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16.05.2018

Ortsratssitzung in der Freiheit


In der Freiheit werden keine Häuser enteignet – aber was ist mit dem Supermarkt?

...von Petra Bordfeld

Zur Sitzung des Ortsrates Freiheit waren auch Osterodes Bürgermeister Klaus Becker und der Leiter des Bauamtes, Thomas Christiansen, gekommen, weil sie damit rechneten, dass jene Bürger, welche die Sanierungsmaßnahme „Johannesvorstadt-Freiheit“ verbal durch den Dreck gezogen haben, erscheinen würden. Doch weit gefehlt. Statt der Nörgler, die von bevorstehenden Enteignungen in dem Ortsteil sprachen, war neben einem recht zufriedenen Bürger auch Gustav Schröter gekommen.

Doch der war alles andere zufrieden. Denn ein neues, gefordertes Holzgutachten, legte große Steine in den Weg zum geplanten Supermarkt, der dort errichtet werden soll, wo noch seine Denkmal geschützte Villa steht.

Ortsbürgermeisterin Helga Steinemann legte in Sachen „Gerüchteküche“ offen dar, dass sie zu dem absurden Thema „Enteignung“ so viele böse Anrufe bekommen habe, dass die Leitung schon geglüht habe. Nicht wenige dieser Äußerungen seien sogar tief unter die Gürtellinie gegangen. Erschreckend sei, dass sich da die Bürger geäußert hätten, die noch nie bei einer der Sitzungen zugegen waren, welche sich mit der Johannesvorstadt befassten.

Der Grund der Wutausbrüche war ein Brief des Grundbuchamtes, der absolut nichts mit Enteignung zu tun hatte. „Derartiges haben wir noch nie in Osterode durchgezogen“, so Thomas Christiansen. Jeder Bürger, der Mitreden möchte, sollte zu den Treffen kommen. „Sonst soll er den unqualifizierten Mund halten“. Für Fragen stünde letztendlich die Verwaltung der Stadt Osterode zur Verfügung. Dass hier Ängste aufgebaut werden, entbehre jeder Grundlage.

Die Ortsbürgermeisterin versicherte, dass sie bestimmt nicht die einzige Freiheiterin wäre, die stolz auf den Erhalt der Fördermaßahme ist. „In zehn Jahren werden wir sagen: Das war eine gute Idee“.

Nicht so optimistisch äußerte sich Villenbesitzer Gustav Schröter. Auch wenn sich Bauamtsleiter Christiansen dafür eingesetzt hätte, dass die Denkmalschutzbehörde das Objekt frei gibt, habe diese Behörde die nächste Runde eingeläutet. Das sei mit einem Schreiben geschehen, dass in dem den rund 150 Seiten umfassenden Fachgutachten noch ein spezielles Holzgutachten fehlt. „Von dem war noch nie die Rede“. Besonders ärgere ihn, dass weder er noch sein Anwalt direkt informiert wurden, sondern dass dies über Dritte erfolgt sei. Jetzt müsse wieder ein Gutachter her, doch der Fachmann, der ihm empfohlen wurde, nehme vor Weihnachten keinen Auftrag an. „Ist mir der Mann mit Absicht empfohlen worden“?

Helga Steinemann äußerte in diesem Zusammenhang die große Sorge, dass bei dem weiteren Hinauszögern des Beschlusses, die Villa aus dem Denkmalschutz zu nehmen, der Investor abspringt. „Der wartet nicht unbedingt auf Freiheit“. Schröter mahnte an, dass dieses Gebäude in fünf Jahren mit Sicherheit eingefallen sein dürfte, dann wäre aber der Supermarktzug längst abgefahren. „Dann haben wir es kaputt geschützt“, so die Ortsbürgermeisterin.

Christiansen überlegte, dass ein dickes Brett gebohrt werden müsse, weil da mal wieder 150prozentige Genauigkeit an den Tag gelegt und somit das Kind mit dem Bad ausgeschüttet würde. Leider habe die Stadt keine Einspruchsmöglichkeit.
Vor diesen beiden Fakten standen aber noch andere Punkte auf der Tagesordnung, die alle einen einstimmigen Beschluss erfuhren.

So darf sich die Schützenbrüderschaft über 150 € freuen, die zum Erwerb von Ortsratspokalen eingesetzt werden, die beim Schützenfest vergeben werden. Sie hat aber noch einen weiteren Grund der Freude: denn sie wird 500 € aus dem 1 000 € umfassenden HarzEnergie-Ehrenamtfonds erhalten. Die andere Hälft geht an den Hundesportverein, der ein Zeltlager für 100 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet ausrichten wird.

Die gleiche Summe, die allerdings aus dem Dorfbudget des Landkreises Göttingen kommt, soll für das Eseltreiberfest verwendet werden, welches am 14. Juli von allen Freiheiter Vereinen ausgerichtet wird.

Bei den Veranschlagungswünschen für das Haushaltsjahr 2019 sowie der mittelfristigen Finanzplanung und dem Investitionsprogramm gab es viele Vorschläge, die alle auf Einklang stießen. So steht weiterhin die Neugestaltung Bolzplatzes auf der Liste, wie der Ausbau einer Wasserlöschstelle auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände, das Anbringen einer Absauganlage des Feuerwehr-Gerätehauses, ein wirksamer Wildschweinschutz für den Sportplatz, eine Beleuchtung für die Unterführung des Philosophenweges, die nicht immer wieder der Gewalt weichen muss, und ein nicht felgenkillender Fahrradständer an der oberen Sporthalle.
Als es um die Verwendung der Ortsratsmittel für dieses Jahr ging, wurden noch keine Beschlüsse gefasst, sondern auf die nächste Sitzung verschoben, die am 22. August, stattfindet.

Fest steht allerdings, dass die Wehr 400 € erhalten wird, für die Blumenampeln sind auch wieder Gelder bereitgestellt, gleiches gilt für Jubiläen, die Kränze für den Volkstrauertag und die Seniorenweihnachtsfeier, zu der am 2. Dezember in die obere Turnhalle geladen wird. Schon wesentlich eher, nämlich am 25. Juli, lädt der DRK-Ortsverein Freiheit in die alte Schule zum Blutspenden ein.

Übrigens wusste Stadtamtfrau Thoskild Lätsch auch etwas Positives zu berichten. Denn die Einwohnerzahl in der Freiheit ist von 1696 auf 1705 angestiegen.

 

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