Kultur

12.09.2022

Krimiautor und ein bisschen Eisenbahn-Nerd


Mario Schulze liest bei Mordsharz in Wernigerode aus „Wagen 8“

von Christian Dolle

Mario Schulze wird das diesjährige Mordsharz-Festival am 14. September mit seinem Krimi „Wagen 8“ eröffnen. Doch wer ist dieser Mann, in dessen Buch es um die Entführung eines Zuges der Harzer Schmalspurbahn geht? Wir trafen ihn in Halberstadt und erfuhren mehr über seine besondere Faszination für Eisenbahnen und seine bisherigen schriftstellerischen Arbeiten.

An einen Harzkrimi wollte er sich jedenfalls lange nicht wagen, da bei der Gattungsbezeichnung Regionalkrimi für ihn auch immer eine gewisse negative Konnotation mitschwang. Stattdessen schrieb er etliche andere Romane, die er selbst verlegte, Sachbücher zu Eisenbahnen und veröffentlichte auch in einer Zeitschrift für Eisenbahnfans. „Die sind schon ein besonderes Völkchen“, sagt er, oft sehr detailverliebt und eben kritisch, wenn es um ihre Leidenschaft geht. 

„Das ist auch ein bisschen meine Welt“, gibt er zu. Er kann sich für jenes ausgeklügelte System der Bahn begeistern, wo alles aufeinander abgestimmt ist und ineinander greift. Sogar auf seinen Sohn hat das abgefärbt, erzählt er, der ist nämlich Fahrdienstleiter bei der rhätischen Bahn in der Schweiz. 

Das 9-€-Ticket hätte er sich hierzulande jedenfalls weiterhin gewünscht, driftete das Gespräch kurz ins Politische ab, spätestens jetzt ist klar, dass Mario Schulze eben wirklich ein wenig Nerd ist, also auf jeden Fall jemand, der stundenlang spannend über sein Thema reden kann. Völlig logisch also, dass all dies auch in seinen Krimi „Wagen 8“ eingeflossen ist. 

Das Buch ist auf jeden Fall eindeutig ein Harzkrimi, denn es kann nirgendwo anders spielen als auf der Strecke der HSB und natürlich ist alles, was im Zug während der Entführung passiert auch akribisch recherchiert. Allerdings, und das betont der Autor sehr deutlich, ist es immer noch ein Roman, also Fiktion und daher sind bestimmte Umstände dem Fluss der Geschichte angepasst. Klingt vernünftig.

Über die Geschichte verrät er nur: „Der Zug wird entführt, um ein Leben zu retten, doch am Ende ist alles ganz anders als gedacht.“ Wichtig war ihm, dass die Geschichte im Hier und Jetzt, also im modernen Harz spielt und dass die Figuren natürlich wirken. „Oft sind die Ermittler in Krimis beinahe Superhelden, das mag ich gar nicht. Ich will sie möglichst lebensecht beschreiben“, sagt er. 

Geschrieben hat er übrigens meist in Südfrankreich, wo er sich in den Schulferien – Mario Schulze ist im normalen Leben Lehrer an zwei Schulen – dann hinsetzt und aus der Ferne über die Heimat Harz schreibt. Dort sei er dann ungestört und könne voll in die Welt seines Romans abtauchen. 

Dass auch seine Zuhörer darin abtauchen können, wünscht er sich für den 14. September, wenn er ab 18 Uhr in der Remise in Wernigerode aus seinem Krimi liest. Gerade überlegt er noch, welche Szenen sich dafür am besten eignen und wie er diese Zugfahrt möglichst interessant zusammenfasst. Sein Ziel dabei ist klar. „Ich möchte mit meinen Büchern unterhalten“, stellt er heraus, „und wenn sich Leute gut unterhalten fühlen, bin ich vollkommen zufrieden.“

Das vollständige Programm:

Wernigerode (Remise) - Mittwoch, 14. September

18 Uhr: Mario Schulze – Wagen 8  
Im Anschluss: PREISVERLEIHUNG HARZER HAMMER 
19.30 Uhr: Frauke Buchholz – Blutrodeo (Weltpremiere) 
21 Uhr: Eric Berg – Die Toten von Fehmarn  

Goslar (Kaiserpfalz) – Donnerstag, 15. September

18 Uhr: Antti Tuomainen / Peter Lontzek – Das Elch Paradoxon (Deutschlandpremiere) 
19.30 Uhr: Jens Henrik Jensen / Dietmar Wunder – Oxen. Noctis  
21 Uhr: Christine Brandt & LightsOutOrchestra – Der Unbekannte  

Nordhausen (Tabakspeicher) – Freitag, 16. September

17 Uhr: Leona Deakin / Julia Nachtmann – Lost (Du darfst Dich nicht erinnern) 
18.30 Uhr: Horst Eckert – Das Jahr der Gier 
20 Uhr: Zoë Beck – Paradise City  

Walkenried (Kloster) – Sonnabend, 17. September

18 Uhr: H. Dieter Neumann – Todeslied  
19.30 Uhr: Sven Stricker – Sörensen am Ende der Welt  
21 Uhr: Ursula Poznanski – Stille blutet (Deutschlandpremiere)

Mehr zu Mordsharz gibt es unter www.mordsharz-festival.com.

 

Anzeige