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12.05.2023

Erste Delegationsreise des Landkreises Göttingen in die Partnerstadt San Juan Comalapa in Guatemala


Die Hebammen von ACOTCHI aus San Juan Comalapa gemeinsam mit der Göttinger Delegation. Von links: Dr. Thorsten Heinze, SPD-Kreistagsfraktion, Günther Helberg, Abfallbereich des Landkreises, Christel Wemheuer vom VMM, Vera Oesterle vom Abfallbereich, Camis Maxelon, Koordinatorin kom- munaler Entwicklungspolitik, stellvertretende Landrätin Bärbel Diebel-Geries, Dietmar Linne, Grünen- Kreistagsfraktion, Elisabeth Karnehm-Wolf als Vertreterin des Kulturbereichs, Erste Kreisrätin und De- zernentin Doreen Fragel und Dirk Piper vom Abfallbereich

...LK Göttingen 

Eine zehnköpfige Delegation des Landkreises Göttingen reiste Ende März erstmals in die Partnerstadt San Juan Comalapa in Guatemala, um das dortige Kompostierungsprojekt weiterzuentwickeln, persönliche Kontakte zu vertiefen und die Partnerschaft zu intensivieren. Die Delegation bestand aus der Verwaltungsleitung, Kreistagsmitgliedern, sowie Vertreter*innen aus Abfallbereich, Entwicklungszusammenarbeit und Zivilgesellschaft.

Die Partnerschaft des Landkreises mit der Stadt San Juan Comalapa besteht bereits seit 2013. Kontakte bestehen bereits seit 1998 über den Göttinger Verein zur Förderung der Partnerschaft mit den Mujeres Mayas (VMM). Im Rahmen dieser Kooperation und im Sinne der Agenda 2030 engagieren sich beide Kommunen für eine weltweite nachhaltige Entwicklung. Damit widmen sie sich den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen Klimaschutz (Ziel 13) und Partnerschaften (Ziel 17). Gefördert wurde die Delegationsreise zu 90 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Gemeinsam verständigte man sich 2018 auf eine Kooperation im Bereich Abfallentsorgung. In der Partnerstadt San Juan Comalapa existiert, wie in den meisten Städten Guatemalas, bisher kein funktionierendes System der Mülltrennung. Mehr als 50 Prozent der Abfälle in San Juan Comalapa sind pflanzlichen Ursprungs. Diese wurden bislang mit den anderen Materialien zusammen auf einer Deponie im Stadtzentrum entsorgt und kontaminierten die umliegenden Gewässer und Böden. Aus diesem Grund haben Vertreter*innen aus Verwaltung und Politik beider Kommunen beschlossen, gemeinsam ein Projekt zur Kompostierung von Marktabfällen in San Juan Comalapa zu initiieren.

Dafür werden die pflanzlichen Abfälle, die auf dem Wochenmarkt in San Juan Comalapa anfallen, von anderen Abfällen getrennt und auf einem separaten Gelände kompostiert. Für den Projektstart führten die Vertreter*innen beider Kommunen virtuelle Fachkonferenzen durch und entwickelten einen Projektplan. Der Landkreis Göttingen finanzierte ein Transportfahrzeug und einen Häcksler. Die Mittel dazu stellte der Kreistag bereit, sodass im Herbst 2022 mit der Kompostierung begonnen werden konnte.

„Mithilfe des Abfallprojektes kann die Umweltverschmutzung reduziert und der Kompost für die Landwirtschaft als Dünger genutzt werden. In einer Schule in San Juan Comalapa existieren bereits Praktiken der Kompostierung, welche Jugendliche für Themen wie Mülltrennung und Kompostierung sensibilisieren. An diese Initiativen soll das Abfallprojekt anknüpfen“, so die Erste Kreisrätin Doreen Fragel.

Die Delegation des Landkreises Göttingen erwartete ein vielfältiges Programm: Die Beteiligten beider Partnerkommunen konnten sich endlich kennenlernen und die neue Kompostierungsanlage, die Abfallkippe und den Markt besichtigen. Die Göttinger Delegation konnte ein realistisches Bild der Abfallentsorgung in San Juan Comalapa gewinnen, um das Projekt zu evaluieren. In einer abschließenden Fachkonferenz gemeinsam mit der Stadtverwaltung Comalapas und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen wurden Ansätze zur Projektweiterentwicklung gesammelt.

Außerdem besuchte die Delegation das Kompostierungsprojekt einer lokalen Schule, die Hebammenklinik des Göttinger Vereins zur Förderung der Partnerschaft mit den Mujeres Mayas (VMM) und das neue Kulturzentrum Comalapas. San Juan Comalapa ist für seinen Kulturreichtum, insbesondere die Maya-Kultur, bekannt und wird auch als das Florenz Amerikas bezeichnet. Im schulischen und kulturellen Bereich bieten sich viele Möglichkeiten, die Partnerschaft im Landkreis Göttingen bekannter zu machen und zu stärken.

Die Koordinatorin kommunaler Entwicklungspolitik im Landkreis Göttingen, Camis Maxelon, sieht die Delegationsreise als vollen Erfolg. „Im Rahmen dieser Begegnung bekamen wir die Möglichkeit, unsere Partnerkommune mit ihren Menschen kennenzulernen, einen Einblick in das Abfallsystem vor Ort zu erhalten, um Abläufe zu verstehen, unterstützend beraten zu können und das gemeinsame Projekt so realistisch weiterzuentwickeln. Der Austausch im Bildungs- und Kulturbereich ist ein neuer Ansatz, den wir weiterverfolgen wollen, um unsere Partnerschaft auszubauen und zu stärken. Insbesondere junge Menschen können enorm von einem interkulturellen Austausch profitieren.“


Empfang bei der Stadtverwaltung

Teilnehmer der Fachkonferenz

 

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