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08.08.2022

Ein kultureller Leuchtturm, der Meierhof Hattorf, wurde eröffnet


Hattorfs Bürgermeister Frank Kaiser und Samtgemeindebürgermeister Henning Kunstin (vorne) sowie Edgar Berner von der LEADER-Region Osterode am Harz, Kreisrätin Marlies Dornieden und Frank Uhlenhaut (hinten) ließen sich alte Gebrauchsgegenstände erklären

von Petra Bordfeld

An drei Tagen kamen Besucherinnen und Besucher vieler Generationen aus nah und fern mit einem großen Koffer voller Neugier auf den neuen Meierhof, um am Ende mit mindesten einem Koffer der Begeisterung wieder zu gehen. Sie alle hatten eine Meinung: In der Steinstraße 3 in Hattorf  ist ein kultureller Juwel entstanden.

Die Vorsitzende des „Bauherrn“, des Vereins „für Plattdeutsch und Dorfgeschichte Hattorf am Harz e.V.“, Inge Köhler, begann ihre Begrüßung und Eröffnungsrede mit einem Zitat des französischen Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupery: „Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten und Aufgaben zu vergeben, sondern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem endlosen weiten Meer“. Genau das sei in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren geschehen. Aus dem Grunde sprach sie auch von einem kulturellen Leuchtturm. 

Sie übermittelte an alle geladene Gästen ein großes Dankeschön. Denn genau die hätten letztendlich  mit unterschiedlichen Aktivitäten dazu beigetragen, dass das Dorfmuseum „Meierhof“ der Öffentlichkeit übergeben werden konnte. Die genauen Öffnungszeiten werden noch rechtzeitig bekannt gegeben. 

Bis zu diesem Eröffnungswochenende, habe es allerdings gegolten, viele Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Den Grundstein hätte das LEADER Regionalmanagement Osterode mit seiner Befürwortung des Projektes und den Hilfestellungen im Antragsverfahren gelegt. Denn alleine hätte man mit Sicherheit nicht den vollen Förderbetrag über 100.000 Euro durch das Amt für Regionale Landesentwicklung Braunschweig/Göttingen (LAG) erhalten. Den zweiten Grundstein hätte die Gemeinde Hattorf hinzugefügt, denn sie übernahm mit 25.000 € die Co-Finanzierung.

Der wichtigste Baustein dieses Projektes sei allerdings der Eigenanteil des Vereins gewesen. Denn im Finanzierungsplan waren neben 17.500 € Barmitteln circa 52.000 € sogenannte unbare Sachleistungen in Form von zu leistenden Arbeitsstunden aufgezeichnet. Mehr als 8000 Stunden des Bauens, Planens, Organisierens und vielem mehr haben die Vereinsmitglieder aufgebracht. 

Als dann am 17. Dezember 2019 der Zuwendungsbescheid vorlag, habe man sofort mit den Arbeiten begonnen. Niemand konnte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, wie scharf die Corona-Bremsen ausfielen. Weil sich aber die Meierhoffrauen und Meierhofmänner, diesem Virus im übertragenen Sinn gestellt und nicht nur eine gute Lösung gefunden hätten, sei im Laufe der letzten Jahre dieses Hattorfer Dorfmuseum zu einem“ Leuchtturmprojekt“ geworden.

„Ihr seid eine klasse Arbeitsgemeinschaft, jede und jeder hat sich mit seinem Können, Wissen und Fähigkeiten engagiert eingebracht“. Und weil in Hattorf und um die Gemeinde  herum leistungsfähige Handwerksbetriebe vertreten seien, und die Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und den Fachbetrieben stets geklappt hätte, habe man mit der Umsetzung der Idee in die Realität beginnen können. 

„Mit Hartnäckigkeit, Überzeugungskraft und guten Gesprächen gelang es uns auch, nach anfänglichen Schwierigkeiten, den ursprünglichen Fertigstellungstermin vom 30. April 2021 so zu verlegen, dass wir die ausgefallenen Zeiten während der verordneten Corona- Kontaktbeschränkungen wieder aufholen konnten“, so die erste Vorsitzende weiter.

Auf die Frage, wie man auf so eine verrückte Idee kommen können, antworte sie stets: „Man muss eben ein bisschen verrückt sein, und dass es sich gelohnt hat, sieht man jetzt“. Inge Köhler wies weiter darauf hin, dass  Traditionen sowie alte Lebens-und Arbeitsweisen für Kinder erlebbar zu machen, ein wesentlicher Schwerpunkt des Museums sei. Auch den Erhalt der plattdeutschen Sprache habe man sich auf die Fahne geschrieben. Und genau das sei beim Landschaftsverband Südniedersachsen auf offene Ohren gestoßen. „Wir wurden museumspädagogisches Modellprojekt für Kindergärten und Grundschulen“. Bei der Umsetzung und besonders bei der Entwicklung eines entsprechenden Ausstellungskonzeptes, habe man sich auf die Erfahrung des Landschaftsverbandes und deren Museumsberaterinnen jederzeit verlassen können.

Das Haus in der Steinstraße 3 soll ein lebendiges Museum werden und bleiben, in dem es durch Sonderausstellungen und anderen Veranstaltungen immer wieder etwas Neues zu entdecken und auszuprobieren geben wird. Das im Kooperationsvertrag mit der Grundschule „An der Sieber“ beschriebene Konzept werde auch in Zukunft Bestandteil der Arbeit auf dem Meierhof sein.

Kreisrätin Marlies Dornieden begann ihr Grußwort mit einem weiteren Antoine de Saint-Exupery-Zitat, das da lautet „ Liebe heißt nicht, dass man sich einander ansieht, sondern in die gleiche Richtung blickt“. Was diesen Verein auszeichnet sei die Tatsache, dass alle Mitglieder in eine Richtung blickten und so in vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden ein Kleinod geschaffen hätten. „Sie haben Unschätzbares auf die Beine gestellt“.  Das Anbinden der Grundschule an der Sieber und die Tatsache, dass der Meierhof der Treffpunkt der Generationen und eine örtliche Begegnungsstätte sei, der auch als  Orientierung der Jugend und Dorfgemeinschaft fungiere, sei ein wichtiger Faktor. Die Sprecherin versicherte, dass sie fasziniert sei, dass dieses Museum regionale Geschichte erlebbar und begreifbar mache. Mit außerordentlichem Engagement sei wirklich ein Schmuckstück geschaffen worden. 

Samtgemeindebürgermeister Henning Kunstin betonte, dass sich der über 8000 Stunden währende ehrenamtliche Einsatz vollkommen gelohnt hätte und zukünftig mit vielen Gästen und Veranstaltungen belohnt werden möge. „Den ehrenamtlichen Einsatz kann man mit Geld nicht aufwiegen. Danke, dass ihr von A bis Z zusammen gehalten habt“ Das Dorfmuseum Meierhof sei ein Kleinod in der Samtgemeinde und werde zukünftig ein Mehrgenerationen-Anziehungspunkt, ein Highlight der Samtgemeinde für Jung und Alt sein. „Allen Beteiligten spreche ich Namen der Samtgemeinde den aller größten Respekt und Dank aus und wünsche dem Dorfmuseum Meierhof eine lebendige und gute Zukunft“.

Hattorfs Bürgermeister Frank Kaiser stellte fest, dass die vom Rat und der Gemeinde Hattorf getroffen Entscheidung, die Kofinanzierung für das Dorfmuseum zu übernehmen, um in das LEADER-Programm aufgenommen zu werden, eine gute und richtige, aber auch eine notwendige Entscheidung gewesen sei, um im Endeffekt zum angestrebten Ziel zu kommen. Es habe sich in den fast drei Jahren gezeigt, dass sich Zielstrebigkeit, Fleiß und ein gutes Netzwerk auszahlen und alle Schwierigkeiten ausgeräumt werden können, wenn gemeinsam auf ein Ziel Hand in Hand hingearbeitet wird.

Charlotte Kalla, Museumsberaterin des Landschaftsverbandes, betonte, dass man zusammen mit der Grundschule Unterrichtseinheiten entwickelt habe, die im Museum stattfinden werden. So werde jedes Schulkind der GS an der Sieber mindesten einmal ins Museum gehen, um ein bestimmtes Thema zu erarbeiten. Der Meierhof sei schließlich, ebenso wie die Schule, ein verlässlicher Lernort. Man habe die Ausstellung mitgestaltet und 20 Aktionsstationen eingerichtet. Die dürften nicht nur angesehen werden. Man könne sie hören, anfassen, anprobieren und ausprobieren, und so die Ausstellung mit allen Sinnen erfahren,  erleben und begreifen. 

Frank Uhlenhaut brachte seine hohe Anerkennung um Ausdruck, dass der Verein so viele Menschen für das Projekt habe begeistern und zum Mitmachen bringen können. Diesem grandiosen Team gratulierte er im Namen der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) der LEADER Osterode. Durch deren Engagement sei es erst möglich geworden, ein lebendiges Museum zu realisieren. Im Prinzip wurde dem Dorfmuseum die höchste Förderung zugesprochen, die LEADER bis dahin je ausgegeben hätte. Auch die Gesamtausgaben könnten sich sehen lassen. Gleiches gelte für die gut 8000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Das alles seien Superlativen, mit denen das Ziel erreicht wurde. „Das liegt an dem grandiosen Team, sie haben ein Vorzeigepro- und Objekt geschaffen“

Nach all den Worten des Lobes und der Anerkennung durfte das Haus unter Leitung „erstürmt“ werden. Gleiches galt für die Fläche, auf dem es steht. Und das nutzen erfreulich viele Besucher/innen fast jeden Alters. Sie schauten, speisten und stellten bei diversen Spielen ihre Treffsicherheit unter Beweis. Während am zweiten Tag bunte Luftballone in den Himmel stiegen und zum Abend „Los Loosers“ für beste Laune sorgte, begann der dritte Tag mit einem Gottesdienst, der von Superintendantin Schimmelpfeng gestaltet wurde.

Weit über 100 Besucher fanden so schon am frühen Vormittag den Weg zum Meierhof und konnten einen stimmungsvollen Beginn des letzten Eröffnungstages erleben. Mit Führungen und den Klängen des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Schwiegershausen konnten ganz viele Besucher einen schönen Tag auf dem Meierhof verleben.


Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Hattorf gehörten auch zu den Gratulanten. Ortsbrandmeister Norman Lohrengel ließ es sich nicht nehmen, Inge Köhler einen Blumenstraß zu überreichen

Klönschnack mit Handwerkern, die auf dem Meierhof eine Menge geleistet haben

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Auch das Infomobil der Jägerschaft Osterode war bei dem Eröffnungsfest auch zugegen

In frischem Heu nach Schätzen suchen, machte großen Spaß

Hier war Geschicklichkeit gefragt

Sie bewies Ziel- und Treffsicherheit auf den in eine überdimensonale Dartscheibe veränderten Stroh-Rundballen

Das Spiel mit Seifenblasen faszinierte auch Erwachsene

Die beiden Besucher bestaunen das 'Schiffchen' vom Webstuhl

Er machte dem Mädchen vor, wie man auch Stelzen läuft

 

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