Kultur / Rezensionen

12.08.2022

Psychothriller einer Profilerin


In Nordhausen liest Leona Deakin gemeinsam mit Julia Nachtmann aus „Lost“

...von Christian Dolle

Bei einer Feier auf einer Militärbasis explodiert eine Bombe. Ein Anschlag. Captain Harry Peterson wird verletzt, doch er überlebt. Aber als er wieder zu sich kommt, kann er sich an nichts erinnern, die vergangenen vier Jahre sind wie ausgelöscht. Seine Freundin, die ebenfalls aus seinem Gedächtnis gelöscht ist, wendet sich an die Profilerin Augusta Bloom und bittet sie um Hilfe.

„Lost“ ist der zweite Roman von Leona Deakin um die Ermittlerin Augusta Bloom. Inwieweit die literarische Figur etwas mit der Autorin gemeinsam hat, darüber darf wohl spekuliert werden, denn auch Leona Deakin hat als Profilerin für die Polizei gearbeitet. Anschließend machte sie sich als Psychotherapeutin selbstständig und veröffentlichte ihren ersten Roman „Mind Games“. 

Genua wie auch in Lost geht Augusta Bloom dort psychologisch vor, versucht den Fall zu entschlüsseln und dem Täter über seine Psyche auf die Spur zu kommen. In dieser Geschichte stellt sie bald die Vermutung auf, dass der Anschlag vor allem Harry Peterson galt, dass er inszeniert war, genau um etwas aus seiner Erinnerung zu tilgen. Dementsprechend muss es etwas geben, mit dem er damals einigen sehr einflussreichen Menschen auf die Füße getreten ist. Kann es vielleicht damit zu tun haben, dass er Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet hat?

Es sind die ungewöhnlichen Methoden der Augusta Bloom, die den Reiz dieses Romans ausmachen, und ebenso das Stochern Harrys und seiner Lebensgefährtin in der unbekannten Vergangenheit, die er vergessen und sie nicht miterlebt hat. Verlorene Erinnerungen, die einen Menschen verändert haben, ihn prägen und für jemand anderen eben gefährlich werden können. 

Ein klassischer Thriller, rasant und spannend geschrieben, immer wieder gesellschaftliche Fragestellungen streifend. Was das Buch aber besonders ausmacht, ist die Gewissheit, dass Leona Deakin genau weiß, worüber sie hier schreibt, bzw. in ihrer Recherche auch die besten Quellen kennt, um das, was sie nicht aus eigener Berufserfahrung mitbringt, kompetent zu erfragen. 

Solche Glaubwürdigkeit macht einen guten Psychothriller aus, nicht nur die Fantasie eines Autors, sondern profunde Sachkenntnis, die in die Geschichte einfließt. Welche Details das genau sind, lässt sich von außen schwer beurteilen, doch die Not eines Mannes, dem die letzten vier Jahre seines Lebens fehlen und der sich nicht einmal an seine neue große Liebe erinnern kann, wird durch dieses Wissen, dass alles von einem Profi geschildert wird, umso beklemmender. 

Am Freitag, 16. September, wird Leona Deakin ab 17 Uhr im Museum Tabakspeicher Nordhausen im Rahmen des Mordsharz-Festivals aus „Lost“ lesen. Ihre deutsche Stimme dabei ist Julia Nachtmann. Die Schauspielerin stand schon auf vielen renommierten Theaterbühnen, ist häufig im Fernsehen zu sehen und ist eben auch für ihre Hörbücher (unter anderem von Nele Neuhaus oder Ursula Poznanski) bekannt. Bei Mordsharz war sie schon mehrfach zu Gast; Fun Fact: Das Foto in ihrem Wikipedia-Eintrag entstand beim Mordsharz-Festival 2015 in Goslar.

Im Anschluss, also um 18.30 wird in Nordhausen Horst Eckert seinen Politthriller „Das Jahr der Gier“ vorstellen, um 20 Uhr liest Zoë Beck aus ihrem in der Zukunft spielenden Thriller „Paradise City“. Karten sind online oder an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich, in Nordhausen ist es der Tabakspeicher selbst.

Weitere Informationen zum Festival sowie das vollständige Programm für alle vier Tage gibt es unter www.mordsharz-festival.com.



Jenny Rogneby, Christoph Lampert und Julia Nachtmann

 

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