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08.08.2022

Leihmutterschaft – immer noch ein Tabuthema?


Die SPD-Frauen des Arbeitskreises Osterode diskutieren über das Thema Leihmutterschaft

Die SPD-Frauen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) in Osterode diskutierten das Thema

von Herma Niemann

Osterode. Es scheint immer noch ein Tabuthema zu sein: das Thema Leihmutterschaft. Darüber diskutierten bei ihrer jüngsten Sitzung die SPD-Frauen des Arbeitskreises Osterode. Wie die Sprecherin, Christa Hartz, in der Runde berichtete, würden geschätzt rund 15.000 deutsche Paare den Weg ins Ausland auf sich nehmen, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. „Das zeigt, dass es an der Zeit ist, dieses Problem zu regeln“, so Hartz.

Zum Hintergrund: In Deutschland sind die im Zusammenhang mit Leihmutterschaft stehenden Tätigkeiten von Ärzten nach dem Embryonenschutzgesetz strafbar. Auch die Leihmutterschaftsvermittlung ist nach dem Adoptionsvermittlungsgesetz unter Strafe gestellt. Nicht strafbar machen sich hingegen die „Wunscheltern“.

Fakten und offene Fragen dazu wurden in der Runde zusammengestellt. Im Vordergrund stehen nach wie vor ethische Fragen. Denn in Deutschland werde die Leimutterschaft überwiegend immer noch abgelehnt, weil man verhindert will, dass die Frauen ihre Körper aus finanzieller Not heraus zur Verfügung stellen. Sollten deshalb vielleicht die Grenzen der Natur akzeptiert werden, war unter anderem eine Frage. Dazu gehört auch die Fragestellung, was ist, wenn das Kind mit einer Behinderung zur Welt kommen sollte. Auch juristisch müsste einiges in eine Form gebracht werden, wenn man die Leihmutterschaft in Deutschland einführen wolle.

Dann müssten die Rechte des Kindes, der Wunscheltern, der Leihmutter klar geregelt werden, zum Beispiel auch in dem Fall, wenn die Wunscheltern das Baby nun doch nicht mehr haben wollen. Aber es könne ebenso sein, dass die Leihmutter während der Schwangerschaft eine enge Bindung zu dem Kind aufbaue und es deshalb behalten will. Auch könne ein hoher Erwartungsdruck beim Kind aufgebaut werden. Finanzielle Aspekte müssten auch berücksichtigt werden, denn in Deutschland gilt die Bezahlung einer Leihmutter immer noch als sittenwidrig. Zu dem Thema gehören dann auch kompetente Beratungsstellen.

In die Schlagzeilen geraten sei das Thema Leihmutterschaft unter anderem in den vergangenen Monaten aufgrund des Krieges in der Ukraine. Rund 2.000 Kinder werden jährlich in der Ukraine von Leihmüttern geboren. Jetzt, im Krieg, ist es jedoch für die ausländischen Eltern schwierig, die Babys abzuholen. Wie Hartz erklärte, seien zum Beispiel in Großbritannien die Leihmütter rechtlich abgesichert und die Kinder psychisch gesund. Natürlich gebe es auch Länder, in denen mit der Leihmutterschaft Ausbeutung betrieben werden, deswegen sei dies aber nicht grundsätzlich abzulehnen.

„Leihmütter haben oft eigene Familie, sehen ihre Schwangerschaft als gute Tat“. Zudem gebe es Studien, die widerlegen, dass Leihmütter im Nachhinein die Abgabe des Kindes bedauern.

Wie Hartz sagte, sei das Thema auch im Koalitionsvertrag auf Bundesebene verankert. Im Herbst soll dazu eine Expertenkommission zusammenkommen. „Wenn das Thema im Koalitionsvertrag steht, hat das schon eine Wertigkeit“, so Harzt „man hat erkannt, dass es da eine Problematik gibt“. Allerdings habe sich die Bundes-SPD noch nicht klar dazu positioniert. Dennoch wurde in der Runde auch gesagt, dass dieses Thema doch etwas weit weg von der Basis wäre und ein Luxusproblem sei, da auch hohe Summen für eine Leimutterschaft bezahlt würden. In Deutschland könne man Kinder adoptieren und in Pflege nehmen.

Die AsF-Frauen einigten sich aber darauf, dieses Thema positiv zu begleiten und zu unterstützen, sodass hoffentlich bald eine faire Lösung und Regelung in Deutschland gefunden werde. Jedoch wolle man im Altkreis Osterode erst einmal das Ergebnis der Expertenkommission abwarten.

Das nächste Treffen der SPD-Frauen findet am 6. September um 18.30 Uhr im SPD-Büro Osterode (Berliner Straße 3) statt.

 

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