Kultur

11.05.2023

Baron Münchhausen bittet zu Tisch


Götz Lautenbach spielte sehr intensiv und voller Leidenschaft

Mit dem gleichnamigen Stück ist dem Jungen Theater Göttingen ein großer Erfolg gelungen

...von Ralf Gießler

Dem Jungen Theater Göttingen gelingt es durch originelle Aufführungen immer wieder, für noch mehr Schwung und Kurzweil in der regionalen Kulturszene zu sorgen. Besonders dann, wenn Götz Lautenbach auf der Bühne steht und/oder für die Texte verantwortlich zeichnet. Unkonventionell seine schauspielerische Leistung im Herbst 2021. Damals schauspielerte Lautenbach weitestgehend nackt in Franz Kafkas Stück „Ein Bericht für eine Akademie“ im Kunsthaus Göttingen. Diesmal verkörperte der wandlungsfähige Mime in „Baron Münchhausen bittet zu Tisch“ eine historische Figur - Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der legendäre „Lügenbaron“ aus Bodenwerder.

Der Inhalt des Stückes ist schnell erzählt: Das Kochbuch von Sibylla Wilhelmine Freifrau von Münchhausen wurde gefunden. Ihr Sohn Hieronymus Carl Friedrich – Urheber der weltberühmten Abenteuer zu Lande, zu Wasser und der Luft – ist darüber sehr erfreut und völlig aus dem Häuschen. Sofort wählt er daraus Rezepte aus und lädt sich Gäste ein, um sie kulinarisch zu verwöhnen. Natürlich gespickt mit einigen seiner fantastischen Geschichten. Aber wer ist dieser Gastgeber, der um keinen kulinarischen oder anekdotischen Nachschlag verlegen ist, wer seine Gäste? Denn spätestens, wenn die modern gekleidete Beatriz Beyer als zweite Schauspielerin in Erscheinung tritt, wird klar, dass offensichtlich etwas nicht zu stimmen scheint. Ist es wirklich der „Lügenbaron“, der bewirtet und für Unterhaltung sorgt? Das wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Die Aufführung besticht durch witzige Einfälle, dem Zusammenspiel beider Protagonisten sowie der Interaktion mit dem Publikum: Einige Besucherinnen und Besucher wurden zum Beispiel als russische Zarin oder Göttinger Gelehrter vorgestellt, was für reichlich Lacher sorgte. Die so Angesprochenen nahmen es mit Humor und lächelten gemäß ihrer „Titel“ huldvoll in die Runde. Einmal ging es sogar hinaus auf den Parkplatz, wo der Freiherr ein Experiment vollzog. Für ihn im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes. Weitere Höhepunkte waren darüber hinaus die gereichten kulinarischen Leckereien, die der Freiherr den Gästen kredenzte. Die Speisen und Getränke waren also real, wie übrigens auch das Kochbuch aus dem Jahr 1733, was wirklich existiert.

Das Stück funktioniert tatsächlich bestens im kleinen Kreis, es ist nicht für die große Bühne geschrieben. Insofern ist das gemütliche Bistro „Cichon“ im Méliès, direkt neben dem Jungen Theater gelegen mit seinen knapp über 20 Sitzplätzen ein passender Aufführungsort mit reichlich Wohlfühlambiente. Dazu trägt zudem die Musik und Komposition von Fred Kerkmann bei.
Alle geplanten Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Aufgrund der großen Nachfrage bietet jedoch das Junge Theater zwei Zusatzvorstellungen inklusive barocker Verkostung im Juni an. Und zwar jeweils sonntags, 11. und 25. Juni, immer um 20.15 Uhr. Weitere Informationen stehen auf www.junges-theater.de.


Beatriz Beyer und Götz Lautenbach führten mit Baron Münchhausen bittet zu Tisch ein kleines, aber feines Theaterstück auf

Kurz vor dem Experiment auf dem vorgelagerten Parkplatz der Spielstätte

Während des Experiments

Während des Schauspiels wurden Leckereien gereicht, hier die Pastete von Welschkraut

 

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