Kultur

03.05.2018

Begeistertes Publikum folgte Gittes Haenning auf ihre Lebensreise


Gitte Haenning bei ihrem Konzert in Osterode

...von Petra Bordfeld

Gitte Haenning betrat die Bühne der Stadthalle Osterode und brachte sofort ihre überzeugende Freude zum Ausdruck, dass so viele Gäste gekommen waren, die sich mit ihr auf eine Abenteuerreise durch ihr Leben machen wollten. Es war ein vor Erwartung und Begeisterung glühendes Publikum des etwas älteren Semesters, das mehr von der Sängerin, die vor 45 jahren auch den deutschen Schlagerhimmel eroberte, hören wollte. 

Und sie präsentierte nicht alltägliche Lieblingslieder ebenso überzeugend, wie die von ihr interpretierten Songs ihrer Freunde und Helden. Besonders lecker waren die Ausflüge in die Welt des galanten, von groovigen Sound, heiteren Swing und bewegenden Soul getragenen Jazz. Gerade da kam ihr vielseitiges Stimmvolumen überzeugend zur Geltung.

Sie hatte aber auch nicht nur zwei Barhocker, sondern insbesondere ganz besondere Spielkameraden mitgebracht. Es waren Sebastian Weiß (Piano), Benedikt Reidenbach (Gitarre), Thomas Alkier (Schlagzeug) und Björn Werra (Bass), die mit ihren Instrumenten sehr deutlich machten, dass das sich Kennen schon längst in sich Mögen umgeschlagen war. „Das ist für eine Torunee bestimmt nicht unwichtig“, so Gitte.

Auf der alles anderen, als kleinen Reise machte sie allerdings nicht Halt bei „Ich will 'nen Cowboy als Mann“ oder den „Laternen im Stadtpark“. Vielmehr verriet sie, wie sie Persönlichkeiten wie den Rock'n Roller Udo Lindenberg, das Multitalent Helge Schneider und ihren Helden, Rio Reiser, kennenlernte. Dass bei diesen Begegnungen viel mehr, als small talk betrieben wurde, machte sie mit Erinnerungen und insbesondere mit überzeugenden und wohltuenden Interpretationen von Liedern, wie beispielsweise „Club der Millionäre“ oder einzelnen Textzeilen aus Liedern ihrer Freunde sehr deutlich.

Nach der Pause startete sie mit dem Evergreen „There’s No Business Like Show Business“, der ursprünglich aus dem Musical „Annie Get Your Gun“ von 1946 stammt. Doch sie überzeugte auch mit einem Lied, welches Shakespeare-Texte beinhaltete. Ein einst von Judy Garland gesungenes Lied fehlte ebenso wenig.
Dann sorgten sie und ihre Musiker für mehr Tempo und Swing. Dabei forderte Gitte Haenning ihr Publikum auf, mitzumachen. Und genau das ließ sich nicht zweimal bitten, einige erhoben sich und legten einen Tanz aufs Parkett. Dann übernahm der Jazz die Regie und spuckte rhythmisches Feuer, welches alle entflammte, der Saal tobte. Der Beifall war nicht selten lauter, als die Instrumente.

Erinnerungen an den „Hohepriester des Soul“ Ray Charles und an die Bluessängerin Nina Simone tauchten ebenso auf, und niemand wollte, dass der Zug der Erinnerungen stoppte. Es gelang dem Publikum zwar mühelos mehrere Zugaben zu erklatschen, doch dann kehrte wieder Ruhe in der Stadthalle ein.

 

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