Kultur

25.03.2023

EINSICHT IN SICHT


Lebensfäden: Es ist gar nicht so einfach die 25 Fliesen richtig zusammenzusetzen. Besucher sind durchaus aufgefordert es zu versuchen

Kunstausstellung der niederländischen Künstlerin Marian van der Meer

von Corina Bialek

EINSICHT IN SICHT ist der Titel der Kunstausstellung im Kunsthaus am Schilde in Osterode, die am 17. März mit einer gut besuchten Vernissage eröffnet wurde. Anlässlich ihrer Begrüßung wies Sabine Tippach darauf hin, dass mit dieser Ausstellung gleich zwei Premien gefeiert werden können. Zum einen sei dies die erste Einzelausstellung und auch die erster einer ausländischen Künstlerin. „Das Kunsthaus am Schilde wird also mit der Ausstellung der Niederländerin Marian van der Meer international.“

Bereits bei der Weihnachtsausstellung 2022 konnten Besucher Exponate von Marian van der Meer betrachten und zwei dieser damals ausgestellten Stücke sind auch diesmal wieder dabei, allerdings in abgewandelter Form. Bei dieser Ausstellung hatte auch Rita Moroni, von der Webergruppe in der Aegiedienstraße, Gelegenheit die Werke von Marian von der Meer zu betrachten und war so begeistert, dass sie das Angebot ein paar einführenden Worte zu den Exponaten und der Künstlerin zu sagen gerne angenommen hat:

Marian van der Meer wurde 1954 in einem kleinen Küstenort in den Niederlanden geboren und wuchs in einer kinderreichen Familie von Gemüsegärtnern auf, in der Handarbeiten und Kreativität eine große Rolle spielten. Die Mutter nähte alle Kinderkleider, die bei Bedarf verändert wurden, bevor sie an das nächste Kind weitergegeben wurden. Dadurch wurde schon früh ihr Interesse für Textiles geweckt. Alle Kinder mussten im Betrieb mithelfen und eine akademische Ausbildung oder ein Studium war für keines der Kinder vorgesehen.  Eine einjährige Reise als junge Erwachsene in den 77iger Jahren nach Israel, in die Türkei, nach Indien, Nepal und Sri Lanka beeindruckte Marian derart, dass sie nach der Heimkehr beschloss, ihre Schulausbildung zu vervollständigen, um danach eine höhere Berufsausbildung zu absolvieren. Aber trotz ihres Talents und ihrer Leidenschaft für das Künstlerische hat Marian zunächst keine Karriere in dieser Richtung angestrebt.. Erst viel später, durch ihre Beteiligung an der Bühnenbildgestaltung von Shakespeares Sommernachtstraum, in dem ihr Sohn als Schauspieler mitgewirkt hat, fand sie den Weg zur Kunst.

Die Gestaltung des Waldes und der einzelnen Bäume aus Stoffbahnen riefen große Begeisterung hervor, und so beschloss sie, sich intensiv künstlerisch zu beschäftigen. Seitdem hat sie sich auf die Arbeit mit Textilien und Papier konzentriert und ihre Techniken perfektioniert. Dabei erschafft sie Werke, die eine besondere Ausdruckskraft aufweisen. Marian kreiert eine faszinierende Welt aus Formen und Texturen, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Dabei spielen die Farben nicht die herausragende Rolle. Im Gespräch hat sie mir erklärt, dass sie vor Beginn einer neuen Arbeit immer eine genaue Vorstellung vom Endergebnis hat und auch von den Reaktionen, die das Werk bei den Betrachtern auslösen soll. Dann überlegt sie sich mit welchen textilen Materialien, - Stoff, Gewebe, Papier, Kordel, Schnüre ,teilweise recycelt,-  und mit welcher Technik, - Nähen, Weben, Sticken, Filzen, Stricken, Papierfalten… -sie arbeiten möchte, um Ihre Vorstellung am besten zu realisieren. Inspiration holt sie sich auch aus der Natur. Bei Spaziergängen und Besuchen von Flohmärkten findet sie oft Materialien, die sie zu Werken anregen und in ihrer Arbeit eine Metamorphose erfahren.

Marian van der Meer belegt zur Zeit einen Meisterkurs in Amsterdam, der sich mit der Geschichte und Architektur eines Stadtteils von Amsterdam befasst. Den Abschluss bildet eine Ausstellung im Mai diesen Jahres, wo ihre Werke im Rahmen eines offenen Ateliers zu sehen sein werden.

Die Ausstellung  EINSICHT IN SICHT präsentiert eine Auswahl ihrer neuesten Werke, die eine Mischung aus abstrakten und figurativen Arbeiten sind. Jedes Werk ist ein Unikat und spiegelt Marians einzigartigen Stil wider. Ihre Kunstwerke sind nicht nur schön anzusehen, sondern erzählen auch Geschichten und lassen Raum für eigene Interpretationen. Sie werden z.B. hochstrebende Schnüre am Boden angeordnet sehen, die aussehen, als ob sie jemand zum Tanz aufgefordert hätte.

Ein anderes, fast interaktives Kunstwerk, besteht aus 25 Fliesen, auf denen verschiedenfarbige Kordeln befestigt sind, die auf einem Holzbrett so angeordnet werden sollen, dass sich die gleichfarbigen Kordeln treffen und eine Verbindungslinie entsteht. Der Titel des Kunstwerks: Lebensfäden

Sie werden einige Porträts und Selbstporträts entdecken können, in verschiedenen Techniken angefertigt, scherenschnittartig, gewebt und aus aneinandergefügten Stoffknoten gefertigt. Eindrucksvoll ist eine Pyramide aus mit Stoff beklebten Kartonteilen, die verschiedene Anordnungen in der Ebene und im Raum zulassen. Und Sie wies noch auf die vielen von der Dimension her kleineren Werke hin, die man nicht übersehen sollte, da es auch hier viel zu betrachten und entdecken gibt. 

Auch Helga Klages, die in Vertretung von Bürgermeister Jens Augat die Grüße der Verwaltung und des Rates überbrachte zeigte sich begeistert von der Austellung und der Vielfalt der verwendeten Materialien und Formgebungen. „Das Kunsthaus am Schilde ist bekannt und prädestiniert für Kunstausstellungen und für Ihre Arbeit der beste Rahmen. Es freut mich sehr, dass Sie abermals den Weg nach Osterode am Harz gefunden haben. Wir wünschen Ihnen und uns eine erfolgreiche Ausstellung gute und anregende Gespräche mit hoffentlich zahlreichen Besuchern. Unsere Stadt wird mit dieser Ausstellung um eine weitere Kunstrichtung reicher.“ 

Im Anschluß waren die Besucher und Besucherinnen eingeladen selbst auf Entdeckungstour durch die Ausstellung zu gehen und sie nutzten auch die Gelegenheit mit der Künstlerin zu deren Exponaten ins Gespräch zu kommen.  

Die Ausstellung kann noch bis zum 08. April besucht werden und auch Marian van den Meer wird an einigen Tagen vor Ort sein:

Veranstaltungsort: 
KUNST Am Schilde,  Am Schilde 2/1. OG, 37520 Osterode am Harz

Öffnungszeiten:   EINSICHT IN SICHT       18. März– 8. April 2023
Montag bis Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr
Samstag von 10:00 bis 13:00 Uhr
Sonderöffnungszeit am verkaufsoffenen 
Sonntag, 2. April 2023 von 13:00 – 18:00 Uhr


Marian van der Meer

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Die Künstlerin mit Ehemann

Sabine Tippach

Rita Moroni

Helga Klages in Vertretungen des Bürgermeisters

Hanna Geb

























 

Anzeige