Kapitänskoje verwandeln, die am ende fast zu einem Rosenmeer mutierte. Die Gründe lagen darin, dass sich alle Schulkinder und Lehrkräfte sowie Amtskolleginnen der Samtgemeinde Hattorf und Mirjam Stahl, die schulfachliche Dezernentin der Niedersächsischen Landesschulbehörde, Regionalabteilung Braunschweig - Außenstelle Göttingen, und andere befreundete Besatzungsmitglieder ihre „Kapitänin“, Schulleiterin Sigrid Giebel verabschiedeten.

Ein ganz besonderer Gast war bei dieser Abschiedsfeier auch zugegen: Dieter Welling, der damalige leitende Schulamtsdirektor im ehemaligen Osteroder Schulaufsichtsamt, der Sigrid Giebel vor 43 Jahren die Beamten-Urkunde überreichte:
Er war es auch, der anmerkte, dass Abschied von den Mädchen und Jungen zu verabschieden, denen man sich täglich mit ganzem Herzblut gewidmet hat, ein scharfes Schwert ist, das mit Sicherheit schmerzt. Die von Bord gehende Schulleiterin habe es all die Jahre mit pädagogischer Kunst vollbracht, mittels Kopf, Herz und Hand bei ihren Schülern Funken der Begeisterung, des Vertrauens, der Emotionen und der Lust am Lernen zu entzünden. Dazu zählte aber auch die Schulleitertätigkeit, mit der im Haus der Frieden bewahrt, und unter Kollegen Verbündete für die ideenreiche Gestaltung in der Schule gefunden werden.

Zuvor meldete sich aber Dezernentin Stahl zu Wort, die auch die Abschiedsurkunde des Landes Niedersachsen mitgebracht hatte. Sigrid Giebel dürfte auf ein erfolgreiches und erfülltes Arbeitsleben zurückblicken. Als sie ihren Schuldienst aufgenommen hatte, hätten erstmals „Frühstück bei Tiffanie“ und „Asterix“ die Welt erobert. Sie sei nie stehen geblieben, sondern wechselte von Nordhorn zur Hauptschule Hattorf, zu den Orientierungsstufen Wulften und am Röddenberg in Osterode, wo sie auch 17 Jahre Konrektorin war. Als dieser Schultyp 2004 aufgelöst wurde, führte sie der Weg als Rektorin zur Grundschule Wulften. Ihrem Motto „Mit uns kann man rechnen“. sei sie stets treu geblieben. Denn sie habe sich immer für das Gebäude Schule und die Kinder eingesetzt.

Arnd Barke trat als stellvertretender Gemeindedirektor an Rednerpult und dankte dafür, dass Sigrid Giebel all die Jahre als Lehrerin und Schulleiterin den nicht immer leichten Aufgaben mit Tatendrang und Engagement gewissenhaft nachgegangen war. Sie habe mittels Erziehung und Bildung dazu beizutragen, dass kleine Menschen später ihren Weg finden werden beziehungsweise längst gefunden haben. Ihr Beruf sei bestimmt kein Job, bei dem man mit dem Abschließen der Tür auch die Gedanken rund um die Arbeit wegschließen könne. „Dazu ist die Schule ein zu komplexes Gefüge“. Die vielfältigen Anforderungen und ein entsprechend reibungsloser Ablauf verlangten viel großen Einsatz und Improvisationstalent. Denn Schüler wollten hier und heute Unterricht. Sie bräuchten ein verständnisvolles Ohr, und Antworten werden sofort erwartet. „Das haben sie geschafft“.

Sigrid Giebel ließ es sich auch nicht nehmen, zuerst ihre Freude über die vielen Gäste kund zu tun, und dann einige Anekdoten aus ihrem beruflichen Weg zu offenbaren. Sie erinnerte daran, dass vor 43 Jahren Dieter Welling ihre Suche damit beendete, dass er sie als „Feuerwehrlehrkraft“ nach Schwiegershausen entsandt habe. Der Weg habe sie zwar auch mal nach Nordhorn geführt, doch die Liebe zum Harz ließ sie zurückkehren. Wieder begegnete sie dem Dezernaten Welling bei der zweiten Lehrerprüfung, zu welcher er nicht pünktlich erschienen war. Der Grund dafür lag darin, dass ihm eine waschechte Kuh vors Auto gelaufen ist. „Ich bestand die Prüfung, die Kuh hat überlebt“.

Nach der Auflösung der OS Osterode habe sie schweren Herzens die Grundschule Wulften betreten. „Nachdem man sich an mich gewöhnt hatte, gab es in all den folgenden Jahren seitens des Schulträgers doch mehr Unterstützung als Bürokratenzickerei“. Große Unterstützung habe sie aber auch durch den Förderverein erfahren. Wie gut sie sich mit dem Kollegium, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich mit den Schülerinnen und Schülern verstanden hat, sei ihr bereits beim 40jährigen Dienstjubiläum mittels eines Liedes offen dargelegt worden.

Und genau das Kollegium sowie die Mädchen und Jungen der GS hatten dann ihren Auftritt. Zuerst einmal packten die Großen, unterstützt von vielen Gästen, einen Reisekoffer, der nicht „nur“ mit guten Worten, sondern auch mit sehr realen Präsenten so gefüllt wurde, dass er am Ende nicht mehr zuging.

Zusammen mit den Kindern wurde dann ein Abschiedslied angestimmt. Die Kleinen wiederum überreichten dann ihrer Schulleiterin und Lehrerin jeweils eine Rose, sodass am Ende ein wahrer Rosengarten zusammen gekommen war.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Sigrid Giebel (li.) zusammen mit Dieter Welling und Mirjam Stahl.

Arnd Barke überreicht Sigrid Giegel ein Abschiedsgechenk

 

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