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04.09.2017

Bürgermeister Henning Kruse macht sich Gedanken um Wulften


Der Grillplatz am Silbersee muss auch renoviert werden.

von Petra Bordfeld

„In den letzten Jahren sind viele wichtige Dinge in unserer Gemeinde verwirklicht worden, worauf wir alle sehr stolz sein können. Trotzdem dürfen wichtige Aufgaben nicht übersehen oder weggeredet werden“., Worte von Bürgermeister Henning Kruse über die momentane Situation in Wulften. Man dürfe vor einigen Dingen nicht die Augen verschließen oder sie schön reden. Denn die Realität mache es am Ende deutlich, dass die Gemeinde weit über 1 Mio. Euro aus dem Finanzsäckel „zaubern“ müsste, um alles in den „grünen Bereich“ zu bekommen.

 

Im Gespräch mit Petra Bordfeld machte der Wulftener, der seit 1991 im Gemeinderat und seit 2001 Bürgermeister ist, deutlich, dass die Grundsanierung des Schützenhauses für ihn höchste Priorität hat. Denn es ist das Aushängeschild der Gemeinde, welches weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt und unersetzlich die Dorfgemeinschaft ist! „Um dieses traditionelle Gebäude nicht zu verlieren, haben wir einen Architekten engagiert, der einen Betrag in Höhe von mindestens 500.000 € anmahnte“. Der Grund für diese Kosten ist die Tatsache, dass in den nächsten Jahren vom Dachfirst bis zur Bodendiele, von der Bühne bis hin zu zeitgemäßen Trennwänden sehr viel Geld investiert und viel erneuert werden muss. Die Beleuchtung und Lautsprecheranlage dürften dabei nicht zu vergessen werden.

Das zweite Objekt, welches momentan sogar in fast aller Munde ist, ist das rund 400 m² große alte Rathaus und die Frage danach, was mit dem Bauwerk, das zuletzt 1974 das Verwaltungsgebäude war, geschehen soll. Seit Jahren wird es seitens der Gemeinde überhaupt nicht mehr genutzt. „Dafür stehen in den ehemaligen Gemeinderäumen einige Webstühle, die einmal in der Woche vom Heimat-und Geschichtsverein kostenlos genutzt werden dürfen“. Im Erdgeschoss sind die seit eineinhalb Jahren leerstehenden Räume des ehemaligen Shops sowie Geschäftsräume der Sparkasse gelegen. „Wie lange hier noch eine Nutzung erfolgt, weiß zurzeit niemand. Jedoch sollte hier die Politik der Sparkassen zum Erhalt ihrer Filialen im Auge behalten werden“. Die einzige bewohnte Wohnung im Obergeschoss ist seit Jahrzehnten vermietet.

Einen Plan zur weiteren Nutzung gibt es nicht, der sei auch äußerst schwierig zu erstellen. Sollte hier die Gemeinde etwas tun wollen, so stünden in jedem Fall Instandsetzungskosten von mindestens 400.000 € an. Die Außensanierung und die Dachneudeckung gehörten nicht in diese Kostenaufstellung. „Das Geld steht hierfür nicht zur Verfügung, so dass alles über Kredite finanziert werden muss,“ so Bürgermeister Kruse. Und genau da werde die Kommunalaufsicht genau hinschauen, inwieweit das bei der finanziellen Ausstattung der Gemeinde überhaupt möglich ist.

„Hinzu kommt, dass diese Investition eine freiwillige Leistung ist, keine Pflichtaufgabe der Kommune. Eine Amortisierung ist auf jeden Fall in den nächsten 30 bis 40 Jahren nicht gegeben, selbst wenn alles optimal vermietet wäre“. Da sich gegenwärtig zwei Kaufinteressenten für dieses Objekt gemeldet haben, sollte sich der Gemeinderat ernsthaft Gedanken über die weitere Zukunft dieses Gebäude machen, geht es doch insgesamt um die Rentabilität und Handlungsfähigkeit der Gemeinde

Allerdings sei das größte finanzielle Project der Kindergarten, und das schon seit Jahren. Längst abgeschlossen sind die komplette energetische Sanierung des gesamten Gebäudes, die Sanierung aller Gruppenräume, die Renovierung des Dachbodens, die Schaffung einer Krippengruppe, der Neubau der Küche und die Sanierung des Spielplatzes, um nur einige Maßnahmen zu nennen. Jetzt erreichte die Gemeinde die Nachricht, dass in diesem Jahr nochmals 40.000 € mehr benötigt werden, da eine Tarifanpassung der kirchlichen Angestellten erfolgte. „Wir waren daraufhin leider gezwungen, die Elternbeiträge um fast 20 Prozent zu erhöhen, womit wir immerhin 10.000 € der 40.000 € Mehrkosten auffangen können!“

Überhaupt zahlt die Gemeinde Wulften in 2017 für ihren Kindergarten rund 270.000 €! „Unsere Kinder sind uns dieses Geld wert, das steht überhaupt nicht in Frage. Doch ein immer weiter so ist für die Zukunft nicht machbar, da dann das Geld für zwingend notwendige Investitionen fehlen“. Erfreulich sei dahingegen, dass die veranschlagten 10.000 € für die dringend erforderliche Erneuerung der Zaunanlage für dieses Jahr bereitgestellt sind.

Sehr erfreulich ist auch die Abminderung des Häuser-Leerstandes: Das Programm „Jung kauft Alt“ hat immerhin dafür gesorgt, dass der Leerstand sich halbiert hat. Ein weiterer Lichtblick ist am Anger nicht zu übersehen. Die Rede ist von dem Supermarkt der vor fast zwei Jahren seine Pforten öffnete. Diese Angelegenheit habe sich seit Jahren wie ein roter Faden durch die Ratssitzungen gezogen, wobei viele Varianten vorgestellt öffentlich diskutiert wurden. „Letztendlich wurde durch den Kauf des Geländes des SHAM die Voraussetzung geschaffen“.

Nicht minder erfreulich ist aus Sicht von Henning Kruse die Sicherstellung des DB-Haltepunktes Wulften und der Ausbau P&R-Anlage. Beides wurde letztendlich symbolisch mit der Zugtaufe im letzten Jahr untermauert.
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Nicht vergessen werden dürfe aber auch der Ausbau der Straßen Unterdorf bis Bahnhofstraße: Denn durch entsprechende Förderprogramme und eine Extra-Anlieger-Satzung (durch die die Betroffenen ganz viel Geld gespart haben) konnten die Straßen in einen exzellenten Zustand versetzt werden. „Durch die Kreisverkehre ist das frühere Rasen durch die Straßen unterbunden worden, für alle Beteiligten ist es viel sicherer geworden“. Leider werden diese Maßnahmen von den meisten Wulftenern nicht so akzeptiert und es wird weiter gemeckert. „Es ist sehr schade, dass hier nur das vermeintlich Negative herausgekehrt wird. Wenn man zudem noch beobachten kann, dass sich viele Autofahrer nicht an die Regeln des Kreisverkehrs halten und falsch in den Kreisel einfahren, bin ich für eine konsequente „Bestrafung“ dieser Personen. Es ist kein Kavaliersdelikt, besonders dann, wenn andere Personen gefährdet werden“.

Auf die Sicherung und den Ausbau des Hochwasserschutzes für Wulften: zu sprechen kommend, erwähnte Kruse eingangs die Umlegung des Einlaufes Hackenbach und des Mühlengrabens mit einem „Deichschutz“ für die Gemeinde. Im letzten Jahr ist letztendlich die Renaturierung des Hackenbachs abgeschlossen worden, die sich schon jetzt als „Goldwert“ heraus gestellt hat. Um den Hochwasserschutz weiterhin zu gewährleisten, müsse allerdings kontinuierlich eine Räumung der Wasserläufe (Schlamm und Bewuchs) geschehen. Hier sind jährlich wohl mindestens 20.000 € zu investieren.

Ebenso wichtig sei die Wiederbelebung des „Tages des Ehrenamtes in Wulften“. Er werde von vielen Vereinsvorständen vermisst, da hier ihre ehrenamtliche Arbeit besonders gewürdigt wurde. „Auch die beispielhafte Auszeichnung für ehrenamtlich Tätige in unserer Gemeinde hatte einen entsprechenden Rahmen, aus dem Grunde wird es ihn wieder geben müssen.“

„Vor uns liegen aber weitere wichtige Aufgaben, die in naher Zukunft umgesetzt werden müssen. Wie immer, ist es vom finanziell Machbaren abhängig“, so der Wulftener Bürgermeister.

Er bezeichnete den Zustand der Gehwege/Bürgersteige in den Straßenzügen „Am Rhone“ und in der „Bilshäuser Straße“ als katastrophal. Der für die Instandsetzung benötigte Betrag wird im hohen fünfstelligen Bereich liegen.

Die „Steinstraße“ und die „Wiesenstraße“ müssen dahingegen ausgebaut werden, denn auch ihr Zustand ist sehr problematisch. Die Gemeinde muss hier – gemeinsam mit den Anliegern – probate Ausbaumöglichkeiten erörtern und umsetzen.

Teilweise saniert werden müssen viele Gemeindestraßen. Nur eine sogenannte „Risssanierung“ vorzunehmen, dürfte in den meisten Fällen nicht ausreichen. „Hier muss das bereits einmal angedachte „Straßensanierungsprogramm“ für unseren Ort aufgestellt werden, damit kontinuierlich die Gemeindestraßen in baulich guten Zustand gehalten werden“. Hierzu seien seines Erachtens nach. mindestens 50.000 € jährlich notwendig, um einen Mindeststandard zu halten, was am Ende rund 200 000 € bis 2021seien.

Das sogenannte Straßenbegleitgrün, die Anpflanzungen und Rabatte neben den Gemeindestraßen, insbesondere bei den Neuanlagen im Unterdorf, müssen auch entsprechend gepflegt werden. Einige, leider wenige, Anlieger tun dieses in hervorragender Weise, das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Diesen Personen muss man einfach ein dickes Lob aussprechen, dass sie uneigennützig Gemeindeflächen pflegen. DANKE!“ Eine Idee hierzu wäre, dass sich Wulftener Vereine eine vernachlässigte Fläche aussuchen und dafür die Patenschaft. Übernehmen. „Die Sachkosten für die Pflege wird natürlich die Gemeinde übernehmen“.

Die Kinderspielplätze müssen nicht nur unterhalten, sondern auch kontinuierlich mit neuen Geräten bestückt werden, um die Attraktivität zu erhalten.
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Gleiches gelte für den Grillplatz/Silbersee. Der benötigt dringend eine Renovierung. Alle Außenbänke und Tische müssen erneuert werden, die Gebäude entsprechend gewartet werden. Außerdem benötigen die beiden Seen am Grillplatz benötigen einen besseren Zufluss von Oderwasser, damit der Seerosenbewuchs minimiert wird. Eine entsprechende Auskofferung der Seen – wie bereits vor fünf Jahren schon einmal geschehen – muss wohl im nächsten Jahr wieder erfolgen. Alles in allem müssten hier ca. 20 000 € bereitgestellt werden.

„Es gibt also viel zu tun, aber abwarten ist nicht angesagt“, so Henning Kruse.

BILDTEXTE

Wulften – Kiga: Der Kindergarten Wulften.

Wulften – altes Rathaus: Was wird mit dem alten Rathaus geschehen?

Wulften – Grillplatz: Der Grillplatz am Silbersee muss auch renoviert werden.

Wulften – Seerosen: Seerosen sehren zwar sehr schön aus, können aber auch für Sorgenfalten sorgen. Fotos: Bordfeld


Der Kindergarten Wulften.

Das Schützenhaus

Was wird mit dem alten Rathaus geschehen?

Seerosen sehen zwar sehr schön aus, können aber auch für Sorgenfalten sorgen.

 

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