Panorama

28.07.2023

Angst, dass irgendwann ein Auto nicht bremst


Interview mit einem Aktivisten der Letzten Generation

von Christian Dolle

„Es ist offensichtlich, dass unsere jetzige Lebensweise unsere Lebensgrundlage nachhaltig zerstört“, sagt Bastian. Er ist Mitglied der Letzten Generation und hat sogar sein Studium in Göttingen unterbrochen, um auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen.

Aus seiner Sicht läuft die Klimapolitik der Bundesregierung ziemlich schief, die Emissionen steigen weiter, das Bundesverfassungsgericht hat sogar entschieden, dass bestimmte Gesetze sogar verfassungswidrig sind. Darauf möchten er und die Letzte Generation aufmerksam machen, das ist der Grund, warum Bastian und andere sich unter anderem auf Straßen kleben, um Aufmerksamkeit zu erregen. 

"Wir entziehen uns nicht der Justiz"

„Wenn ich auf die Straße gehe und mich dort festklebe, dann weiß ich, dass es eine Straftat darstellen kann“, erläutert er die Methoden, „aber wir stehen mit Namen und Gesicht dazu, was wir tun und entziehen uns auch nicht der Justiz.“ Das erste Mal auf die Straße geklebt hat er sich im vergangenen Herbst in Berlin, erzählt er, er habe damals wie heute Angst davor, Angst vor der Gewalt, davor, dass er angespuckt und getreten wird, wie er es schon erlebte, und auch Angst davor, dass irgendwann einmal ein Fahrzeug eben nicht bremst, sondern einfach weiterfährt.

Adressat sind für ihn und andere Aktivist*innen eindeutig die Verantwortlichen in der Politik, die sich trotz Protesten von Fridays for Future und anderen nicht an ihre eigenen Gesetze sowie das Pariser Klimaabkommen halten. Dies wird viel Leid für unzählige Menschen auf der Welt nach sich ziehen, so seine Auffassung, insbesondere für nachfolgende Generationen, so dass jetzt dringend etwas passieren muss.

"Protest ist nicht schön"

Ob es richtig ist, dies mit allen gewaltfreien Mitteln durchzusetzen, darüber kann und muss diskutiert werden. Für Bastian ist es richtig, weil alle anderen Formen des Protests nichts gebracht haben und seine Generation die letzte ist, die noch etwas tun kann. Für andere sind die Blockaden auf den Straßen vor allem ein Ärgernis. „Protest ist nicht schön“, sagt Basti dazu, er soll ja stören und aufrütteln. 

Wie er seine Aktionen, beispielsweise auch die „Farbattacke“ auf den Göttinger Gänselieselbrunnen rechtfertigt, erläutert er ausführlich im Interview. Vieles, was er sagt, ist sicherlich nicht unumstritten, doch es ist durchaus wichtig, sich mit der Motivation der Aktivist*innen auseinanderzusetzen und ihre Stimme zu hören.  





 

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