24.06.2023
Neues Programm "Kurve kriegen"
Prävention zum Thema Drogen
Polizei Göttingen arbeitet bei Prävention zum Thema Drogen eng mit offenen Jugendvollzug zusammen
GÖTTINGEN (ckr) - Was oft zunächst harmlos und vielleicht aus Neugier beginnt, kann langfristige Folgen haben: Cannabiskonsum. "Wann hast du denn damit angefangen?", ist eine der häufigsten Fragen, die die 8.Klässler eines Göttinger Gymnasiums dem 19-jährigen Max (Name geändert) zu Beginn des Gesprächs, das in der vergangenen Woche stattfand, stellten.
"Ich war 13 und habe mit Freunden ausprobiert wie das ist, wenn man kifft", so die Antwort des jungen Mannes, der auf der Zielgeraden seiner Inhaftierung in der Abteilung Göttingen der Jugendanstalt Hameln, dem offenen Vollzug, seine letzten Tage in Haft vor sich hat.
Dies schockt die jungen Menschen, da ihnen der Gedanke an eine Haftstrafe sicherlich nicht als erstes in den Sinn kommt, wenn sie sich mit dem Thema Drogen beschäftigen. Erster Konsum mit 13 Jahren, zur Finanzierung der Sucht, dann der Einstieg in die Kriminalität (u.a. Diebstähle, Einbrüche), die ersten Strafverfahren und dann die Haftstrafe. So schildert der junge Mann seinen Werdegang der letzten 6 Jahre. Er rät den Jugendlichen, diesen Weg vor Augen zu haben, wenn der erste Joint "lockt".
Dieses Gespräch entsteht im Rahmen der schulischen Präventionsarbeit, die die Polizeiinspektion Göttingen 2023 ins Programm aufgenommen hat. Kriminalhauptkommissarin Corinna Klaus-Rosenthal vom Präventionsteam der Polizei arbeitet in diesem Programm eng mit dem offenen Jugendvollzug der Jugendanstalt Hameln in Göttingen zusammen.
Einer kurzen Einführung in das Thema Cannabis durch Schilderung der gesundheitlichen Gefahren sowie den strafrechtlichen Abläufen beim "Erwischt-Werden" durch Mitarbeitende des Präventionsteams folgt dann in der zweiten Unterrichtsstunde das Gespräch mit einem jungen Inhaftierten der Jugendanstalt. Die Fragen, die dem jungen Mann anschließend gestellt werden beantwortet er offen und ehrlich. Manches möchte er aber auch nicht beantworten, das ist verständlich. Er muss es auch nicht. Sein Mitwirken ist freiwillig und bedarf einer kritischen Selbstreflektion. Konkrete Ziele, vorbereitende Maßnahmen wie Wohnungssuche, Annahme einer Arbeitsstelle und regelmäßiger Kontakt zur Bewährungshilfe sind ein paar der Voraussetzungen für eine gelingende Re-Integration in die Gesellschaft nach der Haftentlassung.
"Die Schülerinnen und Schüler unterschiedlichster Schulformen lernen durch die realen Erfahrungen von Betroffenen welche Konsequenzen eintreten können, sollten sie dem Reiz eines ersten Konsums von Cannabis nicht widerstehen können. Gerade im Zusammenhang mit der aktuell diskutierten Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist diese Veranstaltung ein effektiver Baustein der Präventionsarbeit der Polizei", sagt Klaus-Rosenthal.