Panorama

11.01.2024

„Mit der Mistforke in der Hand sind die wenigsten Probleme zu lösen“


Gespräch mit Carl-Christian von Plate Stralenheim zu den „Bauernprotesten“

von Christian Dolle

Über viele Jahre war Carl-Christian von Plate Stralenheim, Landwirt aus Imbshausen, im Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Auch wenn er seinen Hof inzwischen an die nächste Generation abgegeben hat, verfolgt er die aktuellen Proteste vieler Landwirte genau.

Als Ursache nennt er „eine fraglos ungeschickte und zudem schlecht kommunizierte Entscheidung des engsten Zirkels der unter extremem Haushaltsdruck stehenden Bundesregierung“. Das sorge für breiten gesellschaftlichen Unmut, so sagt er. Da dieses Agieren „in einer Folge von häufig schlecht gemachtem Regierungshandeln steht, trifft es nicht nur Landwirte, sondern findet eine erhebliche Resonanz im gesellschaftlichen Umfeld.“ Dies führe dazu, dass „Bauernfänger“ sich den Frust der Landwirte zunutze machen. „Das kann immer bei solchen Protesten passieren, aber man muss aufpassen, dass es nicht aus dem Ruder gerät.“

Protest muss zielgerichtet sein

Letzteres zeige sich in negativer Weise in den Feindseligkeiten gegenüber Robert Habeck in Schlüttsiel, die von Plate Stralenheim deutlich verurteilt. „Es ist ungesetzlich, es ist töricht, es ist dumm und es dient vor allem dem Ziel in keinster Weise.“

„Mit der Mistforke oder dem Oberlenker in der Hand sind die wenigsten Probleme und Defizite zu lösen“, macht er deutlich. „Bundesweite Treckerkorsos sind eindrucksvoll, mobilisieren und erfüllen den einen oder anderen auch durchaus mit Befriedigung. Sinnvoll sind sie aber nur, solange sie einem erreichbaren Ziel dienen.“ Dieses Ziel müsse unter allen Umständen mit einem demokratischen Diskurs verfolgt werden. 

Auf die Wirtschaft lässt sich kaum Einfluss nehmen

Ist denn die Politik überhaupt der richtige Ansprechpartner für den Protest? Wäre nicht es ein viel effektiverer Hebel als Dieselsubventionen, stattdessen auf die Wirtschaft einzuwirken, damit Landwirte für ihre Produkte angemessener bezahlt werden? „Das ist natürlich ein frommer Wunsch, das würden wir sehr gerne machen, aber wenn Sie sich die Strukturen im Lebensmitteleinzelhandel angucken, dann sind es fünf große Player, auf die Sie kaum Einfluss nehmen können.“ 

Eine große Rolle spiele nun einmal unser kollektives Einkaufs- und Konsumverhalten. Belgier und Franzosen beispielsweise gäben viel mehr Geld für Lebensmittel aus. „In Deutschland hingegen ist Geiz geil, Discounter sind ja auch in Deutschland entstanden. Im Lebensmitteleinzelhandel wird ja auch nicht überall wahnsinnig viel Geld verdient, aber die haben genau wie die Tankstellen unter ihrem Schreibtisch eine Schraube, mit der sie Preise rauf- und runterdrehen können. Dagegen könnte sich auch mal gesellschaftlicher Unmut richten.“

Das komplette Interview gibt es auf Youtube:

 

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