Politik / Wirtschaft / Bildung

26.03.2018

„Glauben Sie mir, wir lernen dazu“


Der Kreisdezernent Marcel Riehtig stelle sich Freitag den Fragen von Eltern und Lehrern und Kommunalpolitikern bei einer Podiumsdiskussion in der Hattorfer Oberschule.

Der Kreisdezernent Marcel Riehtig stellte sich den Fragen bei einer Podiumsdiskussion in Hattorf

von Herma Niemann

Hattorf. Auch wenn Eltern und Lehrern am Freitag bei der Podiumsdiskussion in der Oberschule in Hattorf wahrscheinlich nicht nur einer, sondern gleich mehrere große Steine vom Herzen gefallen sind, bleibt dennoch ein kleiner Wehrmutstropfen übrig.

Auf Einladung des Elternrates und der Elterninitiative mit Dirk Pejril an der Spitze war der Dezernent des Landkreises Göttingen, Marcel Riethig, nach Hattorf gekommen, um sich den Fragen zur Schulentwicklungsplanung zu stellen.Die dabei wohl wichtigste Aussage Riethigs war, dass sich an die Entscheidung des Kreisausschusses gehalten werde.

Riethig sagte, dass keine Oberschule sofort geschlossen werde, falls sich demnächst in einem Jahrgang nur 28 Schüler anmelden. „Dann wäre der Landrat mit dem Klammerbeutel gepudert“, so Riethig humorvoll. Voraussetzung für den Fortbestand einer Oberschule ist die Zweizügigkeit und die damit verbundene Mindest-Anmeldezahl von 29 Schülern laut Klassenbildungserlass. Sollten sich nun nur 28 Schüler anmelden, werde sich die Kreisverwaltung das Folgejahr noch ansehen, so der Dezernent. Wenn jedoch ab dem Zeitpunkt allerdings die Zahlen weiter sinken, sei es eindeutig, und die Schule müsse geschlossen werden.

Diese Aussage Riethigs beruhigte zwar die Anwesenden, ist aber dennoch kein Muss, an das sich die Kreisverwaltung halten müsse. Was an dem Abend nämlich nicht weiter thematisiert wurde ist der Wortlaut des Kreisausschuss-Beschlusses, in dem es heißt: „Kommt in einem fünften Jahrgang diese Mindestzahl an Schülern nicht zustande, wird der Landrat beauftragt, bei der Landesschulbehörde einen Antrag gemäß Paragraf 106 Absatz 1 auf Aufhebung der Oberschule Hattorf zu stellen“.

Der Schulleiter Klaus Wagner dankte allen Beteiligten für die große Solidarität. „Wenn Sie nicht alle aufgestanden wären, wäre es vielleicht nicht zu diesem Ergebnis gekommen“. Wagner betonte auch, dass es in dieser Zusammenkunft nicht um Sieger und Verlierer ginge, sondern darum, die Schulentwicklung auf solide Beine zu stellen. Am Ende seien die Schüler die Gewinner, so Riethig. Dennoch habe der Landkreis als Schulträger dafür zu sorgen, die Qualität der Bildung zu sichern, welche auch von finanziellen Ressourcen abhänge. Die Elternwünsche bestmöglich zu berücksichtigen und Standorte zukunftsfähig zu erhalten, hänge nun mal von der Entwicklung der Schülerzahlen ab, so der Dezernent.

Sehr oft wurde in der Diskussionsrunde der Inhalt der Elternbefragung durch den Landkreis kritisiert, da dieser laut Meinung vieler Anwesender eine falsche Fragestellung beinhaltet habe und deshalb den Eltern nicht klar gewesen sei, welche Auswirkungen ihre Kreuze darauf gehabt hätten. Denn was der Wunsch der Eltern für ihre Kinder, nämlich der Besuch eines Gymnasiums, sei, sei ja später nicht immer Realität. Und dass es dabei um eventuelle Schulschließungen gegangen sei, sei nicht ersichtlich gewesen. „Glauben Sie mir, wir lernen dazu, und werden es beim nächsten Mal explizit reinschreiben“, betonte Riehtig, der auch in Bezug auf die anfängliche Kommunikation mit der Oberschule Hattorf eingestand, Fehler gemacht zu machen, weil man anders in Kommunikation hätte treten müssen.

Arne Gruppe von der GEW gab zu bedenken, dass es auch Ausnahmeregelungen gebe, was die Mindestgröße der Klassen beziehungsweise der Zweizügigkeit anginge. Frank Engels begann seinen Beitrag humorvoll und wünschte Riethig als frisch gewordenem Vater später viel Spaß mit den Politikern, wenn sein Kind selbst beginnt, zur Schule zu gehen. Weiter berichtete Engels über eine Reportage des ZDF, in der es um einen zu erwartenden Schülerboom in den kommenden Jahren ging, auf den die Politik wohl nicht vorbereitet sei. Statt der bisher angenommenen 7,2 Mio Schülern sollen es im Jahr 2025 wohl 8,3 Mio sein. Es drohe ein dramatischer Mangel von Lehrern und Gebäuden. „Das kann man auch auf die Samtgemeinde Hattorf runterbrechen“, so Engels.

Dazu sagte Riehtig, dass man die Zahlen aus den Gemeinden kenne und in den nächsten Jahren fast 600 Schüler weniger im Landkreis vorhanden sein würden. Dem Wunsch auf Erhalt der Außenstelle Wulften konnte der Dezernent nicht entsprechen, auch weil dort in Anbetracht sinkender Schülerzahlen zu viel in Brandschutz- und bis zum Jahr 2024 in Inklusionsmaßnahmen investiert werden müsse. Riethig bot jedoch Unterstützung an, wenn man Lösungen in der Oberschule umsetzen wolle, aus den vorhandenen acht Räumen zwölf zu machen. Weiter stünden die Mittel für die Sanierung des Brandschutzes in Hattorf in Höhe von 750.000 Euro als Planungsperspektive weiterhin zur Verfügung.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Frank Engels, Klaus Wagner, Marcel Riethig und Dirk Pejril (von links).

Der Schulelternrat und die Initiative zum Erhalt der Oberschule hatten zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.


 

Anzeige