Regionales / Gem. Bad Grund / Gittelde/Teichhütte

07.10.2022

Engel brachten nicht nur eine Harfe zum Klingen


Martina Schüttler, Christine Högl, Pastor i. R. Ulrich Tietze und Pfarrerin Melanie Mittelstädt hatten zu einem Gottesdienst geladen, in dessen Mittelpunkt Engel standen

...von Petra Bordfeld

Als Christine Högl die Saiten ihrer Harfe zupfte, entlockte sie dem Instrument so bezaubernde Töne, dass man das Gefühl hatte, ein Engel stünde im Altarraum der St. Mauritius-Kirche zu Gittelde. Als Musiktherapeutin Martina Schüttler von der Empore aus ihre Stimme für Felix Mendelssohns „O Lord, hear my prayer“ erklingen ließ, schien sich erneut ein Himmelsbote zu melden. Und der Spruch „Weil Engel nicht überall sein können, gibt es Menschen wie Dich“ dürfte nicht selten dem einen oder der anderen der Gottesdiensteilnehmer/innen in Erinnerung gekommen sein.

Geschehen ist dies während der traditionellen und sehr beliebten liturgischen Feier zum Gedenktag der Engel in dem Gotteshaus. Da waren aber auch Pfarrerin Melanie Mittelstädt und Pastor i. R. Ulrich Tietze. Beide hatten ihre Gedanken und Überlegungen in von Poesie getragene Worte gefasst. Die Pfarrerin hieß die große Zahl der Gäste aufs herzlichste willkommen und gab ihnen folgende Gedanken mit auf den Weg in diese liturgische Feier: „Einen Gottesdienst zu St. Michaelis feiern wir heute, zum Gedenktag der Engel. Er will uns erinnern, in uns zum Klingen bringen, dass unser Leben unter einem großen Zuspruch steht, dem Zuspruch des Himmels“.

Sie erinnerte aber auch daran, dass Engel Wegbegleiter und Wegweisende im Leben seien, die immer wieder unsere Schritte in eine heilsame, uns weiterführende Richtung lenken wollten. Dabei stellten sie sich durchaus in den Weg oder holten den Menschen von falschen Pfaden zurück. „Manchmal tragen sie uns über Hindernisse, Stolpersteine und tiefe Täler des Lebens hinweg“. 

Ulrich Tietze kam dann auf den Propheten Elia, einen der großen Männer Gottes im Alten Testament, zu sprechen. Der hatte nämlich die Propheten Baals mit dem Schwert getötet und nun Angst vor deren Rache. Er rannte um sein Leben, sein Weg führte direkt in die Wüste, wo er sich zum Sterben hinlegte. Doch ein Engel wusste ihn überzeugend eines Besseren zu belehren und Ja zum Leben zu sagen.  Ein Gedicht von Ulrich Tietze endete mit den vier Zeilen: „Auf keinem Weg bin ich allein. Wenn Lebenskräfte unterliegen und einst die Müdigkeiten siegen, wird doch ein Engel bei mir sein“. Diesen Worten schloss sich ein großes Dankeschön an die Himmelsboten an.

Ulrich Tietze ließ aber auch Pablo Neruda, den chilenischen Diplomaten, Dichter und Schriftsteller, der sich vor allem gegen den Faschismus in seinem Heimatland und in Spanien eingesetzt und 1971 den Nobelpreis für Literatur erhalten hat, zu Wort kommen:  „Ich will in einer Welt leben, in der die Menschen nur menschlich sind, ohne jeden anderen Titel als diesen, ohne sich eine Regel in den Kopf zu setzen, ein Stichwort, ein Etikett. Ich will, dass man alle Kirchen betreten darf“. Er wollte aber auch, dass alle lächelnd das Rathaus betreten oder verlassen, reden, lesen, hören, gedeihen können. „Ich habe einen Weg gewählt, weil ich glaube, dass dieser Weg uns alle zu dauernder Freundlichkeit führt. Ich kämpfe für diese allgegenwärtige, ausgreifende, unerschöpfliche Güte. Wir werden uns alle verstehen. Wir werden gemeinsam fortschreiten. Diese Hoffnung ist unwiderruflich.“ Dieses Zusammenspiel der beiden Musikerinnen, der Pfarrerin und des Pastors i. R. war so überzeugend, dass die Zuhörer/innen am Ende nicht mit Beifall sparten und auch das Gespräch suchten.

 

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