Kultur

25.01.2024

Mit dem Rolli im Himalaya


Andreas Pröve berichtete in Gillersheim von seinen Reisen

von Christian Dolle

Andreas Pröve ist Abenteurer, ist Buchautor und ist Rollstuhlfahrer. Er hat unter anderem schon den Ganges, den Mekong und den Jangtsekiang von der Mündung bis zur Quelle bereist. Als Fotojournalist berichtet er über seine Touren, über Menschen und Kuriositäten, auf die er trifft und natürlich auch darüber, warum ihn eine Querschnittslähmung nicht davon abhält.

Die Fotogruppe Shuttercount hatte ihn am vergangenen Samstag in die Festhalle Gillersheim eingeladen. Zwar brauchte Andreas Hilfe, um im Rolli auf das kleine Podest zu kommen, doch schon wenig später brachte er sein Publikum mit einigen Sonderfunktionen seines an seine Bedürfnisse angepassten Rollstuhls zum Staunen. So lassen sich beispielsweise die Räder abnehmen, damit er schmal genug für alle Verkehrsmittel dieser Welt und alle nicht genormten Durchgänge ist und die Reifen eben auch selber flicken kann, wenn er alleine unterwegs ist. 

Motorradunfall mit 23 Jahren

„Der Rolli hat auch eine Toilette, aber die zeige ich euch jetzt nicht, dazu gibt es später auf den Bildern noch etwas zu sehen“, leitete er humorvoll über zu seinen Reisen. Nach einem Motorradunfall im Alter von 23 Jahren wollte sich der gelernte Tischler nämlich von nichts abhalten lassen und überlegte, wie er dennoch als Backpacker durch Indien reisen konnte. 

1981 hatte er den Unfall, schon zwei Jahre später setzte er seine Pläne in die Tat um. Nicht ganz einfach, auf jeden Fall ein Abenteuer, doch er habe schnell gelernt, dass es überall „Menschen mit gut ausgeprägtem Sozialverhalten und überbordender Hilfsbereitschaft“ gibt. Wo er also alleine nicht weiterkam, wurde er getragen. 1998 von Kalkutta bis in den Himalaya, wo er dem für die Hindus heiligen Ganges folgte. 

Wer nicht laufen kann, wird getragen

Den letzten Teil des Weges legte er mit Hilfe von Sherpas zurück. „Sich als reicher Europäer von Sherpas durch den Himalaya schleppen zu lassen, hat einen negativen Beigeschmack“, erzählte er, doch seine Begleiter versicherten ihm, es sei doch völlig normal, dass Menschen, die nicht laufen können, getragen werden. 

Über Vietnam und Kambodscha folgte er 2011 dem Mekong zu seiner Quelle im tibetischen Hochland und 2018 dann von Shanghai aus als erster Rollstuhlfahrer dem Jangtsekiang. Inzwischen mit einem an den Rolli angebauten Motor, denn auch, wer sich nur mit Armkraft fortbewege, spüre die Verschleißerscheinungen des Alters irgendwann. Aufgrund der stetigen Überwachung habe er in China ständig Angst gehabt, etwas falsch zu machen und ausgewiesen zu werden. 

Im Grunde sei er nun mal kein mutiger Abenteurer, sagte er, doch mit seinem Vortrag machte er an diesem Abend einigen sehr viel Mut und zeigte, dass es immer Wege gibt, die ans Ziel führen, und wenn nicht, dann eben Menschen, die einen tragen. 

Ein Interview mit Andreas Pröve gibt es hier:

 

Save the date

Für das kommende Jahr, genauer für den 14. Januar 2025, ist schon der nächste Diavortrag in der Festhalle Gillersheim geplant, dann hat die Gruppe Shuttercount Stephan Schulz eingeladen. Er wird seinen Reisevortrag über Südtirol und die Dolomiten in 3D präsentieren.  











 

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