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13.03.2024

Pilzgeflechte können helfen, Verpackungsmüll zu vermeiden


Myzel des Pilzes Ganoderma resinaceum auf natürlichem Substrat aus locker zusammenliegenden Strohpartikeln von durchschnittlich zwei Zentimetern Länge, die zuvor mittels Hammermühle aufgeschlossen wurden.

Forstwissenschaftler der Universität Göttingen an Verbundprojekt zur Kreislaufwirtschaft beteiligt

(pug) Beim Schimmel ist es mit bloßem Auge gut zu erkennen: das feine Fadengeflecht der Pilze, das zumeist verborgen im Boden oder in Biomasse wächst. Das sogenannte „Mycel“ oder „Myzel“ birgt Eigenschaften, die uns bei der Vermeidung von umweltschädlichem Verpackungsmüll dienlich sein können.

An neuen abbaubaren Myzel-Verbundwerkstoffen in Verbindung mit angepassten Produktionsmethoden forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Bremen sowie des BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik. Dabei behalten sie den ganzen Produktlebenszyklus im Blick und binden künstliche Intelligenz ein. Die VolkswagenStiftung fördert das Verbundprojekt vier Jahre lang mit rund 1,3 Millionen Euro.

Myzel hat das Potenzial, Biomasse mit seinen Pilzfäden in einen hochleistungsfähigen Verbundwerkstoff umzuwandeln, der ideal für biologisch abbaubare Verpackungen geeignet ist. Ziel des Projekts „Kreislaufwirtschaft: Entwicklung einer innovativen Methode zur Herstellung, Nutzung und Recycling von biologisch abbaubaren Verpackungen aus Myzel-Verbundwerkstoffen (MycelCycle)“ ist die Entwicklung einer integrierten Material-, Prozess- und Produktentwicklungsmethodik für Myzel-Verbundwerkstoffe. Besonders im Fokus steht die Verwendung lokal verfügbarer organischer Rest- und Abfallstoffe, um kurze Transportwege und eine nachhaltige Herstellung zu ermöglichen. Diese Rohstoffe werden energiesparend sterilisiert, kombiniert und mit gleichbleibender Qualität aufbereitet, sodass Produktion, Verwendung und Recycling in höchster Qualität möglich sind. Vor allem: Der bestmögliche Stoffkreislauf soll gesichert werden.

Ein konkretes Beispiel für die Anwendung von Myzel-basierten Werkstoffen sind Kühlboxen für den Versand. Hier streben die Forschenden die Umsetzung eines geschlossenen Stoffkreislaufs an, darüber hinaus untersuchen sie die Zweitverwendung des Materials als geschreddertes Schüttgut für Versandverpackungen und sogar als Ausgangsmaterial für weitere Myzel-Kühlboxen. Durch den Einsatz neuester KI-Technologien wollen sie gewährleisten, dass die Materialien effizient und nachhaltig hergestellt werden können.

„In Göttingen wollen wir mit unserer langjährigen mykologischen Erfahrung im Bereich des Wachstums und der Verklebung von Materialien durch Pilze zum Projekt beitragen“, erläutert die Forstwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Kües. „Wir werden dazu Materialmischungen aus abbaubaren pflanzlichen Rest- und Abfallstoffen mit geeigneten, schnell wachsenden Pilzen versetzen und in Musterformen unter variierenden Umweltbedingungen inkubieren. Anschließend werden wir die chemisch-physikalischen Eigenschaften der Produkte normgerecht prüfen und ihre biologische Abbaubarkeit sowie Recyclingmöglichkeiten für die weitere Verwendung in Verpackungsmaterialen erforschen. Ziel ist es, in kürzester Zeit eine beständige Pilzverklebung mit sehr guten Produkteigenschaften in Bezug auf hervorragende Isolierung bei geringem Gewicht, Wasserbeständigkeit, Bruchsicherung sowie Biege- und Zugfähigkeiten zu erreichen.“


Myzelbasierter Kompositwerkstoff (25 x 9 x 5,5 Zentimeter) aus Stroh, Spelzen und Stärke. Das biogene Substrat wurde vom Myzel des Pilzes Ganoderma resinaceum dreidimensional durchwachsen und gebunden und der Verbund im Anschluss hitzegetrocknet und geschliffen.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Prof. Dr. Ursula Kües

 

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