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11.12.2021
Die Söse und andere Gewässer
Geschichte des Wassers in Osterode
und ihre Bedeutung in der Osteroder Geschichte
von Wolfgang Böttner
In früheren Jahrhunderten und bis heute haben das Wasser der Söse und ihrer Zuflüsse auch wesentlich die Entwicklung der Stadt Osterode am Harz mitgeprägt. Die Söse ist ein 38 km langer Harzfluß. Sie entspringt in 800 m Höhe am Sösestein auf dem Acker-Höhenzug und mündet zwischen Berka und Elvershausen in die Rhume. Beides sind Ortsteile von Katlenburg/Lindau.
Auf ihren Weg dorthin trat sie bei Hochwasser aus dem Harz immer wieder unterhalb von Osterode in Petershütte, Lasfelde und Katzenstein regelmäßig über die Ufer. Das erklärt, warum sie in der Bevölkerung „Seestädte“ genannt wurden. Die Hochwassersituation änderte sich erst mit dem Bau der Sösetalsperre zwischen 1928 und 1931 durch die Harzwasserwerke. Sie dient seither dem Hochwasserschutz, der Trinkwasserversorgung und der Stromerzeugung. 1933 begann der Bau einer Trinkwasserleitung nach Bremen, die heute nicht mehr ihre ursprüngliche Bedeutung hat. Auf dem Weg dorthin wird das Sösewasser durch mehrere Tiefenbrunnen verwässert. Neben Osterode und der Region werden auch Hannover und Hildesheim mit Trinkwasser aus dem Sösestausee versorgt. 1980 wurde Göttingen an das Netz angeschlossen.
In den Jahrhunderten zuvor spielte das Wasser des Mühlengrabens eine bedeutende Rolle für Wirtschaft und Handwerk in Osterode. Von der Ableitung aus der Söse, oberhalb der ehemaligen Bleiweißfabrik Hoelemann und Wolff bis zum Wiedereintritt am Gipsmühlenweg reihten sich die Nutzer, wie Perlen an einer Schnur entlang des Mühlengrabens. Es waren verschiedene Woll- und Tuchfabriken z.B. Greve & Uhl oder die Tuch- und Flanellfabrik Struve unterhalb von Piller.
Die städtische Bierbrauerei (danach Osteroder Lichtspielhaus) und die drei Mühlen: die Obermühle neben dem Kino, die Mittelmühle zwischen Hoelemannpromenade und Am Schilde sowie die Marienmühle auf dem heutigen Gelände von Woolworth/ Dielenplan. In der Bahnhofstraße gab es mehrere Gerbereien, die das Wasser für die Lederherstellung nutzten. Dann folgten die Metallverarbeitung von Fa. Jorns Kupferwerk, die Rote Mühle und am Ende die Harzer Gipswerke Robert Schimpf & Söhne. Sie alle nutzten zu verschiedenen Zeiten die Wasserkraft des Mühlengraben. Heute dient das Wasser des Mühlengrabens, in dessen Verlauf mehrere Turbinen installiert sind, zur Stromerzeugung.
Neben dem Mühlengraben sind noch einige Bäche zu erwähnen, die in die Söse fließen. Das sind der Lerbach, die Bremke und die Apenke. Letztere hat eine Besonderheit. Sie entspringt südlich der Feenhöhe im Bärengarten. Im Augustental wird sie durch den Abfluß der Teufelsbäder, unterhalb der Herzberger Straße, verstärkt. Im Augustental liegen zudem Fischteiche, die von der Apenke gespeist werden. Weiter fließt sie durch den Kaiserteich und setzt ihren Lauf durch früheres Feuchtgebiet in Richtung Pferdeteich fort. Vergessen wir nicht den Kuhteich, der vor dem Pferdeteich lag. Aus dem Kuhteich entstand das erste städtische Freibad, das der Ursprung des heutigen ALOHA Aqualand war. In Petershütte mündet die Apenke dann in die Söse.
In früheren Jahrhunderten und bis heute haben die Söse und die Nebenbäche eine besondere Bedeutung für die Entwicklung und den Wohlstand in unserer Stadt.
Aus der Eseltreiber Druckausgabe Nr. 45 / November 2021
Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:
Die Sösetalsperre
Lerbach oberhalb der Freiheit
Der Mühlengraben
Rote Mühle
Die Söse bei Petershütte
Die Bremke im Bremketal
Bachzulauf ( Gr. Limping) in die Vorsperre
Blick vom Staudamm auf die Harzwasserwerke
Die Sösetalsperre
Der Mühlengraben
Fußgängerbrücke über die Söse unterhalb des Röddenberg
Der Pferdeteich
Der Mühlengraben bei Hoelemann und Wolff
Mühlengraben am Johannistor
Mühlengrabenbrücke an der Seesener Straße
An der Sösepromenade
Partie an der Vorsperre