Politik / Wirtschaft / Bildung

05.02.2018

Gemeinsam gegen das Insektensterben


Vertreter von NABU, BUND, Imkern, GRÜNEN und einige Gäste trafen sich im Eulenhof in Hörden, um eine Bestandsaufnahme des Insektensterbens zu machen und Maßnahmen zu überlegen, die Abhilfe schaffen können.

...Die Grünen

Dipl. Biologin Hoffmann (NABU) fasste viele Informationen der letzten Zeit zusammen: Im privaten Garten, auf den Streuobstwiesen des NABU, überall in der Natur gibt es deutlich weniger Insekten. Richtig aufgefallen ist dies den meisten Menschen in den letzten Jahren – es wird still in der Natur.

Ursachen hierfür sind die Herbizide, hier insbesondere Glyphosat und Insektizide besonders die Neonikotinoide, die laut Hersteller Bayer nicht schädlich für Bienen seien. Neonikotinoide sind Nervengifte, die in hohen Dosen für Bienen und Insekten tödlich wirken. Nicht tödliche Dosen sind aber genauso fatal für die Bienen, denn die Folgen sind unter anderem Orientierungslosigkeit und der Verlust der Lernfähigkeit.

Für den sehr starken Rückgang unserer Insekten spielt, neben dem Verlust der Nahrungsquellen in ausgeräumten Landschaften und den Pestiziden, auch die Lichtimmission eine Rolle. Nächtliches Licht soll einen negativen Einfluss auf das Verhalten der Insekten ausüben, dabei sind die genauen Mechanismen aber noch nicht ausreichend verstanden. Besonders gefährdet sind unsere Solitärbienen. Als Alleinkämpfer können sie nicht wie die Honigbiene auf eine Gemeinschaft setzten, wenn es um die Versorgung ihres Nachwuchses geht.

Auch 80 % aller Falter in Deutschland gelten als gefährdet. Selbst Falter, die überall häufig anzutreffen waren, nehmen ab. Vögel finden immer weniger Insekten. Die Folgen sind u. a. geringerer Bruterfolg, keine Fettreserven für den Winter und letztendlich Rückgang der Vogelpopulation. Ornithologen sprechen hier von einem Bruch der Nahrungskette. Reptilien, Amphibien, Kleinsäugetiere, sind ebenfalls von Insekten als Nahrung abhängig. Der Einfluss der Neonikotinoide und übrigen Pestizide auf die Bodenfauna, wie die flügellosen Insekten, ist noch gar nicht beachtet worden.

Das Fazit von Hoffmann: Der Verlust der Insekten wirkt sich kaskadenartig auch auf andere Lebewesen aus und hat weitreichende Folgen für die Ökosysteme insgesamt. Mit dem Verbot von Pestiziden wie Glyphosat und Neonikotinoiden ist es nicht getan, denn es bleibt der schwerwiegende Nahrungsmangel für die Insekten. Vorrangig müssen wieder blühende Wiesen geschaffen werden. Das größte Nahrungsreservoir für die Insekten läge in der Feldmark. Dort wo Äcker und Wiesen für die Intensivlandwirtschaft bewirtschaftet werden, müssen mehr geeignete Strukturen entstehen, die Nahrung und Unterschlupf für unsere Insekten das ganze Jahr bereitstellen. Blühende Feldraine, strukturreiche Hecken und Blühstreifen neben den Feldwegen und zwischen den Feldern. Dort wo es Pflanzenvielfalt gibt, wird sich auch eine artenreiche Fauna einstellen.

In kleinkammerigen Landschaften finden Insekten immer Nahrung. Es müssen Blühbrücken entstehen, die es den Insekten erlauben, andere Gebiete aufzusuchen. Privat kann jeder im eigenen Garten etwas tun, indem er einem naturnahen Garten den Vorzug gibt. Gemeinden und Städte können sich bewusst für blütenreiche Wiesen und einheimische Gehölze im Stadtbereich entscheiden.

Gabriele Hoffmann machte darauf aufmerksam, dass jeder, ob Gartenbesitzer oder nicht, etwas gegen das Insektensterben tun kann. Sei es Bioprodukte zu kaufen oder den Fleischkonsum zu reduzieren, um statt ausgeräumten Landschaften in Zukunft wieder mehr Lebensraum für viele Arten zur Verfügung zu haben.Weil aber gerade die Landwirtschaft viel Verantwortung für die Umwelt trägt, sei es wichtig, dass Naturschutzverbände und Landwirtschaft aufeinander zu gehen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Erich Nordmann (Vorsitzender der Imker in Osterode) wies deutlich darauf hin, dass nicht nur Honigbienen gefährdet sind, sondern vor allem Wildbienen und andere Insekten. Wildbienen sind z.B. für die Bestäubung von Erdbeeren unbedingt nötig. Zum natürlichen Verhalten von Bienen gehört das Schwärmen, es dient Bienenvölkern zur Erneuerung, Vermehrung und zur Befreiung von Parasiten. Imker sollten diesen natürlichen Vorgang nicht unterdrücken, sondern in ihre Betriebsweise integrieren. Es gibt wieder mehr junge Imker, die überwiegend in Städten leben und dort guten Honig produzieren, weil es in Städten weniger Pestizide und einen größeren Blütenreichtum gibt als in ländlichen Regionen.

Vlad Georgescu (Sprecher BUND-Ortsgruppe OHA) stellte fest, dass die bestehenden Naturschutzgesetze im Altkreis Osterode besser durchgesetzt werden müssten. Zudem sollten Verstöße auch bei möglichen Interessenskonflikten sanktioniert werden. So sei es beispielsweise unverständlich, warum im Naturschutzgebiet Gipskarstlandschaft bei Ührde Altbestände an Hecken zerstört würden, ohne dass die Behörden eingriffen.Nach einer lebhaften Diskussion gab es Überlegungen zu Maßnahmen, die das Insektensterben stoppen können, aber teilweise schwer umsetzbar sein werden z.B. die Pflege von Wegrainen und Blühstreifen, Anpflanzung von Hecken, mehr insektenfreundliches Stadtgrün und das Anlegen von Naturgärten durch Privatpersonen.Zum Schluss melden sich mehrere Personen zu einer Arbeitsgruppe, die Maßnahmen planen soll.

 

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