Kultur

05.12.2022

Warum Livemusik so wichtig ist


Dogs On Lead und Melanie Mau & Martin Schnella spielten im Neu-Deli in Einbeck

von Christian Dolle

Für viele Menschen sind bestimmte Songs, die Lieblingsband so viel mehr als nur ein zeitweiliger akustischer Genuss. Musik hat die Kraft, unser Leben zu beeinflussen, unser Empfinden zu stimulieren, uns ein Leben lang zu begleiten. In meinem Fall ist es beispielsweise die Musik von Melanie Mau und Martin Schnella, die mich seit vielen Jahren begleitet und die ich dank ihrer musikalischen Vielfalt und bei Konzerten häufig wechselnder Mitmusiker immer wieder neu entdecken kann.

Am vergangenen Samstag traten Melli und Martin zusammen mit Mathias Ruck im Neu-Deli in Einbeck auf. Ein Kino mit nostalgischem Charme, das vom Verein Einbecker Lichtspielfreunde derzeit zu einem vielseitigen Veranstaltungsort umgebaut wird. Neben Filmen (meist Kinoklassikern) und Livemusik gibt es unter anderem auch Gaming-Events, bei denen auf der großen Leinwand gezockt werden kann. Ein ambitioniertes Projekt also, um die Kultur in der Region voranzubringen.

Zweite Band des Abends war Dogs On Lead, die mir ehrlich gesagt gar nichts sagte, obwohl die Truppe um Sängerin Cecile Beelmann ebenfalls aus der Region kommt und auf mehr als 30 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann. Na gut, dann einfach mal überraschen lassen. 

Den Anfang an diesem Abend machten Melli, Martin und Mathias mit einer Mischung aus verschiedensten Coversongs von Genesis bis Iron Maiden und eigenen Stücken. Letztere teilweise von ihrem Progressive Rock-Projekt Flaming Row, vor allem aber vom aktuellen Album „Invoke the Ghosts“. Die Songs kenne ich alle. Die meisten davon hab ich auch schon live gehört. Und dennoch ist es eben jedes Mal wieder anders, es gibt immer etwas, das live dann doch anders klingt, bestimmte Facetten werden mehr hervorgehoben und vor allem hat so ein Gig eben immer eine eigene Dynamik. 

Bei Dogs On Lead, die ebenfalls viele Rockklassiker covern und ihr Set mit eigenen Titeln erweitern, war es für mich etwas völlig Neues, auf das ich mich eingelassen habe. Doch auch Cecile, Stef, Peter und Jost schafften es, mich von Anfang an mitzureißen und vor allem mitzunehmen in jene Stimmungen und Welten, die Musik für sie bedeutet. 

Das schafft eine Platte, eine CD nicht, Streaming schon mal gar nicht. Ein solches Liveerlebnis ist einzigartig, nicht konservierbar, schafft eben bleibende Erinnerungen. Die Lichtspielfreunde haben das erkannt. Aus diesem Grund haben sie sich des alten Kinos in der Einbecker Innenstadt angenommen, wollen es mit Leben füllen. Für Einbeck eine tolle Sache. Aber auch für die gesamte Region, denn aus der Welt ist es nun wirklich nicht. 

Im Grunde sollte es viel mehr solcher kleinen Spielstätten geben, in denen Künstlern ohne ganz große Namen eine Bühne geboten wird, bei der sich auch jeder den Eintritt leisten kann. Im Publikum treffen sich alte Bekannte und Menschen, die sich länger nicht gesehen haben, es ist ein gemeinsames, verbindendes Erlebnis. Noch dazu hat die Kultur vor Ort eine gewisse Strahlkraft, trägt auch zur Attraktivität der Heimat bei. Für mich jedenfalls sind es solche Abende, die mir hier das Gefühl von Heimat geben.  



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