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09.11.2022

„Haifischflosse, Regenbogenhand und tschüss“


!Respect-Trainer Milutin Susnica zeigte den Schülern der Grundschule am Jacobitor, wie man sich gewaltfrei aus einem Konflikt löst

Mit dem !Respect-Training lernen die Schüler der Grundschule am Jacobitor, Konflikte verbal zu lösen

...von Herma Niemann

Kleine Unzufriedenheiten, Streit, verbale Attacken oder unschöne Auseinandersetzungen kommen wohl auf jedem Schulhof einmal vor, wie auch Hänseleien nach einer falschen Antwort - viele Kinder machen solche Erfahrungen. Wenn Kinder dann aber schon im Schulunterricht Angst vor der großen Pause haben, können sie sich nur schwer auf den Lernstoff konzentrieren.

Um dem entgegenzuwirken, sollten Kinder früh und altersangemessen sozial-emotionale Kompetenzen entwickeln, um Konflikte gewaltfrei zu lösen. Und hier setzt der gemeinnützige Verein !Respekt an und fördert mit seinem Trainingsprogramm zum sozialen Lernen diese Fähigkeiten.

Am Freitag begann in der Grundschule am Jacobitor ein achttägiges !Respect-training in der Sporthalle der Grundschule an der Bleichestelle. Bei dem Verhaltenscoaching wird mit viel Spaß und Bewegung ein respektvolles Miteinander trainiert. Im Vordergrund steht dabei, dass die Grundschulkinder auf spielerische Art und Weise lernen, anderen mit Respekt zu begegnen und Konflikte ohne körperliche Gewalt zu lösen. Und mit dem !Respect-Coach Milutin Susnica hatten die Kinder einen Trainer, der ihnen auf Augenhöhe begegnete und bestimmte Grundlagen erklärte.

So lernten die Kinder, dass die richtige Haltung bei einem sich anbahnenden Konflikt das A und O sei, nämlich: „Beine in Skateboardstellung, den Körper aufrichten durch einen symbolisch hochgezogenen Reißverschluss und einen bestimmenden Laserblick“. Auch sollen die Kinder in einer solchen Situation kurz und knapp sagen:“hör auf, mich zu ärgern“ oder „fass mich nicht an“. Sollte man trotzdem noch von jemanden an den Händen festgehalten werden, kommen weitere Handgriffe ins Spiel, mit denen man sich gewaltfrei befreien kann. „Haifischflosse, Regenbogenhand und tschüss“, wiederholte Trainer Susnica.

Trainiert wurde auch, wie man Grenzen setzen kann. Es müsse nicht immer sofort gleich die Lehrkraft geholt werden, so Susnica, der auch auf Schimpfwörter einging. „Die Kinder benutzen oft Schimpfwörter, in denen es um Körperteile oder Tiere geht, meistens ohne zu wissen, was sie bedeuten. Hat man das erst einmal erklärt, benutzen die Kinder sie auch weniger“. Hier sei Transparenz wichtig. „Was wir hier machen, ist ein Aufmerksamkeitstraining. Hier geben wir den Kindern die Werkzeuge an die Hand und zeigen, wie sie sie verwenden können“, so der Trainer.

Die Schulleiterin Nadine Sengstack-Küster, und Schulsozialarbeiterin, Christiane Müller, freuten sich dass das !Respekt-Sozialtraining nun erstmalig auch in der Grundschule am Jacobitor durchgeführt wird. In letzter Zeit sei aufgefallen, dass körperliche Konflikte zugenommen hätten, so Sengstack-Küster. Die Frustrationstoleranz sei gering, und da würden manchmal schon kleine abwertende Bemerkungen ausreichen, um einen Konflikt zu provozieren. Woran das liege, könne die Schulleiterin nur vermuten. Vieles hänge aber mit der Situation unter der Corona-Pandemie zusammen, weil die Kontakte in dieser Zeit eingeschränkt werden mussten.

Wie Dr. Sven Vogt (Vorsitzender der Fördergemeinschaft der Grundschule) ergänzt, würden Kinder oft die Reaktionen von den Erwachsenen widerspiegeln. Momentan würden sich die Menschen aufgrund des Ukraine-Krieges in einer nicht einzuschätzenden Situation befinden. Da würden sich Ängste, aber auch Neid und Missgunst breit machen. Den Kindern einen respektvollen Umgang beizubringen, sei eine Herausforderung, aber dafür gebe es ja dieses professionelle Coaching. „Wenn wir Respekt an der Grundschule vorleben, haben wir Erfolg“, so Vogt.

Im Rahmen der Präventionsmaßnahme werden alle Kinder der Grundschule jeweils drei Doppelstunden lang geschult und auch ihr Selbstbewusstsein dadurch ungemein gestärkt. In dem !Respekt-Projekt werden die Kinder der Osterode Grundschule von ihren Klassenlehrern begleitet, und auch alle anderen Lehrkräfte und pädagogischen Mitarbeiter hospitieren bei dem Training. Denn nur durch die Einbeziehung in die Schulung lernt auch das Schulteam, wie man einheitlich präventiv und intervenierend bei Konflikten wirksam werden kann Darüber hinaus nimmt das gesamte Kollegium an einer mehrstündigen Fortbildung teil die an zwei Nachmittagen stattfindet und auch die Eltern werden im Rahmen eines Infoabends in das Projekt miteinbezogen. Mit diesem Dreiklang soll gemeinsam Gewalt und Mobbing entgegengewirkt werden. Das !Respekt-Sozialtraining konnte mit Unterstützung der Stiftung der Spardabank Hannover in der Grundschule am Jacobitor durchgeführt werden.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Mit kleinen Handgriffen und der richtigen Körperstellung verschafft man sich Respekt

 

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