Kultur

15.09.2023

Gänsehaut und Humor lagen nah beieinander


Uve Teschner im Interview mit Christoph Lampert. Teschner liest von Beginn an die deutschen Fassungen der Krimis von Kristina Ohlsson.

Zweiter Tag des Mordsharz-Festivals in Goslar

von Christian Dolle

„Stundenlang untersuchen sie dich. Sägen, schneiden und reißen an dir herum“, las der Braunschweiger Autor Hardy Crueger im Großen Heiligen Kreuz in Goslar, „Sie wollen herausfinden, woran du gestorben bist, denn das ist ihre Aufgabe, dafür wurden sie ausgebildet und dafür werden sie bezahlt.“ In seinem Thriller „Der Flussmann“ geht es um eine Wasserleiche, die aus der Oker geborgen wird. 

Seine Lesung setzte ein erstes Ausrufezeichen am zweiten Tag des Mordsharz-Festivals. Krimilesungen können ziemlich unter die Haut gehen, machte er deutlich, vor allem wenn dem Opfer eine eigene Perspektive zugebilligt wird und der Autor offensichtlich großen Spaß daran hat, seinem Publikum auch ein bisschen Gänsehaut zu verursachen. 

Krimis können aber auch ganz anders sein. Das bewiesen im Anschluss Katja Lund und Markus Stephan. Sie ist in Goslar geboren, schreibt aber eigentlich auch eher blutige Thriller, er ist der einzige Polizist auf der Insel Pellworm und kann etliche skurrile Geschichten aus seinem Berufsalltag erzählen. Kennengelernt haben sie sich, weil sie sich in einem Ferienhaus auf der Insel einquartierte. 

„Ich war mit dem Hund spazieren als plötzlich ein Streifenwagen neben mir hielt, fragte sofort, was ich denn falsch gemacht habe“, erzählte Katja Lund, „aber er wollte nur ‚moin‘ sagen, weil er mein Vermieter war.“ Seitdem schreiben sie gemeinsam humorvolle Krimis. Genaugenommen, so erzählten sie weiter, schreibt meist Katja und Markus bringt dann alles in den richtigen Polizeijargon und würzt es mit vielen realen Erlebnissen von der Insel. 

„Wattenmeergrab“ ist der dritte Band der Reihe, doch weitere werden folgen, denn es gibt noch so viel zu erzählen. „Sie kennen hier vielleicht die Serie ‚Harter Brocken‘ und denken sich, sowas kann doch niemals wirklich passieren“, sagte Markus, „ich weiß aber, dass es all das in echt gibt.“

Hinter den Kulissen lernten die beiden dann noch ihren Hörbuchsprecher Uve Teschner kennen, für alle drei ein schöner Zufall. Eigentlich war Uve nämlich als deutsche Stimme von Kristina Ohlsson beim Krimifestival. Da die schwedische Autorin aber erkrankt war, las er allein aus „Das Feuer im Bootshaus“, also sozusagen ein Live-Hörbuch. 

Das Buch beschreibt vor allem die Menschen in einem kleinen Dorf in Schweden, aber auch ihre dunklen Geheimnisse. Zwischendurch wurde Uve von Christoph Lampert interviewt, wobei er von seiner Begeisterung für die drei unterschiedlichen Serien von Kristina Ohlsson sprach, die er von Beginn an in der deutschen Fassung einlesen darf. Gerade die Abwechslung ihres Schreibens gefalle ihm, auch wenn es gerade in diesem Krimi, der ebenso ein Familiendrama sei, auch einige Szenen gebe, in denen er professionell arbeiten und zu viel Empathie für den Moment unterdrücken müsse. 

So zeigte dieser Tag wieder einmal, wie vielseitig das Genre Krimi ist, präsentierte völlig unterschiedliche Autor*innen bzw. Sprecher und überzeugte einige neue Festivalbesucher oder machte jenen, die an allen vier Tagen dabei sind, Lust auf den kommenden Tag in Nordhausen.


Hardy Crueger las aus seinem Triller 'Der Flussmann'


Markus Stephan und Katja Lund schreiben gemeinsam humorvolle Krimis und lasen aus 'Wattenmeergrab'


Uve Teschner bei der Lesung von 'Das Feuer im Bootshaus'

 

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