Kultur

30.08.2022

Gedanken, Gefühle – in Bestform verpackt


v.l.: Die zweite Vorsitzende Claudia Dietrich, der Bürgermeister von Osterode Jens Augat und die erste Vorsitzende Renate Maria Riehemann bei der Begrüßung im Kurpark

Der Verein „Lyrik lebt“ hatte zum „Lyrischen Garten“ in den Kurpark und in die Stadthalle Osterode eingeladen - Autoren aus nah und fern waren dabei

...von Herma Niemann

Ein Gedicht ist ein sprachliches Kunstwerk in Versen, Reimen oder in einem besonderen Rhythmus. Ein Gedicht verpackt die verschiedensten Gefühle, Gedanken, Stimmungen oder auch Nachdenkliches. Dem Klang der Worte lauschen und die Atmosphäre genießen, das war am Sonntag in der Stadthalle und im Kurpark Osterode möglich.

Denn zum ersten Mal fand der „Lyrische Garten“ (initiiert von Renate Maria Riehemann) vom frisch gegründeten Verein „Lyrik lebt“ mitten in Osterode statt. Den Auftakt mit den Lesungen im Sitzungssaal machte die Vorsitzende Riehemann. „Gedichte sind der Moment oder die Momente, die man versucht, in Worte einzufangen“, so Riehemann „es sind Schätze aus Gedanken, die wir sammeln und sieben“.

Ein Gedicht habe sie anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter geschrieben. Es heißt „Eingeflochtene Wünsche“. Darin beschreibt sie diesen besonderen Tag detailreich mit den Wünschen, die einem nahe sind. „Unser Tag ist weiß gekleidet, um ein Wort herum“. Mitfühlend konnte man auch den Gedichten über einen einsamen Mann lauschen oder über zwei alte Freundinnen, „deren Herzen den gleichen Hunger“ hatten. „Dichter neigen dazu, die Zeit auf der Bühne komplett zu vergessen“, so Riehemann humorvoll „wie auch beim Schreiben, das ist wie bei Kindern, die im Sandkasten spielen“.

Der Autor Gabriel Wolkenfeld zum Beispiel las aus seinem Gedichtband, in dem  israelischen Städten jeweils ein eigenes kleines Gedicht gewidmet wird. So etwa der Stadt Jerusalem, der Stadt der Religionen. In seinem Gedicht geht es um die besonderen Bewohner der Klagemauer, nämlich um die Mauersegler und ihre gespaltene Beziehung zu den Wünschen, die die Menschen auf Zetteln in die Ritzen der Mauer stecken. Gelungene Wortspielereien findet man auch in seinem Gedicht über die Stadt Caesarea, die sich mehr und mehr zu einer Stadt der Villen entwickelt hat. Clifford Middleton präsentierte seine Gedichte in Deutsch und in Englisch und mit den Fragen „Wer sind wir?“, „Wo wohnen wir?“ oder „Wo kommen wir her – wo gehen wir hin?“. Die Gedichte zugleich auch in Englischer Sprache zu hören, war eine akustische Bereicherung, da man dadurch dem Klang Middletons Worte noch einmal ganz anders Aufmerksamkeit schenken konnte.

Aber auch draußen im Kurpark waren viele Autoren mit Tischen positioniert, die von den Besuchern angesteuert werden konnten und die gerne aus ihren Werken lasen. Insgesamt waren 20 Autoren dabei und über den Tag verteilt kamen rund 350 Lyrik-Fans. Zusätzlich präsentierten Schüler der Realschule Röddenberg ihre Gedichte für den Frieden an einer Wäscheleine und trugen diese auf der Außenbühne vor. Mittags zeigten Schüler der Kreismusikschule ihr Können mit eigenen Songtexten.

Der „Lyrische Garten“ sei kaum wegzudenken, so der Osteroder Bürgermeister, Jens Augat, in seinem Grußwort. Augat drückte seine Freude darüber aus, dass diese Veranstaltung endlich wieder in Präsenz stattfinde. Denn durch Corona ist sie einmal ausgefallen und einmal gab es ein digitales Format. „Es ist schön, wieder gemeinsam die Kultur erleben zu können“. Der bisherige Veranstaltungsort, die Villa Gyps, sei zwar ein schöner Ort gewesen, aber den „Lyrischen Garten“ mitten in die Stadt und mitten in die Gesellschaft zu holen, freue ihn sehr. „Hier werden Menschen zusammen geführt und die Gedichte an den Mann und die Frau gebracht“. Es ginge aber auch um Integration und gesellschaftliche Vielfalt. Augat dankte den Organisatoren und allen Beteiligten für ihr Engagement. Riehemann dankte für die Unterstützung vom Stadthallen-Team. „Das ist heute ein Tag, an dem wir alle ein wenig zur Besinnung kommen, und wenn wir wie heute immer mehr die Jugend mit einbinden, dann werden Gedichte irgendwann zur Normalität“. Noch am Abend erreichten Riehemann die ersten positiven Rückmeldungen der beteiligten Autoren. Ein herzliches Dankeschön sendete unter anderem der Autor Marcus Neuert aus Minden für die hervorragende Gestaltung und Organisation des gesamten Tages. „Es war mir eine Freude, dazu beigetragen haben zu dürfen“.


Lesungen fanden im Kurpark und im Sitzungssaal der Stadthalle statt

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Im Laufe des Tages füllte sich der Kurpark immer mehr mit interessierten Lyrik-Fans

Die Schüler der Realschule Röddenberg haben ihre Gedichte für den Frieden an der Wäscheleine aufgehängt

 

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