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02.06.2022

Erfolgsgeschichte ZukunftsBergstadt


Jan Mönnich, Andreas Lehmberg und Katrin Blanke (v.l.) über den inzwischen gegründeten Verein ZukunftsBergstadt

Aus der einstigen Initiative ist ein Verein geworden/Viele Projekte wurden umgesetzt

...von Herma Niemann

Knapp 300 Gäste waren im November 2018 dabei. Damals tagte das erste Mal die Zukunftswerkstatt unter dem inzwischen bekannten Namen „ZukunftsBergstadt“ im Atrium in Bad Grund, sammelte Ideen und entwickelte erste Projekte, um die Bergstadt attraktiver und zukunftsfähig zu gestalten.

Seitdem hat sich viel getan und die einstige Initiative ist seit September des vergangenen Jahres ein gemeinnützig eingetragener Verein. „Wir wollen in keinerlei Konkurrenz zu anderen bestehenden Vereinen treten“, sagt die Vorstandsspitze, bestehend aus Katja Blanke, Jan Mönnich und Andreas Lehmberg, in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Im Mittelpunkt stünde die Weiterentwicklung des Ortes und nicht die eigene Vereinskasse, betonen die drei. Kern des Vereins ist „Begegnung schaffen“. Und das zeigt sich auch in den inzwischen umgesetzten Projekten, die auch noch weiter andauern. Das ist zum einen die Ortsbildverschönerung, die Verschönerung von leerstehenden Schaufenstern und auch das Grundner Wohnzimmer, für das momentan neue Räumlichkeiten gesucht werden. Dann gibt es noch die Projektgruppen Kultur, Immobilienentwicklung, Tourismus und alternative Mobilität.

Großen Erfolg erzielt der Verein mit dem Begegnungsmarkt, der vor kurzem nach der Corona-Pause wieder starten konnte. Jeden dritten Mittwoch können sich die Menschen, Einwohner und Touristen, auf dem Marktplatz treffen, an den Ständen einkaufen, sich bei wechselden Angeboten informieren und sich unterhalten. Auch wenn unter der Corona-Krise vielleicht nicht viele Aktionen der „ZukunftsBergstadt“ stattfinden durften, hätte man im Hintergrund diese Zwangspause dennoch genutzt, sich regelmäßig getroffen (wenn auch manchmal nur virtuell) und Ideen weiterentwickelt, sagen die drei. Im Januar diesen Jahres hat sich ergänzend auch die Bürgergenossenschaft Bad Grund mit dem Ziel gegründet, historische Gebäude in der Bergstadt zu renovieren und gewinnbringend für den Ort wieder in Nutzung zu bringen.

Im Übrigen habe man sich ganz bewusst bei der Vereinsgründung für eine gleichberechtigte breite Vorstandsspitze entschieden. „Jeder von uns hat seinen eigenen Aufgabenbereich, aber wir sind gleichberechtigt und können uns gegenseitig vertreten“, sagt Blanke „es macht uns Spaß, wir sprechen eine Sprache“. Man kann also sagen, dass sich die Initiative von einst genauso wie ihre Projekte auch weiterentwickelt hat. „Das letzte, was wir wollten, war, einen Verein zu gründen“, so Mönnich augenzwinkernd. Doch irgendwann komme eine Initiative, zum Beispiel bei Versicherungen und Genehmigungen, automatisch an ihre Grenzen. Die Vereinsgründung sei auch notwendig gewesen, um eine rechtlich eigenständige Organisationsform für die Umsetzung der Projekte und Veranstaltungen zu haben. Dadurch ist es darüber hinaus auch möglich, für Spenden die entsprechenden Bescheinigungen auszustellen sowie sich um Fördergelder zu bewerben.

In 2020 gewann die „Zukunftsbergstadt“ dann im startsocial-Wettbewerb und erhielt professionelle Unterstützung durch ein Coaching mit erfahrenen Fach- und Führungskräften. Die ZukunftsBergstadt gehörte nämlich zu deutschlandweit 100 Initiativen, die mit einem Beratungsstipendium unterstützt wurden. Der startsocial-Wettbewerb stand unter der Schirmherrschaft der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und hat das Ziel, ehrenamtliches Engagement in Deutschland zu stärken. Im Mittelpunkt der Förderung stehen der Wissenstransfer und die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Das Coaching sei teilweise schon sehr anstrengend gewesen, so Münnich. „Wir haben diskutiert und diskutiert und nochmal diskutiert, wohin die Reise gehen soll“. Die Diskussionen drehten sich hauptsächlich um die Struktur, seien kontrovers und konstruktiv gewesen. Neben einem festen Stamm der „ZukunftsBergstadt“ war und ist auch der Projektmanager Innenentwicklung, Nikolai Simon-Hallensleben, mit im Boot.

Auch jetzt als Verein arbeitet die „ZukunftsBergstadt“ eng mit dem Kur- und Touristikverein (KTV) zusammen. Das zeigte sich unter anderem bei den Walpurgis-Feierlichkeiten, die man sich in diesem Jahr aufteilte. Der KTV war verantwortlich für die Aktionen auf dem Markt und die „ZukunftsBergstadt“ für die Feier am Hübichenstein. Das Motto der „ZukunftsBergstadt“: „Gemeinsam versetzen wir Berge“. Und das ist nicht aus der Luft gegriffen. Die "ZukunftsBergstadt" ist offen für alle, die sich für das Zusammenleben in Bad Grund engagieren und ihre Ideen mit einbringen wollen. Wer mitmachen möchte, kann sich einfach beim Vorstand oder über das Kontaktformular auf der Homepage melden. Im Übrigen arbeite der Verein immer noch basisdemokratisch, wie die drei berichten.

„Wir sind eine offene Plattform für Ideen“, so Lehmberg. „Man kann an uns mit Ideen herantreten, die in der Gruppe besprochen werden unter dem Aspekt, ob sich ein Projekt daraus entwickeln lässt“, ergänzt Mönnich. Ganz wichtig seien dabei die Fragen, die sich aus dem Coaching heraus entwickelt haben: Schafft die Idee Begegnung? Und macht die Idee Spaß? Monatlich finden Treffen statt und zudem will der Verein einen Helferpool aufbauen, in dem sich Menschen engagieren können, ohne darauf „festgenagelt“ zu werden.

„Im ländlichen Raum kann man sich nicht allein auf Politik und Verwaltung verlassen“, betont Mönnich „wenn man nicht selbst anpackt und gestaltet, dann passiert nicht viel“.


Gemeinsame Putzaktion im März 2021, nur ein Projekt von vielen der ZukunftsBergstadt

 

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