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05.07.2018

Bürgerinformationsveranstaltung in Riefensbeek-Kamschlacken


Sanierung des Dammes der Sösetalvorsperre voraussichtliche Bauzeit 2,5 Jahre, keine Ausweichstrecken vorgesehen.

von Corina Bialek

Das Projekt Damm-Sanierung geht in diesem Monat in das Planfestellungsverfahren. Da während der Bauzeit Riefensbeek-Kammschlacken nur via Clausthal erreichbar sein wird, ist für die Anwohner, Ferienwohnungsbetreiber und Gastronomie mit erheblichen Einschränkungen und finanziellen Einbußen zu rechnen. Derzeit prüft die SPD Ratsfraktion inwiefern auf der Berme nicht doch eine dauerhaft Umfahrung eingerichtet werden kann. Jörg Hüddersen, Fraktionsforsitzender der SPD Ratsfraktion dazu zum Eseltreiber: „Für uns ist es inakzeptabel den Ort 2,5 Jahre abzuschneiden, zumal sich die Frage stellt, ob die Bauarbeiten in der Zeit abgeschlossen sein werden. Die Erfahrung lehrt, dass solche Bauprojekte häufig nicht im gesteckten Zeitrahmen realisiert werden können.

....Marie Kleine / Harzwasserwerke

Die Harzwasserwerke und die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr haben am vergangenen Mittwoch in Riefensbeek-Kamschlaken die Einwohner des Ortes über die geplante Sanierung des Dammes der Sösetalvorsperre informiert. Mehr als 80 der Einwohner aus dem Ort und aus Osterode waren der Einladung gefolgt. Anlass der Informationsveranstaltung ist, dass das schon seit vielen Jahren geplante Projekt im kommenden Monat in das Planfeststellungsverfahren geht. Im Planfeststellungsverfahren haben die Einwohner die Möglichkeit, ihre Bedenken anzubringen. 

„Ja, es wird deutliche Einschränkungen für die Einwohner geben und wir können auch finanzielle Nachteile für die Gastronomen vor Ort durch das Bauvorhaben nicht ausschließen“, sagte Dr. Christoph Donner, Technischer Geschäftsführer der Harzwasserwerke am Abend. „Wir entschuldigen uns als Harzwasserwerke dafür und bedauern das sehr.“ Es sei wichtig, dass sich die Einwohner am Planfeststellungsverfahren beteiligten. „Nur wenn Sie jetzt Ihre Punkte mit einbringen, haben Sie später rechtliche Mittel, um zu versuchen Entschädigungen zu bekommen“, riet Dr. Donner. 

Fragen nach möglichen Ausweichstrecken und Entschädigungen

Rund 50 Fragen und Kommentare bekamen die Einwohner an dem Abend beantwortet. Mehrfach wurde gefragt, warum die Bundestraße 498, die über den Damm der Vorsperre läuft, für mindestens zweieinhalb Jahre gesperrt werden muss und warum es keine Ausweichstrecke gibt. Der Projektplaner, Dr. Sören Latte von der Firma Ramboll, erläuterte die technischen, sicherheitstechnischen und gesetzlichen Gründe, die eine Vollsperrung für die Bauzeit notwendig machten. „Wir haben 16 mögliche Ausweichstrecken durch ein externes Büro planen lassen und verworfen“, erklärte Dr. Latte. „Aufgrund der Lage des Standortes im Hochwassergebiet und im Trinkwasserschutzgebiet der Zone 1 liegen wir uns zum Beispiel bei Kosten von mehr als 2 Millionen Euro für eine Umfahrung auf der Berme der Vorsperre – und das für zweieinhalb Jahre Bauzeit.“ Unverhältnismäßig hoch sei das im Vergleich zu einem Gesamtbudget für das Projekt von rund 13 Millionen Euro reine Netto- Baukosten, sagte der Leiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Günter Hartkens. „Daher empfehlen wir Ihnen den Weg über das Planfeststellungsverfahren zu gehen“, sagte er. 

Dr. Donner von den Harzwasserwerken machte klar, dass es sich bei der Finanzierung der Umfahrung rein rechtlich betrachtet um eine freiwillige Maßnahme handeln würde. „Da wir uns als Harzwasserwerke über den Wasserpreis finanzieren, können wir leider kartellrechtlich keine Kosten in dieser Größenordnung freiwillig übernehmen“, sagte er. „Darum sind uns hier die Hände gebunden.“ 

Die Einwohner von Riefensbeek-Kamschlacken machten deutlich, dass sie die Gefahr sehen, ein „Geisterdorf“ zu werden, wenn der Ort nur noch als Sackgasse während der Sarnierung zu erreichen ist. Auch wurden große Bedenken bezüglich des Winterdienstes auf der Bundesstraße Richtung Clausthal- Zellerfeld geäußert. „Wir haben verstanden, dass die Einwohner den Winterräumdienst im jetzigen Umfang für die Bauphase als unzureichend empfinden“, sagte Carina Eberwein von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. „Wir werden dort noch einmal ganz genau hinschauen.“ 

Und auch die Harzwasserwerke nahmen einen Impuls aus der Bürgerinformationsveranstaltung mit: Um die Auswirkungen auf Riefensbeek- Kamschlacken abzumildern, werden die Harzwasserwerke nun prüfen, wie der Tourismus vor Ort während der Bauzeit unterstützt werden kann. „Wir werden versuchen, alle Rad- und Wanderwege trotzdem freizuhalten und auch den entsprechenden Parkraum zur Verfügung zu stellen“, versprach Dr. Donner. Den Vorschlag der Einwohner, eine Aussichtsplattform mit Informationstafeln zu schaffen, um Baustellentouristen anzulocken, werden die Harzwasserwerke sehr wohlwollend prüfen.
 
 
Das Projekt:
 
Der Hochwasserschutz und die Dichtung des Dammes an der mittlerweile 80 Jahren alten Vorsperre der Sösetalsperre müssen grundsaniert werden. Sonst droht bei einem 1000- jährlichen oder 10000- jährlichen Hochwasser die Gefahr, dass der Damm überströmt wird und es zu einem Dammbruch kommt. Das würde den Hochwasserschutz der Sösetalsperre gefährden und die Trinkwasseraufbereitung des Wasserwerks an der Sösetalsperre in einem erheblichen Umfang erschweren. Da über den Damm der Vorsperre die Bundesstraße 498 verläuft, wird die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr im Zuge der Generalsanierung die Bundesstraße und die jetzige Behelfsbrücke sanieren.

In einem ersten Schritt wird der Damm der Vorsperre nachgedichtet. Dann werden das bisherige Wehr und der bisherige Grundablass durch ein Kombibauwerk ersetzt. Die alten Bauwerke werden zurückgebaut. Abschließend wird die Straße inklusive Abwasserregelung gebaut werden. Die Bauarbeiten werden im eingestauten Zustand der Vorsperre durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Haupttalsperre ihre Aufgabe als Trinkwasserquelle weiter wahrnehmen kann und die Umwelt an den Ufern der Vorsperre geschützt wird.

Die Straße über den Damm der Vorsperre hat schon seit Bau der Talsperre als Forst- und später Landesstraße bestanden. In den 70er Jahren ist sie in eine Bundesstraße umgewandelt worden. Die Sanierung wird schon seit mehreren Jahren geplant (1997) und geht jetzt Ende Juli ins Planfeststellungsverfahren. Bauherren sind die Harzwasserwerke gemeinsam mit der Niedersächsichen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Aufsichtsbehörde für das Projekt ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.








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