Regionales / Harz

25.10.2022

Einzigartige Holzkirche – bedeutender Orgelklang


Vom Baufortschritt an der neuen Goll-Orgel in der Marktkirche Clausthal

...KKHL Mareike Spillner

Voran geht es mit der Montage und Intonation der neuen Orgel in der Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal. Sie ist ein einzigartiger Kirchenbau: die größte Holzkirche Mitteleuropas gehört durch ihre Architektur und Ausstattung zu den bedeutendsten Baudenkmälern des norddeutschen Barock. Sie wurde 1642 erbaut und 1691 vergrößert – und bekommt nun durch eine neue Goll-Orgel auch den passenden Klang verliehen.

In den vergangenen Jahren wurden umfangreiche Sanierungs-Maßnahmen vorgenommen, um den Bestand zu sichern. Denn vor der Kompletterneuerung der Orgel setzten Technik und Mechanik immer wieder aus. Schon seit Pfingsten sind die Fachleute des Orgelbauers Goll um Geschäftsführer Simon Hebeisen bereits dabei, die neuen Orgelpfeifen im Wert von etwa 2,6 Millionen Euro zu montieren und zu intonieren. Regelmäßig finden Termine mit leitendem Orgelausschuss, den die Landeskirche eingesetzt hat, bestehend aus Dr. Karl Wurm, Professor Christoph Becker-Voss, Christiane Klein und Tobias Hase, dazu Kantor Arno Janssen und Dorothee Austen statt, um den Fortschritt abzuklären und die Klänge der Orgel zu prüfen. „Seit dem letzten Treffen im August sind es schon einige Register mehr“, stellt Orgelbaumeister Hebeisen fest, bevor er den anderen das Klingen demonstriert. Das Publikum „hört ab“ und prüft Ton und Lautstärke.

Währenddessen arbeitet Orgelbauer und Intonateur Christian Kubli weiter, Pfeifenmacher und Intonationsgehilfe Josef Muff gibt mir, nach einem kurzen Stopp am „Pfeifenlager“, einen Einblick in die Orgeltechnik. Bis ganz hinauf in das Orgelwerk geht es, die kurzen Trittleitern aus Holz nach oben. Er zeigt mir die größte Pfeife der neuen Orgel, eine Holzpfeife, die in etwa eine Länge von 6 Metern und eine Breite von 40 Zentimetern hat – und inzwischen vom Orgelprospekt umhüllt ist. Und natürlich auch die kleinste aus Metall, deren Köpfchen nur einen Zentimeter umfasst. Das längste an ihr ist der Windkanal.

Einige der etwa 3500 Pfeifen, die hier nach und nach verbaut werden, habe er selbst gefertigt, erzählt er mir. Zunächst stelle er sich die Frage, wie die Pfeife klingen soll – auch in Komposition mit den Pfeifen neben ihr. Danach lege er die Mensuren, die Proportionen der Pfeife, fest. Zum Stimmen und Intonieren gehört schließlich die Ansprache, das kontrollierte Hineinpusten. Vorgesehen und teilweise bereits an ihrem Bestimmungsort angelangt sind natürlich eine Vielzahl der unterschiedlichsten Pfeifen. Sie alle werden in den nächsten Wochen verbaut, justiert und gestimmt, sodass dem feierlichen Einweihungsfest am 1. Advent nichts im Wege stehen sollte.

In Luzern in der Schweiz, dem Sitz des Hauses Goll, wurde die neue Orgel schon einmal zur Probe und Vorintonation aufgebaut – ohne Orgelprospekt. Denn der spektakuläre Orgelprospekt der Eggert-Orgel von 1758 ist erhalten geblieben: zahlreiche musizierende Engel sitzen auf den Kranz-Profilen und bereichern die barocke Orgelfront. Ausgehend von der ursprünglichen Eggert’schen Disposition wurde in Zusammenarbeit mit der Expertenkommission eine Klangkonzeption entwickelt, die das Repertoire der neuen Orgel bis in die Romantik und Moderne erweitert.

„Ein großes und interessantes Projekt – auch für mich“, gibt Josef Muff lächelnd zu, der schon oft neugierigen Touristen und Harzern Rede und Antwort gestanden hat. „Die Kirche hat schon viele Besucher, das macht das Intonieren manchmal etwas schwierig“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Insgesamt 74 Register auf 4 Manualen und Pedal werden künftig den Kirchenraum zum Erklingen bringen.

Orgelpatenschaften zu vergeben

„Dem Welterbe-Status der Region entsprechend, entsteht mit der Erweiterung der stilistischen Möglichkeiten auf die Musik der Romantik und Moderne – außerhalb des historischen Gehäuses – ein universell einsetzbares Instrument mit Strahlkraft“, sind sich Marktkirchenkantor Arno Janssen und Kirchenvorstandsvorsitzende Dorothee Austen sicher und machen gleich Werbung für die Orgelpatenschaften, die noch zu vergeben sind. An der Orgel-Finanzierung beteiligen sich bisher die Landeskirche Hannovers, die Stiftung Marktkirche zum Heiligen Geist sowie die Marktkirchengemeinde, der Kirchenkreis Harzer Land, die Niedersächsische Sparkassenstiftung sowie einige Unternehmen und private Spender.  

„Auf engagierte Paten hoffen viele Flöten, einige Hörner, aber auch Trompeten, Posaunen, Fagotte und Violinen oder Violincelli bis hin zu vielfältigen Bässen und andere Rauschwerke exotischer Prägung wie Oboe d’amore und Tuba mirabilis. Die Exoten haben allerdings schon Spender gefunden.“ Zur Auswahl bei der Aktion „100HOCH3+“ stehen einzelne oder mehrere Pfeifen oder gar ganze Register – zu einem Spendeneinsatz ab 50 Euro. Die Resonanz auf das Spendenprojekt sei bisher zwar sehr gut gewesen, die ein oder andere Patenschaft für die über 3500 Orgelpfeifen sei aber noch verfügbar!

Im Schaukasten am Marktkircheneingang ist ein Prospekt zum Projekt ausgehängt. Wer Pate werden möchte, bekommt ein solches samt Formular, das die Patenschaft verbindlich macht. Dorothee Austen und Arno Janssen stehen ebenfalls gerne für Gespräche oder Beratung zur Pfeifenauswahl zur Verfügung. 

Kontakt:
www.kirchengemeinde-clausthal.de
info@marktkirchenstiftung.org
Tel. 05323-7005
KG.Clausthal@evlka.de


Spendenkonto:
Stiftung Marktkirche
IBAN: DE43259501300097000111
Projekt F - Orgel





 

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