Kultur

31.05.2018

Hochkarätig, präzise, mitreißend


Rund 200 Sänger der Portsmouth Choral Union, der Musikgemeinde Osterode, der Herzberger Kantorei, des Kammerchors Herzberg und des Jugendchors Herzberg/Osterode begeisterten zusammen mit dem Orchester Camerata Allegra unter der Leitung von Jörg Ehrenfeuchter das Publikum in der Stadthalle Osterode.

Mit dem Konzert der Musikgemeinde Osterode erlebten die Zuschauer in der Stadthalle einen Hörgenuss auf höchstem Niveau

von Herma Niemann

Osterode. Die Begeisterung des Publikums am vergangenen Sonntag in der Osteroder Stadthalle hat es bewiesen: Die Musikgemeinde Osterode hat mit ihrer Aufführung der beiden Sinfonien einen musikalischen Volltreffer gelandet.

Mitwirkende des Abends waren neben der Musikgemeinde Osterode und der Herzberger Kantorei, der Kammerchor Herzberg und der Jugendchor Herzberg/Osterode sowie die Portsmouth Choral Union. Die Gesamtleitung unterlag dem Kantor Jörg Ehrenfeuchter. Zunächst jedoch waren die Hauptakteure die Mitglieder des Orchesters Camerata Allegra, das von Ehrenfeuchter mit viel Feingefühl dirigiert wurde.

Das Orchester spielte Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op.95 „Aus der neuen Welt“. Eine außergewöhnliche Aufgabe, die das Orchester mit Bravour meisterte, denn es überzeugte mit einer facettenreichen Klangfülle, ohne dabei schwer zu wirken und mit äußerst viel Detailreichtum. Das Werk schreibt der aus Böhmen stammende Komponist während seines Aufenthaltes in Amerika auf der Suche nach einer neuen musikalischen Identität.

Heftige Pauken, tänzelnde Querflöten und begeisterungsfähige Blechbläser, all das zeigt die Zwiespältigkeit Dvoraks zwischen dem Aufbruch in eine Welt voller Möglichkeiten und seinem großen Heimweh. Spirituals, aber auch irische und schottische Einflüsse sind zu entdecken, aber auch die böhmischen Wurzeln des Komponisten, die besonders im zweiten Satz zur Geltung kommen. Das Werk, dass Dvorak Ende des 19. Jahrhunderst verfasste, fasziniert bis heute, auch dank der Darbietung an diesem Sonntag des Orchester Camerata Allegra.

Mit etwa 70 Minuten Spieldauer ist die im Anschluss aufgeführte „A Sea Symphony“ die längste aller Sinfonien von Vaughan Williams. Obwohl sich diese Sinfonie relativ weit von der alten deutschen Tradition einer klassischen Sinfonie entfernt, folgt sie doch in gewissem Sinne dem üblichen sinfonischen Aufbau: schneller Einleitungssatz, langsamer Satz, Scherzo und Finale. Es ist eine Sinfonie über die Meere, die Seefahrt und die Seeleute.

Hier wirkten die rund 200 Sänger der Chöre mit, denen eine besondere Anerkennung ausgesprochen werden muss. Denn bei einer Darbietung wie bei diesem groß besetzten Werk, kommt es besonders auf Stimmstärke, klangfarbliche Differenzierung und eine unbedingte Identifikation mit dem Textgehalt und der musikalischen Dramaturgie an. Unterstützt wurden die Sänger von den beiden Solisten Johanna Winkel (Sopran) und Richard Logiewa (Bariton). Beide agierten mit Leidenschaft und verdeutlichten dem Publikum mit jeder Gefühlslage die große Verbundenheit zu dem Werk. Leider war der Bariton jedoch teilweise nicht gut zu hören, da seine Stimme etwas blass wirkte.

Auch wenn es dem Publikum wahrscheinlich vor Begeisterung unter den Nägeln brannte, nach jedem gespielten Satz der beiden Sinfonien zu applaudieren, angesichts der großartigen und mitreißenden Musik, so mussten sie sich jedoch bis zum Ende gedulden. Umso kräftiger fiel dann jedoch der Beifall der Zuhörer aus, die bestimmt noch lange an diesen einmaligen Hörgenuss zurückdenken können.


Die beiden Solisten Johanna Winkel und Richard Logiewa waren eine wahre Bereicherung für die Präsentation von „A Sea Symphony“.

 

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