Kultur

07.10.2017

Warum Reparieren glücklich macht


Dr. Dorothee Hemme lieferte in ihrem Vortrag einen Einblick in die Kultur des Reparierens. Dabei diene die Reparatur nicht immer nur dem Erhalt oder Wiederherstellung einer Sache, sondern fördere auch den eigenen Wissenstand und das soziale Miteinander

Im Rahmen des Veranstaltungs-Festivals „Denkmal!Kunst“ referierte Dr. Dorothee Hemme über „Die neue Lust am Reparieren“.

...von Herma Niemann

Auch wenn der Vortrag von Dr. Dorothee Hemme am Mittwoch mit den sogenannten Pleiten, Pech und Pannen begann, da ihr der passende Laptop für den Beamer im Ratssaal des Kornmagazins fehlte, passte es doch irgendwie zum anschließenden Thema ihres Vortrags im Rahmen des Veranstaltung-Festivals „Denkmal!Kunst“ des Projektes Fachwerkfünfeck.

Dr. Hemme referierte über „Die neue Lust am Reparieren“, und obwohl sich die meisten der Zuhörer unter dem Vortrag vielleicht doch etwas anderes vorgestellt hatten, wie einige Besucher im Anschluss berichteten, zeigte die Referentin in ihrem Beitrag die positive Energie auf, die in den Tätigkeiten einer Reparatur oder einer Restauration liegen können. Angefangen in Kriegszeiten, in denen ein hoher Materialwert zu sparsamen Umgang mit den diversen Gerätschaften zwang, zeigte sie auf, wie Dinge umfunktioniert wurden oder andere schon im Vorfeld der Benutzung mit einem Schutz zum Erhalt versehen worden. „Man musste erfinderisch sein und bewies zu der Zeit viel Alltags-Kreativität“, so Dr. Hemme.

Der Kreislauf von Abnutzung, Instandsetzung und Wiederverwendung von Dingen war über Jahrhunderte tief in die Alltagskultur eingeschrieben. Heute seien Dinge teilweise schon so hergestellt, dass sie gar nicht mehr repariert werden könnten, so Dr. Hemme, wogegen sich inzwischen schon einige Kritiker, besonders in den USA, zusammen getan hätten, die sich für den Verkauf offizieller Ersatzteile stark machen würden.

Etwas Reparieren zu können, mache etwas mit den Menschen. Da sei zum einen der Erfolg, etwas geschafft zu haben, aber auch das daraus erlangte zusätzliche Wissen, weil man sich mit dem Objekt auseinandergesetzt habe. Als ein wirklich motivierendes Beispiel nannte sie dabei die „9 mal 24“-Aktion in Hann. Münden. Dabei schafften es 148 Fachwerkaktivisten, zwei Fachwerkhäuser in der Speckstraße nur durch Spenden und mit Einbringung der eigenen Kraft zu restaurieren. Man habe sich schnell in die Materie einarbeiten müssen, wodurch auf der Baustelle zahlreiche Gespräche entstanden seien, die wiederum die Weitergabe der alten Bautradition, aber auch gleichzeitig das soziale Miteinander förderten, so die Kulturwissenschaftlerin.

Dabei schaffe es jede Sanierung, sowohl ein kulturelles als auch ein kommunikatives Gedächtnis entstehen zu lassen, was die Erinnerungskultur bereichere. Reparieren und Restaurieren übertrage die Vergangenheit in die Gegenwart und werde so als altes Erbe Teil unserer Alltagskultur. Reparieren sei mehr als die Wiederherstellung der Funktion eines Gegenstands. „Das Wichtigste dabei ist aber auch: die eigene händische Arbeit der Reparatur macht glücklich“, so Dr. Hemme aus Überzeugung. In Deutschland gibt es etwa 2,2 Mio Fachwerkhäuser, entstanden zwischen dem 13. und 20. Jahrhundert. Wie viele davon allerdings unter Denkmalschutz stünden, sei nicht genau bekannt, man schätzt etwa ein Drittel bis die Hälfte.

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