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06.07.2022

„Mischwälder und standortangepasste Baumarten sind die Zukunft“


Die Forstgenossenschaft Badenhausen bei ihrem ersten Waldrundgang nach über zwei Jahren Zwangspause durch Corona

Wie geht es dem Wald? Die Forstgenossenschaft Badenhausen hatte zum Waldrundgang eingeladen

von Herma Niemann

Die Kiesel und die Schieferstücke auf dem Waldweg knarzen unter den Wanderstiefeln. Die Nordic-Walking-Stöcke klappern, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und die Insekten brummen vor sich hin. Eigentlich könnte man meinen, dass im Wald der Forstgenossenschaft Badenhausen alles ist, wie immer.

Doch auch dieser rund 54 Hektar große Wald rund um den Papengrund hat wie der gesamte Harzer Wald in den vergangenen Jahren seit 2018 sehr gelitten. Jetzt, nach zwei Jahren Zwangspause unter Corona, wollten sich die Forstgenossen mal wieder einen Überblick verschaffen, wie es um den Wald steht und hatten zum Waldrundgang eingeladen. „Wir wollen uns mal anschauen, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, so der Vorsitzende Achim Feierabend „wir werden wohl Erschreckendes, aber auch Positives sehen“.

Starkregen-Ereignisse, schwere Gewitter, mehr Hitze-Wellen, lange Dürreperioden und Orkane. Noch nie waren die Klimaveränderungen so stark sicht- und spürbar wie in den vergangenen Jahren. Und das ist besonders am Zustand des Waldes sichtbar. Das Klima hat dem Borkenkäfer in die Hände gespielt, zum einen die durch die Trockenheit geschwächten Bäume und zum anderen durch vom Sturm verursachten Holzbruch. Beides bietet den Schädlingen ideale Bedingungen für eine starke Vermehrung. Von warmen Temperaturen profitieren die Borkenkäfer besonders, weil sie sich viel schneller entwickeln. Wenn weniger Zeit für die Entwicklung vom Ei-Stadium bis zum ausfliegenden Käfer benötigt wird, können je nach Lage innerhalb eines Jahres anstatt einer oder zwei Generationen zwei oder sogar drei heranreifen.

Befallen sind überwiegend Fichten mit noch grüner Krone. Die Waldbesitzer sind durch die Borkenkäferplage mehrfach getroffen: Sie haben erhöhte Aufwendungen für die Holzentnahme der befallenen Bäume und höhere Kosten für die Wiederbewaldung der geschädigten Flächen und den Waldschutz. Hinzu kommen erhebliche Mindereinnahmen beim Holzverkauf. Und nun kommen auch noch erhöhte Energiekosten dazu. Sturm und Käfer haben in ganz Mitteleuropa zu einem Überangebot auf dem Holzmarkt geführt, denn die Waldbesitzer und Förster müssen reagieren, in dem sie die geschädigten Bäume aus den Beständen entnehmen und damit einen Ausflug der Käfer verhindern. Dadurch sanken die Nadelholzpreise zeitweise um etwa 30 Prozent und mehr. Auch im Wald der Forstgenossen Badenhausen mussten Maßnahmen getroffen werden.

Wie der Revierförster von Bad Grund, Jan-Ole Kropla, bei dem Waldrundgang erklärte, sei in Badenhausen besonders der Fichtenbestand betroffen. Viele der Fichten seien abgestorben, umgefallen oder gefällt  und inzwischen genutzt worden. „Man kann aber auch sehen, dass sich die Freiflächen inzwischen wieder verjüngen“, so Kropla „wir müssen den Blick nach vorne richten“. Aber, in den vergangenen Jahren wurden auch Setzlinge im Genossenschaftswald gepflanzt, „Am Steinbühl“ 1060 Douglasien und „Am weißen Fleck“ 1066 Douglasien und 350 Lärchen. Für eine stabile Bewirtschaftung der Wälder seien nachhaltige Mischwälder und standortangepasste Baumarten die Zukunft. „Die Fichte hat keine Zukunft, sie ist anfällig“.

Seit 2018 seien im Wald der Forstgenossen ungefähr 1.500 Festmeter Holz aufgrund der Schäden angefallen, ergänzte Dietmar Mann, ehemaliger Revierförster i.R. An einigen Stellen hätte man auch die abgestorbenen Bäume stehen lassen müssen, weil diese teilweise schlecht zu bergen seien. Doch auch hier müsse man den positiven Effekt des Totholzes, welches im Wald verbleibt, sehen. Während die Zersetzung nach und nach weiter fortschreitet, dient das Totholz einer großen Zahl von Tieren und Pflanzen als ideales Nist-, Entwicklungs-, Nahrungs- oder Überwinterungshabitat. Außerdem bietet es Schutz vor Fressfeinden. Ohne Totholz sind Fledermäuse, Käuze, Siebenschläfer und Co. oft wohnungslos. Für eine weitere Verbreitung des Borkenkäfers sorgen die toten Bäume im Übrigen nicht, denn der Borkenkäfer braucht frische Rinde zum Überleben. „Die toten Bäume, natürlich nicht in Wegenähe, bleiben stehen, und dienen als Schattenspender dem Wuchs von Buche und Weißtanne“, so Kropla „für das Auge sind die Bäume tot, aber der Nutzen ist da“.

Die Aufforstung in den von Trockenheit und Stürmen schwer geschädigten deutschen Wäldern wird voraussichtlich noch Jahre dauern. In diesem Frühjahr war die Ausgangslage für die Waldbäume zwar etwas besser geworden, da das vergangene Jahr weniger trocken und der Winter eher nass war. Doch die bereits jetzt schon lange andauernde Trockenheit verheißt vielleicht wieder nichts Gutes, zudem steigt die Waldbrandgefahr. Dennoch kann die Forstgenossenschaft von dem Rundgang Positives mitnehmen: die Verjüngung schreitet voran. Und an einigen Stellen konnte Dietmar Mann berichten, dass „die Natur das Zepter übernimmt“, und vermehrt Buche, Bergahorn und Roterle zu sehen seien.

Die Forstgenossenschaft besteht bereits seit dem 17. Jahrhundert, damals allerdings zunächst als Zusammenschluss von Eigentümern mehrerer Grünflächen. Heute werden von den rund 80 Mitgliedern der Forstgenossenschaft Badenhausen insgesamt 54 Hektar Wald bewirtschaftet.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:




Abschluss des Waldrundgangs an Mackes Hütte: Hier gab es Mittagessen

 

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