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30.09.2017

„Die koptische Akademie soll eine Bereicherung für Bad Grund sein“


Daniela Rutica, Dr. Rainer Hannig und George Estafanous, bereiten sich schon auf die künftige Internatsarbeit in dem Gebäude der ehemaligen Grundschule in Bad Grund vor

Dr. Rainer Hannig und seine Ehefrau Daniela Rutica werden die Leitung des Koptischen Internats in Bad Grund übernehmen. Im Sommer unterzeichnete die Koptische Kirche in Deutschland den Kaufvertrag für das ehemalige Grundschulgebäude.

...von Herma Niemann

Auch wenn viele der Klassenräume für den künftigen Unterricht nicht großartig verändert werden müssen, muss in dem ehemaligen Grundschulgebäude im Bad Grunder Teufelstal doch noch einiges passieren, bis alles fertig ist.

 

Im Sommer hat die Koptisch-Orthodoxe Kirche mit ihrem Oberhaupt in Norddeutschland, Bischof Anba Damian, das Gebäude gekauft, in dem ein Internat als Orientierungsstation für christlich-orthodoxe Jugendliche und junge Erwachsene beiderlei Geschlechts entstehen soll, die nach dem Abitur in ihrem jeweiligen Heimatland ein Studium an deutschen Hochschulen anstreben. Die Zielgruppe sind insbesondere junge Christen, die der altorientalischen Kirchengemeinschaft angehören. Dazu gehören die Kopten Ägyptens, die christlichen Syrer und Armenier, die Äthiopier und Eritreer und die indischen Thomas-Christen.

Das Internat soll der Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland dienen. Im März kommenden Jahres sollen dann auch die ersten Internatsschüler nach Bad Grund kommen, berichten Dr. Rainer Hannig und Daniela Rutica. Das Ehepaar, das abwechselnd in Warstein und in Falkenhagen lebt, wird die Internatsleitung übernehmen. Momentan schon vor Ort ist der 35-jährige George Estafanous, der erste Schönheitsreparaturen erledigt. Daniela Rutica ist Künstlerin und Ägyptologin. Sie absolvierte ihr Studium der Ägyptologie, Religionsgeschichte und Grafik und Malerei an der Philipps Universität Marburg und war anschließend als Lehrbeauftragte am Institut für Ägyptologie in Marburg tätig. Aus ihrer Magisterarbeit entstand ein Tafelwerk, das 2015 unter dem Titel „Kleopatras vergessener Tempel“ erschienen ist. 2004 gründete sie das Art-of-KaRa Projekt, das sich mit der Inszenierung des pharaonischen Ägyptens beschäftigt. In diesem Zusammenhang hat die 40-Jährige bereits zahlreiche Projekte mit Schulen und Jugendeinrichtungen zum Thema Altes Ägypten organisiert und geleitet. Nicht selten ist sie dabei selbst in ägyptischer Gewandung zugegen. Mode und Schmuck aus der Zeit der Pharaonen sind ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, ebenso wie altägyptische und koptische Malerei.

Ihr Mann Prof. Dr. Rainer Hannig absolvierte sein Studium der Ägyptologie, Sprachwissenschaften und Sozialarbeit an den Universitäten Dortmund, Heidelberg, Göttingen und Tübingen. Nach einem Gaststudium in Paris, promovierte er an der Universität Heidelberg. Rainer Hannig war von 1984 bis 1987 erster Dozent für Ägyptologie an der North-East Normal University, Changchun in China. Seit 2004 ist Dr. Hannig Leiter und Fachvertreter der Ägyptologie an der Philipps Universität Marburg. Viele Publikationen und Bücher hat er herausgegeben. Sein Lebenswerk, wie er es selbst nennt, ist aber seine Wörterbucharbeit. Unter Sprachwissenschaftlern sind seine deutsch-ägyptischen Wörterbücher als Hannig-Lexica international bekannt. In den 5 Bänden dieser Reihe hat er auf 10000 Seiten den gesamten altägyptischen Wortschatz aus der Zeit der Pharaonen zusammengestellt und in ägyptischen Hieroglyphen und deutscher Übersetzung wiedergegeben. Momentan arbeitet er am 6. Band, der allein über 9000 Seiten umfassen wird.

Kennengelernt haben sich Daniela Rutica und Rainer Hannig 2005 auf einer Ägyptologie-Tagung in Marburg. Vor etwa 10 Jahren lernten die beiden dann auch Bischof Anba Damian bei den "Tagen der Ägyptologie" im koptischen Kloster Brenkhausen/Höxter kennen. Seit 2015 ist Daniela Rutica als Malerin im Kloster tätig und auch für die Öffentlichkeitsarbeit und Führungen verantwortlich.

Für das Internat haben die beiden schon viele Ideen. So legen sie ganz besonderen Wert darauf, auch für Gäste ein offenes und gastfreundliches Haus zu sein. Am Beispiel des Klosters Brenkhausen will das Ehepaar im Eingangsbereich Sitzecken einrichten, wo es die Möglichkeit zu Gesprächen und einem aktiven Austausch geben soll. Kaffee, Tee oder andere Getränke sowie Kuchen sollen dort kostenlos gegen eine Spende angeboten werden. „Wir wollen ein offenes Haus für alle und kein Fremdkörper in der Gemeinde sein“, so Dr. Hannig „die koptische Akademie soll eine Bereicherung für Bad Grund sein.“ Wichtig wäre ihnen, dass besonders die Jugendlichen des Internats und die Jugendlichen aus der Gemeinde einander kennenlernen.

Ebenso gibt es auch Pläne, die Stadtbücherei, die zu Zeiten des Grundschulbetriebs auch in dem Gebäude war, wieder zu eröffnen. In dem Zusammenhang erwähnten die beiden, dass es bereits eine Dame gibt, die angeboten hat, die Betreuung der Bibliothek ehrenamtlich zu übernehmen. Der Unterricht für die Internats-Schüler soll bis auf bestimmte Feiertage das ganze Jahr durchgängig laufen. Vorgesehen sind fünf Tage Unterricht pro Woche mit täglich mehreren Stunden Deutsch und einer Stunde Integrationsunterricht, der auch in Form von Exkursionen und Wanderungen stattfinden soll. „Der Schwerpunkt am Integrationsunterricht “, so Dr. Hannig „soll das Kennenlernen des Lebens in Deutschland und insbesondere in der Region sein“. Auf der Seite www.akopt.com entsteht zur Zeit die neue Internetpräsens der koptischen Akademie.



Im Foyer der ehemaligen Grundschule soll eine Art Begegnungsraum entstehen, zum Kennenlernen und Austauschen. Sitzecken, Getränke und Kuchen sollen demnächst für ein gemütliches Zusammentreffen sorge

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