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10.09.2022

Taxifahrerinnen entdeckten den Soling und Osterode


Wo sonst Busse einparken, hatten sich die Taxen breit gemacht

von Petra Bordfeld

Sie waren mit zumeist Hell-Elfenbein (RAL 1015) lackierten Daimlern gekommen, zu denen aber auch ein Audi 100, ein Volvo und ein BMW zählten, die auch schon mehr als 20 Jahre auf dem Blech hatten, sehr gut passten. Denn eines hatten die Fahrzeuge gemeinsam: Das Schild auf dem Dach machte deutlich, dass sie zum traditionellen Taxi-Oldie-Treffen nach Osterode gekommen waren. Diese von André Kuhlo vor 15 Jahren ins Leben gerufene „Zusammenkunft“, findet schließlich zusammen mit OTTO statt.

Unter den fahrbaren Blechkarossen fielen übrigens zwei besonders auf. Sie stachen insbesondere durch ihre Überlänge von gut fünf Metern ins Auge. In der Frontscheibe der Limousine stand auch geschrieben, wie dieser vom Werk gefertigte Benz zu seiner dritten Tür auf jeder Seite gekommen ist: „Die mittlere Tür wurde gefertigt aus dem Vorderteil der hinteren Tür sowie dem Hinterteil der Vordertür“.

Die 21 Fahrer und drei Fahrerinnen der 24 Oldies waren aus fast ganz Deutschland angerollt. Einer kam aus Niebüll und die Audifahrerin aus dem in Westphalen gelegenen Hamm. Auf die Frage, wie sie überhaupt von diesem Oldie-Treffen der Taxen erfahren haben, schmunzelten die meisten. Der eine hat es über den Mercedesclub W123 in Erfahrung gebracht, die anderen per Zufall oder Handy. Gleich, woher die Infos kamen, sie alle waren neugierig und machten sich auf den Weg in die ehemalige Kreisstadt. Bislang hat auch keine/r von ihnen diese Überlegung je bereut. Im Gegenteil. Ihnen gehen die rund 365 Tage eines jeden Jahres nicht schnell genug rum, bis sie ihren metallenen Liebling wieder für dieses Treffen hübsch machen.

Da kann man nämlich immer klönen, wobei es völlig gleich ist, ob Berufstaxifahrer/innen hinterm Lenkrad sitzen oder Hobbyisten, die aus Liebe zu dem Mercedes der Klasse E zum Taxi gekommen sind. Manch einer hat schon im letzten Jahrtausend so ein Hobby gehabt und freute sich riesig, als 2007 das erste Mal in Osterode dieses Treffen anstand.

Denn das besteht schließlich nicht nur aus einem Tag, sondern einem Wochenende, welches von André Kuhlo voll durchorganisiert wird. So auch diesmal. Zuerst führte der Weg nach Northeim in den Filmpalast „Neue Schauburg“. Dort lief der Film "Taxi, ein Film über die wahren Helden zwischen Bremerhaven und München" über die Leinwand.

Der zweite Tag bestand ganz aus einer Erkundungstour, die jeder mit seinem Fahrzeug antrat, nachdem die Auto-Reihenfolge chronologisch nach deren Baujahr sortiert war. Die Taxifahrer/innen durften sich sicher sein, dass sie Aufsehen erregen würden.

Von der Bleichstelle aus führte der Weg erneut nach Northeim, wo der einstige Betriebssitz einer Firma bestaunt wurde, die bis vor wenigen Monaten noch Anzüge und Uniformen hergestellt hatte. Denn dieses Gemäuer stammte aus den 50er Jahren, welches sich als eine wunderbare Fotokulisse herausstellen sollte.

Weiter ging es nach Uslar, der Kleinstadt, die ein Mittelzentrum am südwestlichen Rand des Solings ist. In ihrem Zentrum ist der unter Denkmalschutz stehendes historisches Oval-Kiosk zu sehen, der auch heute noch betrieben wird. Die rund um diese Gebäude zu findenden Bushaltestellen wurden kurzerhand zum Taxistand umfunktioniert - alles natürlich mit Wohlwollen des zuständigen Verkehrsunternehmens.

Das Seminarhotel „Landhaus Rothenberg“ im nahegelegenen Volpriehausen war das nächste Ziel. Dort servierte die Betreiberfamilie Schwarz, zu welcher Henrik zählt, der sich nicht nur zusammen mit seinem Bruder in der Doku-Soap „Mein Lokal, Dein Lokal“ einen Namen als Koch gemacht hat, sondern auch als "Fluchthelfer". Denn er charterte den Hotel eigenen Reisebus, um wöchentlich aus der Ukraine geflohene Menschen aus Moldawien nach Deutschland zu holen.

Jetzt charterte er einen Oldtimer Doppeldecker Cabrio Bus, und sorgte mit einer Sightseeing-Tour für das absolute Highlight, weil er durch die Schönheiten des Solings fuhr. Die als Achterbahnfahrt bekannte Busfahrt war nicht nur informativ, sondern hatte vor allem riesigen Spaß gemacht. „Denn Henrik Schwarz kitzelte durch fahrerisches Können und unglaublichen Entertainmenttalent die Nerven und beanspruchte durchaus auch die Lachmuskeln“, so André Kuhlo. Langsam hieß es wieder den Weg gen Osterode unter die Reifen zu nehmen, um sich zum Klönabend zu treffen.

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen des OTTO. Und es wurde nicht nur miteinander geklönt, denn nicht selten kamen interessierte Besucher/innen, die nicht nur schauen, sondern auch das eine oder andere wissen wollten.

Als es dann soweit war „Tschö“ zu sagen, stand für alle fest, dass man sich zum Taxi-Treff 2023 wieder sehen wird. Mal sehen, was André Kuhlo dann als Kennenlerntour ausgearbeitet hat und ob neben den „alten Hasen“ auch neue Leute anzutreffen sind.


Eine Taxi-Schlange zog sich durch den Solling

Sie waren froh, erneut zum Taxi-Oldie-Treffen nach Osterode gekommen zu sein

 

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