07.11.2022

Was gibt uns Halt?

Reformationsgottesdienst in der Herzberger Christuskirche

...KKHL Christian Dolle

Was gibt uns Halt? Diese Frage stand als große Überschrift über dem Reformationsgottesdienst in der Christuskirche in Herzberg. Unsere Zeit fordere unseren Glauben heraus, da nichts mehr einfach scheint, da eine Krise auf die nächste folgt, da wir häufig nicht wissen, wohin wir überhaupt greifen sollen, von wo aus wir uns Halt erhoffen dürfen, machte Pastorin Katharina Lopèz-Acuna zu Beginn deutlich. „Ist die feste Burg noch das passende Bild?“, fragte sie.

Der Gottesdienst verlief dann etwas anders als viele es gewohnt sind. Zunächst wurden Lebensgeschichten vorgetragen, die davon handelten, dass Menschen der Boden unter den Füßen weggezogen wird, durch Krankheit, durch Krieg. Sie verlieren den Halt, haben Angst, sehen keine Zukunft mehr. Dem folgte eine szenische Lesung zwischen bohrenden Fragen nach Gottes Eingreifen in solchen Situationen und der christlichen Botschaft, dass Gott und Glaube eben Zuversicht geben können.

Anschließend wurden mehrere Stationen vorgestellt, an denen die Besucher*innen nun aktiv werden sollten, Wünsche zu Papier bringen, Bibelverse zur Stärkung lesen, eine Kerze verbunden mit einer Fürbitte entzünden, persönlichen Segen empfangen. Es waren kleine, persönliche Momente, die keine allumfassende Antwort geben, doch bei vielen in der Auseinandersetzung mit der Kraft des Glaubens den Blick weiteten für etwas, was vielleicht auch über die momentanen Krisen hinausgeht.

„Ein feste Burg ist unser Gott“ wurde dann wieder gemeinsam gesungen. Jenes Kirchenlied, das Martin Luther in einer Zeit textete, die ebenso aussichtslos, schwierig, haltlos auf die Menschen damals wirkte. Dieses Lied hat die Zeiten ebenso überdauert wie Luthers grenzenloses Vertrauen auf Gott. Er ist barmherzig, allmächtig, rettet uns, wenn wir haltlos sind, stellte Katharina Lopèz-Acuna heraus, wir können seine Liebe zu uns weitergeben und damit uns und anderen Halt geben. Wir müssen ihn aber auch bitten, uns zu halten. „Halt mich ganz fest“, sagte sie.