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21.10.2017

Drei Dorfmoderatoren wollen Eisdorf auf die Sprünge helfen


Die drei Eisdorfer Dorfmoderatoren Annette Altmann, Jürgen Zuchowski und Petra Pinnecke haben Platz auf dem neuen Vorplatz des KuZ genommen

...von Petra Bordfeld

Dass Funk- und Fernsehen-Moderatoren zumeist wichtige Kernsätze aufgreifen, bei Konflikten vermitteln und den Dialog fördern, dürfte allen bekannt sein. Was aber machen Dorf-Moderatoren? Diese Frage beantworteten Annette Altmann, Petra Pinnecke und Jürgen Zuchowski, die dieses Ehrenamt Anfang des Jahres 2017 in Eisdorf übernommen und mittlerweile diverse Zertifikate erhalten haben.

Sie wollen Eisdorfer Bürger und deren Ideen unterstützen und auf den Weg bringen. Im Prinzip beschreiten sie den gleichen Weg, wie ihre hauptberuflichen Kollegen, denn sie machen sich als Vermittler für Kooperation, Koordination und Kommunikation zwischen den Vereinen und Verbänden sowie und einzelnen Bürger stark.

Begonnen hat alles damit, als Ortsbürgermeisterin Petra Pinnecke vernahm, dass in Süd Niedersachsen 15 Dörfer gesucht wurden, die an dem Modellversuch „Musterhausen gestaltet Zukunft“ mitmachen wollten. Allein der Titel ließ sie hellhörig werden. Schließlich will sie ihre Hände nicht in den Schoß legen, wenn sie mal keine Ortsbürgermeisterin mehr ist. „Vielmehr habe ich dann mehr Zeit mich letztendlich auf der unpolitischen Ebene zu engagieren und einzubringen“. Erst mit der Dorfmoderation zu beginnen, wenn sie im politische Rentenalter stünde, sei aber zu spät. Sich als Bindeglied zwischen Vereinen, Verbänden, Bürgern und der Politik zu agieren und somit die Möglichkeit zu haben und zu geben, die dörfliche Situation zu stabilisieren oder zu verbessern, sei doch ein erstrebenswertes Ziel.

Sie sollte mit ihren Überlegungen aber nicht alleine bleiben. Denn, auch wenn Annette Altmann „erst“ vor acht Jahren nach Eisdorf kam, fühlt sie sich dort hundertprozentig zu Hause. Ihr Mann Helge, dessen Großeltern in Eisdorf ansässig waren, kehrte aus ideellen Gründen in diesen Ort zurück. Und sie, die im Rahmen des Immobilienverwaltungs-Unternehmens ihres Mannes tätig ist, hat es nicht eine Sekunde bereut, mitgegangen zu sein. Sie habe schon als „Zugereiste“ die schon lange gesuchte bessere Lebensqualität in Eisdorf gefunden. „Ich möchte, dass die nicht verloren geht und andere Vorteile des Lebens auf dem Dorf aufzeigen“. Als Petra Pinnecke „eines schöne Tages“ den Flyer „Dorfmoderation“ vorstellte, hatten beide festgestellt, dass sie sich auf einer Wellenlänge befinden. Beide machten sich auf den Weg nach Nörten-Hardenberg, um sich über diesen Modellversuch zu informieren und kehrten „angekickt“ zurück. „Der Ideenkanal war freigelegt, denn das war unser Thema“.

Der dritte im Bunde ist Jürgen Zuchowski, der sich beruflich auch mit gemeinnützigen Organisationen beschäftigt und zwar von Clausthal Zellerfeld aus. Aber vor sechs Jahren wollten er und seine Lebenspartnerin sich wohnlich verändern und stießen bei der Suche nach einem Eigenheim auf Eisdorf. Auch er fühlte sich in der Ortschaft sofort aufgenommen. Als in seinem Briefkasten der Flyer landete, wurde seine Neugier geweckt, schließlich wollte er sich für Eisdorf einsetzen. Zwar hat er im Moment noch wenig Zeit, aber es ist abzusehen, wann die mehr wird. Für ihn ist es einfach eine tolle Idee, die ihm auch hilft das Dorf besser kennen zu lernen. Außerdem macht es ihm Spaß, sich mit anderen Gedanken zu machen, was geändert und verbessert werden kann.

Im Prinzip sind sie mittlerweile ein eingespieltes „Dream-Team“. Denn, auch wenn sie manchmal verschiedener Meinung sind, ziehen sie trotzdem an einem Strang. Dafür treffen sie sich alle vier Wochen und halten alles schriftlich fest. „Wir wollen schließlich nichts von den diskutierten Belangen vergessen. Außerdem macht alles Spaß und ist keine Belastung, sondern ein Ausgleich zum sehr anstrengenden Alltag“.
Schließlich haben sie sich fest vorgenommen, dörfliche Charaktermerkmale zu erhalten, zukunftsträchtige Projekte mit zu entwickeln, Jugendbeteiligung zu fördern, ortsnahe Versorgung zu unterstützen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, die Mobilität im Alltag zu erleichtern, Ideen aufzugreifen, Bedarf zu vermitteln und Umsetzbarkeiten zu prüfen sowie Erfahrungsaustausch mit anderen Dörfern zu führen. Letztendlich sei der Gedankenaustausch über ortsnahe Versorgung, Verkehrsanbindungen, Vereinsangebote und Fördermittel sehr wichtig.

Übrigens haben die drei die erarbeitete Theorie auch schon mindestens zweimal in die Praxis umgesetzt. Denn sie haben sich T-Shirts mit dem entsprechenden Logo fertigen und Ansichtskarten drucken lassen. Letztere werden zugunsten gemeinnütziger Projekte verkauft und sind bei Annette Altmann erhältlich.
Weil sie aber auch herausfinden möchten, welche Art von Mitfahrzentrale von den Eisdorfer gewünscht wird, ist bereits eine Umfrage gestartet. „Erst, wenn die abgeschlossen ist, werden wir konkrete Überlegungen in Angriff nehmen“.
Wer Interesse hat, kann sich die entsprechende PDF-Datei dazu im Internet herunterladen.

Zu den dörflichen Charaktermerkmalen wiederum gehören aber auch ein funktionstüchtiges Vereinsleben ebenso, wie die Heimatpflege und die dorfeigene Wasserquelle im Kreytertal. „Ganz wichtige Faktoren sind aber die Eisdorfer und deren Herzlichkeit. Die gehen auf einander zu und sind zuvorkommend und nehmen auch neue Mitbürger in ihre Runde auf“. Im Prinzip hätten die Eisdorfer Sinn für Fortschritt ohne dabei die Tradition, wie beispielsweise den „Schüttenhoff“ zu vergessen. Übrigens sei Eisdorf landesweit für seine Sauberkeit und seine Ordnungsliebe bekannt. „Schließlich packt hier jeder mit an und steht für den anderen ein“. Dabei sei es völlig egal, auf welcher politischen Ebene sich der eine oder andere bewegt.

„Wir diskutieren zwar zu dritt miteinander, aber wir hören auch gerne zu“. Aus dem Grunde sollten diejenigen, denen eine Idee durch die grauen Zellen jagt, bei ihnen anrufen, sie anmailen oder auf der Straße ansprechen, bevor sich Kopfschmerzen breit machen. „Jede Idee wird ernst genommen“.

Im Prinzip müsse erst mal kritisch überlegt werden, was fehlt und gebraucht wird. „Wir wollen nicht einfach sagen: Das machen wir“. Im Bereich der ortsnahen Versorgung gebe es viele Ideen, die gemeinsam aufgegriffen und entwickelt werden können.

In jedem Falle haben die Eisdorfer Moderatoren noch viel vor. Wer den dreien mit Ideen zur Seite stehen möchte, sollte sich merken:
www.eisdorf.de : Mail: Dorfmoderatoren@eisdorf.de.


 

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