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14.06.2022

MEKOM-Unternehmertag: Durch Denkanstöße Lust auf die Zukunft machen


v.l.: Dr. Sven Vogt, Marc Diederich (beide im MEKOM-Vorstand), Karl-Heinz Land (Referent), Lars Obermann (Vorstandsvorsitzender MEKOM) und Jens Augat (Bürgermeister Osterode am Harz)

Gastredner Karl-Heinz Land nahm die Gäste mit auf eine Reise in die Welt von morgen

von Ralf Gießler

Osterode) 164 angemeldete Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich für den 20. Unternehmertag angemeldet, der am 02. Juni in der Stadthalle Osterode über die Bühne ging. Eingeladen dazu hatte der Unternehmerverband MEKOM Regionalmanagement e.V. Lars Obermann, Vorstandsvorsitzender des Vereins, befand in seinen Begrüßungsworten, dass es mit Sicherheit einfachere Zeiten gebe als die gegenwärtige.

Zahlreiche Krisen finden statt, und zwar gleichzeitig. Krisen, die die Menschheit vor große Aufgaben stellt mit gewaltigen Problemen, die es zeitnah zu lösen gilt: "Doch nichts ist so schlecht, als dass es nicht noch etwas Gutes hat. Das hat mein Vater immer gesagt." Obermann gab einen kurzen Rück- und Ausblick auf Veranstaltungen des Unternehmerverbandes und dankte den Mitgliedern für die Treue und Unterstützung während der Coronapandemie.

Auch Bürgermeister Jens Augat ging in seinen Worten auf die Pandemie ein: "Corona hat in den letzten zwei Jahren viel verändert. Es ist wahr, wir alle leben in unsicheren Zeiten." Augat zitierte die Worte von Landrat Marcel Riethig, die er einst beim Empfang der Stadt Osterode sprach: "Unsere Stadt und die Region boomen, Marcel Riethig hat Recht mit seiner Aussage. Wir als Verwaltung arbeiten intensiv daran, Osterode nach vorne zu bringen, wir brauchen uns nicht zu verstecken. Finanzielle Unterstützung ist das eine. Es braucht aber auch Menschen dazu, die etwas tun." In diesem Zusammenhang erwähnte Augat auch die Bedeutung des Ehrenamtes und würdigte all diejenigen, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren.

Als Gastredner war es gelungen, Karl-Heinz Land für einen Vortrag zu gewinnen. Der Visionär Land, der sich selbst als Digital Evangelist bezeichnet, inspiriert alljährlich mit seinen Keynotes und Workshops tausende Entscheider aus Wirtschaft, Politik sowie Gesellschaft und prägt deren digitale Agenda. Als Insider der digitalen Transformation schafft Karl-Heinz Land ein Bewusstsein für Tempo, Tiefe und Ausmaß der Digitalisierung. Er durchdenkt sie ebenso konsequent wie interdisziplinär und akzeptiert keine Denkgrenzen. Die verborgenen Zusammenhänge und Treiber der Digitalisierung werden durch ihn offen gelegt. Er bewegt somit Unternehmen und Organisationen in Richtung Zukunft. So war es nicht verwunderlich, dass die Digitalisierung dann auch in seinem Redebeitrag eine große und entscheidende Rolle spielte.

Stillstand sieht Land als Beschleuniger und stellte die Frage: Ist Covid-19 eine notwendige "Schöpferische Zerstörung"? "Die aktuellen Ereignisse der Coronakrise zwingen uns zu einem nie dagewesenen Stillstand. Das Virus legt die Fehler in unserem System wie durch ein Brennglas offen. Es wirkt wie ein Brandbeschleuniger und enthüllt schonungslos die Makel der Gesellschaft und Wirtschaft. Über Jahrzehnte ignorierten wir aufkommende Krisen. Nun beschäftigen wir uns mit Problemen, wie Klimawandel, Umweltzerstörung oder Artensterben, um nur einige zu benennen. Möglicherweise ist die Pandemie eine brutale, wenngleich notwendige "Schöpferische Zerstörung", und ich stelle fest, wir brauchen häufiger einen Perspektivwechsel."

Vor Jahren habe der berühmte Physiker Stephen Hawking gesagt, dass die Menschheit verloren sei, wenn sie die Erde nicht verlasse, und zwar spätestens in 100 Jahren. "Es ist wahr, wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Europa, dann bräuchten wir schon heute drei Erden. Aber trotzdem glaube und teile ich diese Prognose nicht und hoffe, dass ich Recht behalte", erklärte Karl-Heinz Land. Denn Krisen führten zu mehr Nachhaltigkeit und Kapital folgt ihr.

Einen Schlüssel zur Lösung sieht Land in der zunehmenden Digitalisierung. Heute schon nutze gut über die Hälfte der knapp acht Milliarden Menschen das Internet. Mobilfunkgeräte gebe es aber mehr als Menschen auf der Welt. Die Weltwirtschaft werde sich nach Corona nachhaltig verändern. Plattformen, Services und Daten schaffen die Werte von morgen. Corona und der Krieg in der Ukraine seien förmlich Booster der Digitalisierung. Was zuvor lange Zeit an Planung und Umsetzung in Anspruch nahm, geht zur Zeit viel schneller voran.

Die alte Wirtschaftswelt, bestehend unter anderem aus Autoindustrie, Handel, Medien, fossile Energie, Banken, wird noch massiver disruptiert, also zerstört werden, Globalisierung und Lieferketten werden "neu gedacht". Schon Microsoftgründer Bill Gates sagte vor Jahren sinngemäß: "Banking is necessary. Banks are not (Bankwesen ist nötig. Banken nicht)." Die alte Wirtschaftswelt, wo Begriffe wie Hierarchie, Anweisung, Planen, Profit und Privatheit vorherrschen, wird zunehmend abgelöst werden durch Netzwerk, Verantwortung, Experimentieren, Sinn und Transparenz.

"Die Geschwindigkeit der Veränderung nimmt dramatisch zu, und zwar exponentiell. Wir befinden uns in einem Wechsel von der Industrie- zur Wissens- und Informationsgesellschaft. Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das muss endlich 'mal in unsere Köpfe rein", forderte Land. Die analoge und digitale Welt seien untrennbar miteinander verbunden. Früher im Mittelalter seien Flüsse die Infrastruktur für Wohlstand gewesen. Spätere wohlhabende Städte wurden dort einst gegründet, weil es dort Wasser gab. Dann kamen die Flughäfen dazu, denn Wohlstand geht einher mit technischem Fortschritt.

Das Internet habe alles verändert, zukünftig werde das Netz die Infrastruktur für Wohlstand übernehmen. Die digitale (R)evolution werde vieles verändern, Veränderungen, denen man sich stellen müsse, doch "wir dürfen dabei die Menschen nicht überrumpeln. Sie brauchen eine klare Vision der digitalen Zukunft und eine konkrete, nachvollziehbare Agenda. Und sie müssen befähigt werden, die Transformation mutig, zügig und zielsicher umzusetzen."

Karl-Heinz Land verstand sich in seinen Ausführungen aber nicht nur als Visionär und Mahner. Er machte auch Mut zum Handeln: "Denn wenn wir verstehen, wie alles mit allem zusammenhängt und wieso all das, was in der Welt passiert, kein Zufall ist, sondern die Konsequenz unseres Handelns, können wir bessere Entscheidungen für uns und unsere Zukunft treffen.“

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Lars Obermann (Vorstandsvorsitzender MEKOM) begrüßte die Gäste

Karl-Heinz Land (Referent)


v.l.:Marc Diederich (MEKOM-Vorstandsmitglied), Lars Obermann (Vorstandsvorsitzender MEKOM), Karl-Heinz Land (Referent), Jens Augat (Bürgermeister Osterode am Harz) und Dr. Sven Vogt (MEKOM-Vorstandsmitglied)

 

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