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31.05.2022

Ein toller Tag am Backhaus "Hus in Dieke"


Fleischermeister Dieter Götz und Anja Holland in Schwiegershäuser Tracht legten das leckere Essen vor

von Petra Bordfeld

Fast hätte der Förderverein „Dorfgeschichte und Brauchtum, Schwiegershausen“ ein Schild am Hofeingang des "Hus in Dieke" mit dem Wortlaut „Wegen Überfüllung geschlossen“ aufhängen müssen. Denn es waren erfreulich viele Besucher fast jeden Alters aus Schwiegershausen und den Umlandgemeinden gekommen, die sich die offizielle Einweihung des Backhauses und das damit verbundene bunte Programm nicht entgehen lassen wollten.

Begonnen hat dieser Tag mit einer liturgischen Feier, zu dem Pastor ist Stefan Schmidt aus Schwiegershausen in den Hof des historischen Hauses geladen hatte. Dann hieß die erste Vorsitzende des gastgebende Vereins, Anja Holland, gekleidet in einer Schwiegershäuser Festtagstracht, zu der auch die Moppe, die Kopfbedeckung, welche die Frauen bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts mit der Hochzeit erhielten, alle aufs herzlichste willkommen. Anschließend entführte sie in die Entstehungsgeschichte des Backhauses, zu welcher auch die Liste der zahlreichen Helferinnen und Helfer sowie der Sponsoren gehörte, die übrigens auf einer Tafel am Backhaus und am Steinzeit-Infoplatz festgehalten sind.

Auf den 30 Quadratmeter großen, nach alten Aufzeichnungen errichteten Neubau eingehend, betonte sie, dass es ohne den vielen zumeist ehrenamtlichen Einsatz wohl nie möglich geworden wäre, die alte Tradition des Backens wieder beleben zu können. Nach positiven Gesprächen mit dem Leaderregionalmanagment, sei der Traum ein Backhaus zu bauen, Schritt für Schritt der Realität näher gekommen. Nachdem die Bodenplatte erstellt war, folgte das Errichten des Fachwerkwerkes, dem sich letztendlich der Dachstuhl anschloss, welches von fleißigen Helfern in die richtige Position gebracht wurde. Daraufhin reiste ein Ofenbauer aus Oberkirch in Baden Württemberg an, um das Herzstück, einen Holzbackofen wie er früher vorrangig im Dorf genutzt wurde, herzustellen.

Die nächste Herausforderung sei das Mauern mit Lehmsteinen gewesen, die erfreulicher Weise bei einem Scheunenabriss in Dorste angefallen waren. Diese in Schwiegershausen wieder aufeinander zu setzen, sei eine tolle, ehrenamtliche Arbeit gewesen. „Denn niemand hat zuvor mit Lehm gearbeitet“. Außerdem fand eine Tür, die auf dem neuen Scheunenboden in einen „Dornröschenschlaf gefallen war, ihre Erweckung als Haustür. Als Zwischendecke, Giebel und Schornstein fertig gestellt waren, wurde das Dach noch mit historischen Ziegeln gedeckt. Und im Oktober 2019 konnte dann die erste Pizza im neuen Backhaus gebacken werden. Ohne die über 1300 ehrenamtlichen Arbeitsstunden und die finanzielle Unterstützung sowie des Einsatzes der Fachleute wäre das Projekt Backhaus wohl nie wahr geworden.

„Unser Plan ist nun, an jedem dritten Donnerstag im Monat zu backen. Wer ein leckeres Brot oder Kuchen haben möchte oder etwas mit in den Ofen zum garen oder dörren geben möchte, kann sich gern bei uns melden“, so die Vorsitzende.

Ortsbürgermeisterin Katrin Schrader betonte in ihrem Grußwort, dass im Hus in Dieke die Schwiegershäuser Traditionen unter einem Dach vereint seien. Weil die Einweihung des Backhauses nicht schon eher durchgeführt werden konnte, habe man die Zeit genutzt, um sich im Backen von Brot und Kuchen in dem Holzbackofen zu üben.

Dass man inzwischen gut mit dem Ofen umgehen kann, zeigte sich auch an dem Einweihungstag, an dem nicht nur die Gaumenfreuden auf große Beachtung stießen. Für den Ohrenschmaus sorgte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Schwiegershausen

Dann betrat Manfred Wode, gekleidet in Frack und Zylinder, die Freilichtbühne, als strenge „Obrigkeit“, welche die Kopie eines Schreibens aus dem Jahre 1825 verlas, die von Bäckermeister Harry Koch stammte. In diesem Schriftstück der herzoglichen Landesregierung drehte sich um Auflagen, welche die Nutzung eines derartigen Backhauses betrafen. Wurde da schon geschmunzelt, war bei den von Anita Bierwirth und Frank Kruppa vorgetragenen Sketchen das herzhafte Lachen nicht zu überhören.

Den „Froschkönig“ der Gebrüder Grimm wiederum brachten Edeltraud, Michael, Andrey, Belal Alhaddad und Peter insbesondere für die jüngsten Besucher auf die Bühne. Aber auch erwachsene Zuschauer/innen ließen sich von der märchenhaften Inszenierung des in Schwiegershausen ansässigen Figurentheaters „Favoletta“ in den Bann ziehen.

Für Information rund um die Tierwelt wiederum sorgte der Schauwagen der Landesjägerschaft, der nicht nur das Interesse der große, sondern insbesondere auch der kleine Besucher weckte. Anja Holland merkte am Ende des Tages an: “Es war ein toller Tag für uns alle. Wir sind ganz happy, dass es so gelaufen ist und wir Glück mit dem Wetter hatten“.


Das Gelände rund um das Backhaus war zur Sitzfläche umfunktioniert worden

Dieses hübsche Gebäude lockte unendlich viele interessierte Bürger an

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Schwiegershausen sorgte für den guten Ton.

Bäckermeister Harry Koch und Manfred Wode (re.) klönen über das Schriftstück aus dem Jahre 1825

Der König und die Prinzessin aus dem Stück 'Der Froschkönig' zogen nicht nur junge Gäste in den Bann

Andrey, Belal, Michael, Edeltraud und Peter vom Figurentheater 'Favoletta'

Das Info-Fahrzeug der Kreisjägerschaft zog auch die jüngsten Festteilnehmer/innen an

 

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