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15.06.2022

Integrationsnetzwerk Osterode für schutzsuchende Personen aus der Ukraine aktiv


Gemeinsam vor Ort viel auf die Beine gestellt – und Impulse über Osterode hinaus gegeben

...VHS Gö/OHA

Am 8. Juni 2022 hat der bereits zweite „Dialog in Deutsch“-Kurs in Osterode begonnen. „Wir sind froh, dass wir für dieses Angebot – wie auch schon den in der Vorwoche begonnenen Kurs - unsere Räume sowie unser Knowhow in der Flüchtlingssozialarbeit in Person von Joyce Spillner zur Verfügung stellen können“, so Beate Kohlstedt vom DRK-Familienzentrum Osterode Bad Grund.

„Uns ist es gelungen, kurzfristig bei der Toto Lotto Stiftung Fördermittel für diese Stelle einzuwerben. Das Konzept Sprachkurse und begleitende Beratungsangebote räumlich miteinander zu verzahnen hat sich bereits bei den in den vergangenen Wochen in den Räumen der VHS/BBS 1 durchgeführten Basis-Sprachkursen bewährt.“

Zum Hintergrund: als die Fluchtbewegung aus der Ukraine einsetzte, zeichnete sich auch vor Ort ab, dass auf die Flüchtlingssozialarbeitenden, Migrationsberatenden und Sprachkursanbietenden viele neue Herausforderungen zukommen würden, da der Hintergrund dieser schutzsuchenden Personen nicht mit den vorherigen Flüchtlingswellen vergleichbar ist. Ein Aspekt, der allen im INO – Integrationsnetzwerk Osterode kooperierenden Institutionen und Trägern (DRK, Freiwilligenagentur OHA des Paritätischen, Kirchenkreis Harzer Land, Stadt Osterode, StarQ für Menschen, Werkstatt-Schule, VHS-Geschäftsstelle Osterode) schnell klar wurde, war der starke Wunsch der schutzsuchenden Personen schnellstmöglich etwas Deutsch zu lernen– sei es um sich besser im neuen Lebens- und Wohnumfeld orientieren, um arbeiten oder ggf. ein Studium weiterführen zu können. Zeitgleich wurde auf Bundesebene entschieden, dass alle Ukraine-Flüchtlinge unproblematisch eine Berechtigung zur Teilnahme an einem Integrationskurs (600 Unterrichtseinheiten Deutsch plus 100 Unterrichtseinheiten zum Leben in Deutschland) erhalten – ein Kursformat, das sich hervorragend für Menschen eignet, bei denen absehbar ist (und die für sich selber klar haben!), dass sie sich eine Perspektive in Deutschland aufbauen möchten, vorhaben zumindest mittelfristig hier zu bleiben.

„Erfahrungsgemäß sind viele schutzsuchende Personen in den ersten Wochen mit dem Ankommen in ihrer neuen Umgebung beschäftigt - an dieser Stelle sind eher niedrigschwellige Deutschkurse mit geringem Stundenumfang gefragt“, berichtet Joyce Spillner. Als die VHS verstärkt auf solche Sprachkurse angesprochen wurde und hierfür kurzfristig keine öffentlichen Mittel zur Verfügung standen, fanden sich lokal innerhalb kürzester Zeit Sponsoren für die Honorare der Lehrkräfte wie u. a. der SoVD Kreisverband Osterode und der Kirchenkreis Harzer Land. Insgesamt kam so viel Geld zusammen, dass Honorare für 16 Basis-Kurse mit je 16 Unterrichtseinheiten zur Verfügung standen! Das begleitende von der VHS in engmaschigem Austausch mit dem INO erarbeitete Konzept der Verzahnung von Basis-Sprachkursen mit Integrationskurs- und Anerkennungsberatung sowie Flüchtlingssozialarbeit/Migrationsberatung und über diese mit dem Ehrenamt hat den Landkreis Göttingen überzeugt – hier wurden zum einen der VHS Geschäftsstelle Mittel für die Koordination zu gesichert  - und die Übertragung des Konzepts auf den gesamten Altkreis sowie Landkreis Göttingen gewünscht „In Osterode am Harz sind wir sehr dankbar für die überwältigende Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit in unserer Stadt“, so Bürgermeister Jens Augat . „Wir sind sehr stolz, dass unser beispielhaftes Kursmodell Impulsgeber für das Vorgehen auch in anderen Orten im Landkreis Göttingen war.“

Inzwischen haben in Osterode sechs Basis-Kurse stattgefunden, ein Kurs läuft noch, ein weiterer beginnt in diesen Tagen. Weitere Kurse finden aktuell im Südharz (2 Bad Lauterberg, 3 Bad Sachsa, 2 Walkenried) und Hattorf (1) statt. Das VHS-Team beantragt für alle Basiskurs-Teilnehmenden, die dies wünschen, beim BAMF Berechtigungen für Integrationskurse. „Leider kommt es hier an verschiedenen Stellen (Ausländerbehörde, BAMF) aufgrund des hohen Aufkommens zu zeitlichen Verzögerungen – aber wir versuchen unsere Bestes und sind über die Geduld und Mitarbeit der schutzsuchenden Personen selbst sowie all der Personen, die diese haupt- und ehrenamtlich unterstützen begeistert“, so Karen Richter, die Leiterin der VHS-Geschäftsstelle in Osterode.

In Rücksprache mit den anderen Integrationskursträgern im Altkreis Osterode (Bildungsvereinigung Arbeit & Leben, AWO Barbis, LEB, STArQ) plant die VHS in Osterode Ende Juni zwei Integrationskurse zu starten: einen Vormittags- und einen Nachmittagskurs, damit auch Personen mit Kindern eine Chance haben, teilnehmen zu können. Die hierfür erforderlichen Einstufungen laufen aktuell mit der BIGS Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen e. G. bei der VHS.

Personen, die aktuell (noch) nicht an einem Integrationskurs teilnehmen möchten oder können, wird nach den Basis-Deutschkursen die Teilnahme an einem „Dialog in Deutsch“-Kurs angeboten – soweit Plätze verfügbar sind. Für diese Kurse hat erneut der Kirchenkreis Harzer Land spontan finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt – weitere Sponsoren werden noch gesucht.

Beim Start des zweiten Osteroder „Dialog in Deutsch“-Kurses war auch Ute Dernedde von der Freiwilligenagentur OHA des Paritätischen anwesend. Sie hat noch einmal aufgezeigt, mit welchen Angeboten Ehrenamtliche die Ukrainerinnen und Ukrainern unterstützen möchten. „Die Angebotspalette ist breit: von der Hausaufgabenbetreuung, miteinander Deutsch sprechen über Fahrdienste bis hin zur Freizeitgestaltung.“

Und sollten während der Laufzeit des „Dialog in Deutsch“-Kurses Rückfragen zu den Integrationskursen oder Berufssprachkursen auftauchen – oder das VHS-Team noch Unterlagen von den Teilnehmenden benötigen – „kein Problem“, so Joyce Spillner, „die Zusammenarbeit funktioniert unkompliziert und auf kurzem Weg.“


 

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