Regionales / SG Hattorf / Elbingerode

08.01.2022

„Dorfplatz, Anger, Brink, Plan, Tie oder Markt“


Das Deckblatt des zweiten Bandes, in dem sich Klaus Gehmlich mit der Geschichte der Dorfplätze befasst

Klaus Gehmlich brachte in seinem zweiten „Regional-Band“ auch die Osteroder Dorfplätze zu Papier

von Petra Bordfeld

Elbingerode. Der Heimatforscher Klaus Gehmlich hat über Jahre hinweg ganz Niedersachsen auf der Landkarte nach „Dorfplätzen“ abgesucht und schon einige 1.000 Kilometer mit seinem Auto zurückgelegt. Jetzt ist der zweite „Regional-Band“ erschienen. 

Nachdem Band 1 die Altkreise Duderstadt - Göttingen – Münden beinhaltete, lädt Band 2 zu einer Bild- und Textreise zu „Dorfplatz, Anger, Brink, Plan, Tie oder Markt“  in den einstigen Landkreisen Blankenburg, Zellerfeld und Osterode ein. Wer diese Reise antreten möchte, sollte sich an die Buchhändler in diesen Altkreisen oder an den Autor direkt wenden (Telefon: 05521/3922 oder E-Mail klaus@gehmlich.net). Das Buch ist übrigens unter ISBN 978-3-86948-838-7 erschienen.

Um diese 130 Seiten mit Informationen zu füllen, machte sich Gehmlich auf die Wege zu 54 Ortschaften. „Ich wollte schließlich im Bild festhalten, wo der Dorfplatz einst war oder noch heute ist.“ Bei der Suche nach den Plätzen konnte er auf die Hilfe von OrtsheimatpflegerInnen und BürgermeisterInnen zählen. 

Der Heimatforscher aus Elbingerode wollte beweisen, dass die häufig zu lesende Aussage falsch ist, die da lautet: „Alle Dörfer hatten einmal einen Tie!“. Und das ist ihm in mehrfacher Hinsicht gelungen. So konnte er zum Beispiel nachweisen, dass nicht jedes Gemeinwesen einen Dorfplatz hatte, der „Tie“ genannt wurde. Ein solcher Versammlungsort, der manchmal auch Gerichtsort war, konnte unter anderem ebenso Platz, Plan, Markt, Anger oder Brink genannt werden.

Lerbach hatte beispielweise nie einen richtigen Dorfplatz. Allerdings ist in der Neuzeit auf der Fläche, wo der Maibaum aufgestellt wird, eine derartige Fläche entstanden. Gleiches gilt übrigens für Riefensbeek. Denn mit der Heimatstube, dem Feuerwehrhaus, dem Dorfgemeinschaftshaus und der Nationalpark-Information hat sich dort ein akzeptables Zentrum entwickelt.

Wichtig war für Gehmlich eine Kartierung der Dorfplätze. Selbst die Forscher, die nach „Tie-Plätzen“ gesucht haben, haben zwar festgehalten, in welchem Gemeinwesen sich ein solcher Platz befindet, aber eben diesen nicht kartiert. Das hat der Heimatforscher nun nachgeholt. Und als Heraldiker hat er auch die Ortswappen nicht vergessen. 

Dieser zweite Regional-Band beginnt mit westlichen Teil des Landkreises Blankenburg, der nach dem Zweiten Weltkrieg zum größeren Teil in der DDR lag. Bis zur Gebietsreform hat es auch einen Landkreis Zellerfeld gegeben, der 1972 auf die Landkreise Goslar und Osterode aufgeteilt wurde. Zu diesem Altkreis gehörten unter anderem Clausthal, Grund, Lonau, Lerbach, Riefensbeek und Sieber. 

Im Altkreis Osterode gestaltete sich die Suche nach den „Dorfplätzen“ etwas umfangreicher. Zwar hat auch hier nicht jedes Dorf offiziell einen solchen Platz, aber in Düna bildet beispielsweise das Feuerwehrhaus eine solche „Zentrale“. In Dorste wusste Schmiedemeister Fahlbusch, dass da, wo sich heute der Kirchplatz befindet, früher ein Fohlenmarkt stattfand. 

Der „Tie“ in Elbingerode ist auch heute noch der Dorfmittelpunkt. Förste hatte sogar zwei Tie-Plätze: Der ältere befand sich auf der „Insel“, wo heute der Jubiläumsstein zu sehen ist. Der „neue“ war und ist vor der einstigen Verwaltungs-Außenstelle zu finden. 

In Hattorf ist der „Tie“ ebenfalls „gewandert“. Er lag zunächst in der Bachstraße und wurde dann auf den „Lindenplatz“ verlegt, als das Dorf größer wurde. Es kommen bei den Plätzen auch Namensänderungen vor. So wechselte der Versammlungsort in Wulften vom „Tie“ zum „Anger“. In Lasfelde wechselte der Name von „Tie“ über „Anger“ zu „Schützenplatz“. 

In manchen Dörfern ist der Begriff „Tie“ fast verschwunden, so unter anderem in Kalefeld oder Dögerode. In Düderode hat man den „Tie-Stein“ an eine andere Stelle versetzt. Auch in Tettenborn hat man den Dorfplatz neu gestaltet. 

Gehmlich weist auch nach, dass die Nähe von Wasser, ob Brunnen oder Bach, eine große Rolle für den „Dorfplatz“ spielte. Und vom „Dorfplatz“ gingen/gehen in der Regel Ortsverbindungen aus. „Es gibt Dorfplätze, die „Spellhof“ genannt wurden. „Fälschlicherweise“, so Gehmlich, „ hielt man das für den Hinweis auf einen Spielplatz“. Denn es wurde „spelen = spielen“ mit „spellen = ansagen, diskutieren“ verwechselt.“

Der Autor weist darauf hin, dass er nach den „Altkreisen“ vorgegangen ist, wie sie 1885 entstanden sind. Deshalb sind in diesem jetzt erschienenen Band zwar die Dörfer des Alten Amtes Westerhof enthalten, aber nicht die Dörfer, die zum Altkreis Gandersheim gehörten wie Gittelde, Badenhausen oder Windhausen. Die werden in einem weiteren Band „Goslar – Gandersheim“ enthalten sein. 

Denn mit dieser neuen Ausgabe wird die Reise noch nicht abgeschlossen sein. Der Band 3 mit „Northeim – Uslar“ soll noch in diesem Jahr erscheinen. Es werden „Goslar – Gandersheim“ und „Einbeck – Holzminden“ folgen. Auch im Landkreis Cuxhaven hat sich der „Harzer“ schon einmal umgesehen. Schließlich pflegt er zu jener Region eine emotionale Beziehung. Und seine Forschungsergebnisse fand er auch dort bestätigt.

 

Anzeige