Regionales / Stadt Osterode / Förste/Nienstedt

14.05.2018

Das Leben in Osterode und Bad Grund ist lebenswert


von Petra Bordfeld

„Ich fühle mich sehr wohl in Osterode, auch wenn es hier keinen Hafen gibt“, mit diesen launigen Worten war sich Bürgermeister Klaus Becker im Prinzip mit den anderen Teilnehmern und Teilnehmerinnen des „Runden Tisches“ aus der ehemaligen Kreisstadt und der Gemeinde Bad Grund einig, die der Einladung der Leibniz Universität Hannover nach Förste gefolgt waren.

Diesem von interessanten Diskussionen getragen Treffen war eine Frageaktion der Leibniz Uni Hannover in Teichhütte und Osterode vorangegangen, in welcher rund 200 Bürger und Bürgerinnen fast jeden Alters unter anderem die Fragen „Was ist Ihnen persönlich wichtig im Leben? Was macht Ihrer Meinung nach hier das Gute Leben aus? Was fehlt Ihrer Meinung nach hier zum guten Leben?“ gestellt wurden. Genau diese überaus interessanten Antworten sollten jetzt „diagnostiziert“ werden.

Dazu hatten die Mitarbeiter/innen des Forschungsprojektes unter der Leitung von Professorin Barbara Zibell nach Förste in das Restaurant „Zum Schwarzen Bären“ geladen, und sowohl Kommunalpolitiker als auch Privatpersonen setzten sich als „Schlüsselakteure“ zusammen, die sich am Ende in einem einig waren: Das Leben in der Stadt Osterode und deren Ortschaften ist ebenso lobenswert wie das in der Gemeinde Bad Grund.

Bis zu dieser Schlussfolgerung waren aber noch diverse, überaus positive Anmerkungen zu vernehmen. Harald Dietzmann; Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, versicherte, dass Zufriedenheit und Gesundheit wichtigste Punkte für ein gutes Leben seien. Ein funktionierender Freundeskreis und die Integration in das gesellschaftliche, öffentliche Leben dürften allerdings auch nicht unterschätzt werden.

Besonders gut sei beispielsweise in der Gemeinde Bad Grund, dass man staufrei zur Arbeit kommt. In Großstädten gehe dahingegen ein großes Stück an Lebensqualität und Freizeit im fast alltäglichen Stau verloren. Außerdem werde das Gute hier durch den ländlichen Raum und dessen positive Facetten geprägt.

Auf Klaus Beckers amüsante Bemerkung zu sprechen kommend, versicherte Dietzmann, dass er zu einem guten Leben nicht unbedingt einen Hafen bräuchte. In der Zeit der Fusionen könne man ja aber mal den Blick Richtung Küste wenden und schauen, wo sich der nächstgelegene Hafen befindet. Von dieser Idee zur Realität zurückkehrend mahnte Dietzmann an, dass vielen Menschen nicht etwa ein Hafen, sondern das positive Denken fehlt, um sich mit der Region und den Gemeinden zu identifizieren. „Es ist doch einfach toll am Rand des Harzes zu leben“.

Herbert Lohrberg, Vorsitzender der DoLeWo (Dorfgemeinschaft Leben und Wohnen in Eisdorf) schloss sich im Wesentlichen seinen Vorrednern an. Er mahnte aber an, dass die „Freizeitpolitiker“ immer versuchen müssten, da zu sein und als Bindeglied zwischen Bürgern, Vereinen und Verbänden sowie der Politik aktiv zu werden. Er selbst fühle sich in dieser Region richtig wohl, weil auf dem Lande die Zusammenarbeit immer noch gut ist. „ Man spricht hier miteinander, nicht übereinander“.

Annette Altmann, eine der drei Eisdorfer Dorfmoderatoren versicherte, dass sie nach einem Ausflug in eine Großstadt immer wieder feststelle, dass es für sie keinen Grund gibt, den Umzug von Hannover nach Eisdorf zu bereuen - im Gegenteil. Hier gebe es die Herzlichkeit, das Miteinander und das dörfliche Vereinsleben. „Was fehlt mir zum Leben? - Privat gar nichts“.

Frank Koch, Ortsbürgermeister von Lerbach, betonte, dass das Zusammenleben der Bürger unbedingt erhalten bleiben muss. „Es darf nicht weiter auseinanderdriften, alle Vereine müssen zusammen arbeiten“. Im Prinzip fehle ihm allerdings nichts.

Bernd Fröhlich, Försters Ortsbürgermeister, wiederum verwies darauf, dass die Natur rund um Förste und Nienstedt massig was zu bieten habe. Allein die Karstlandschaft punkte da gehörig. Aber auch, weil gerade die Flüchtlings-Situation in Osterode mit viel Engagement und ohne fremdenfeindlichen Kundgebungen über die Bühne gegangen ist, fühle er sich hier sehr wohl. Allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass insbesondere der öffentliche Verkehr verbessert werden müsste.

Klaus Becker verwies darauf, dass grundsätzlich nichts fehle, außer oftmals die Dankbarkeit für das, was hier genossen werden könne. Auch in Osterode sei jede Menge los, leider seien die Menschen nicht selten nur Informationsfaul.

Die Gäste aus Hannover, die dieses Forschungsprojekt bereits seit 15 Monaten betreiben, zeigten sich sehr erfreut über die vielen Meinungen, die gar nicht so unterschiedlich waren. Sie nahmen alles Gehörte mit in die Landeshauptstadt, um es sorgsam zu begutachten und auf einen Nenner zu kommen, der realisierbar sein wird. Die Ideen gingen in Richtung Bündelung der Vereinsorganisation in einem Gebäude. So könnte beispielsweise der Gittelder Bahnhof ein solcher Vereinsknotenpunkt werden. Das Ergebnis werden sie dann erneut hier vorstellen.


Klaus Becker eröffnete den „Runden Tisch“ in Förste.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Professorin Barbara Zibell (li.) Ingrid Heineking von der Leibniz-Uni Hannover.

 

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