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07.03.2022

Aufarbeitung der Lerbacher Bergbaugeschichte, des Roten Eisenstein


Dieses Bild entstand 2011 bei der Freilegung der Grube Unterer Kleeberg

von Petra Bordfeld

„Wir sind die letzten beiden Mohikaner“, so die Worte von Frank Koch, als er auf die Arbeit zu sprechen kommt, die er zusammen mit Rolf - Dieter Specht im Sinne der Aufarbeitung der Lerbacher Bergbaugeschichte. „Aber es macht noch Freude“. Denn das Interesse der Touristen ist sehr groß. „Deshalb darf die Geschichte des Lerbacher Bergbaus nicht in Vergessenheit geraten“. 

Man schrieb das Jahr 1992, als die  Interessengemeinschaft die Heimatstube Lerbach gründete.  Ziel des Verein war und ist es, die Geschichte von Lerbach zu erforschen und diese soweit es möglich ist, kenntlich zu machen. So auch die Geschichte des Lerbacher Bergbaus. 

Bis dahin war wenig über dieses Thema bekannt, so Koch. Die erste geschichtliche Aufarbeitung hatte Pastor Heinrich August Voigt (1862-1924 Chronik von Lerbach) durchgeführt. Mit der Geschichte einzelner Gruben haben sich außerdem die Geologen Thiele im Jahr 1936, Tischendorf vor 63 Jahren sowie Dr. Wilfried Ließmann und Dr. Klaus Stedigk befasst. Seit es die Heimatstube gibt, haben auch die Lerbacher Frank Koch, Rainer Kutscher und Helmut Grüneberg (+). Weiterhin gab es Veröffentlichungen der Gebrüder Müller (Eigentümer der Grube „Weintraube“) aber das reichte dem Verein nicht. Dieser wollte wissen, wie viele Gruben es in Lerbach gab und wo deren Standort war. Außerdem sollten ein Eisensteinlehrpfad einrichtet werden, die Mundlöcher teilweise ausbaut und mit Dennert-Tannen kennzeichnet werden.

So begann Frank Koch Anfang  im Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld mit den Nachforschungen. Von Vorteil war, dass die Heimatstube dort Verbindung mit Prof. Dr. Wolfgang Lampe (+) und einigen seiner Mitarbeitern geknüpft hatte. Das ermöglichte den  Zugang zu den Archiven. In denen befanden sich die  im Laufe der Jahrhunderte eingestaubten Akten des Lerbacher Bergbaus. Mittlerweile ist alles digitalisiert. Von den Wenigsten waren Risse (zeichnerische Darstellung der Grubenbaue) vorhanden. Dafür gab es aber unzählige Schreiben an das Oberbergamt, in denen um finanzielle Hilfe gebeten wurde.

Doch anhand des „General Grund Riss von dem Lerbacher Eisenhüttenrevier“ von 1795 und dem „Lerbacher Generalgrundriss von dem Eisensteinreviere“ von 1848 konnte man sich gut orientieren und in Erfahrung gebracht werden, dass beispielsweise der Rote Eisenstein von sogenannten Eigenlöhnern, meist kleine Gruben (ein bis zwei Bergleute) das Erz abgebaut wurde. Nur in den größeren Gruben, wie etwa die „Weintraube“ arbeiteten bis zu 50 Bergleute.

Mit der Einrichtung des Eisensteinlehrpfades fing die Heimatstube schon 1989 als Interessengemeinschaft an.  Dieser lehrreiche Weg wurde ausgezeichnet und beschildert. Die Aktionen mit der Freilegung der Mundlöcher begannen 1998  im Schiefertal, wo mit Hilfe des Landkreises ein Stollen freigelegt wurde, welcher als Fledermausstollen ausgebaut und mit einem Gitter versehen wurde.

Es ist übrigens der einzige der Lerbacher Stollen, der nicht verzeichnet ist und keinen Namen hat. Aber schon bei seiner Freilegung sollte sich zeigen, dass ein Holzausbau nicht von langer Dauer ist. Denn, wie im Schiefertal, mussten alle anderen ausgebauten Mundlöcher noch einmal mit einer Stahlkonstruktion erneuert werden.  In der Anfangszeit hatte die Heimatstube bei der Freilegung und dem Ausbau der Stollen zahlreiche Helfer. Sogar aus dem Oberharz kamen einige dazu.

Den größten Aufwand erforderte dann die Freilegung der Grube „Weintraube“. 1998 wurde mit Mitteln von „Bingo Lotto“ das Mundloch ausgebaut. Dabei sollte sich die  zweimalige Fertigung der Stützmauer am Mundloch zur Schwerstarbeit entpuppen. Gegenüber  der „Weintraube“ liegen die Gruben „Unterer - und Oberer Kleeberg“. Deren Mundlöcher waren laut Frank Koch, bis auf ein kleines Loch, vollkommen verschüttet. „Um überhaupt daran zu kommen, setzten wir einen Bagger ein“. Auch diese Mundlöcher wurden mit einem Gitter versehen.

Die Freilegung des „Glücksterns“,  des „Blauen Busch“ und im Ort selbst des Stollen „Glück Auf“ schlossen sich an. Allerdings hatte man nicht immer mit der Freilegung der Mundlöcher Glück. So war es beispielsweise mit der „Oberen Weintraube“. Nicht einmal die tagelange Arbeit mit Bagger und Schaufel sollten zu einem Erfolg führen. Es hätte den zweiten Zugang zu den Gruben im Clausberg ermöglicht, der auch aus Sicherheitsgründen wichtig gewesen wäre. 

Es wurden aber nicht nur die Mundlöcher geöffnet, sondern auch, wenn es noch möglich war, in jeden der rund 250 Stollen gekrochen, um zu sehen, was es dort gibt. „Einige noch offene Stollenmundlöcher entlang des Eisensteinlehrpfades hat die Heimatstube in ihrem ursprünglichen Zustand belassen“. So ist beispielsweise das Mundloch des „Nördlichen Stollen Lehmental“ sehenswert. Dort kann man gut den Gang des Roten Eisensteins verfolgen und die Mühe, die aufgebracht werden musste, diesen ans Tageslicht zu fördern.

„Ja, es war auch eine Zeit der Abenteuerlust“, schmunzelte Frank Koch. Die sorgte am Ende dafür, dass heute die Namen und Standorte von 234 Gruben bekannt sind. Es gibt noch ein weiteres sichtbares Relikt aus vergangener Zeit: es  ist der Hüttenteich. Er war damals der Energiespeicher für die Wasserräder, die für den Antrieb des Hochofengebläses der Lerbacher Hütte benötigt wurde.

Man wollte aber auch eine Antwort auf folgende Frage haben:  Gibt es eine Zukunft für Wanderungen und Befahrung der Gruben? Der Versuch, die Grube „Weintraube“ zum Schaubergwerk aufgrund der Fledermäuse ist erst einmal gescheitert.  Ob in Zukunft doch noch ein Schaubergwerk möglich ist, muss abgewartet werden. Allerdings bleibt die Aufarbeitung, das Schriftliche, erhalten. 

Die weitere Pflege der Mundlöcher  ist dahingegen vollkommen ungewiss. Denn von den zahlreichen Helfern sind nach Aussage der Verantwortlichen, Frank Koch und Rolf - Dieter Specht, nur noch wenige übrig geblieben. „Die meisten sind verstorben, und was den Nachwuchs betrifft, ist es so wie in vielen Vereinen, wo körperliche Arbeit gefordert wird“. Die beiden würden sich jedenfalls riesig über jede Hilfe freuen. „Aus Zugucken kann ja auch Mitmachen werden“.

BILDTEXTE

Kleeberg: Dieses Bild entstand 2011 bei der Freilegung der Grube "Unterer Kleeberg".

Eisensteinmundloch: so sieht das Eisensteinloch beim  "Nördlichen Stollen Lehmental" aus

Dennert Tanne: Diese Dennert Tanne gewährt Einblicke in die Geschichte des  "Nördlichen Stollens Lehmental". Fotos: Frank Koch

Bergbau Lerbach 2: Frank Koch (li.) und Rolf - Dieter Specht schauen sich die mit viel Gestein gefüllte Lore an und überlegen schon den nächsten Schritt. Foto: Petra Bordfeld


Diese Dennert Tanne gewährt Einblicke in die Geschichte des  Nördlichen Stollens Lehmental

So sieht das Eisensteinloch beim  Nördlichen Stollen Lehmental aus

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Frank Koch (li.) und Rolf - Dieter Specht schauen sich die mit viel Gestein gefüllte Lore an und überlegen schon den nächsten Schritt

 

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