Kultur

28.09.2021

Viel besser als Carolin P. Sartory


Roland Lange las in der Christus-Kirche begleitet von Frank Bode

von Christian Dolle

Eine einzigartige Mischung aus Literatur und Musik bekamen die Besucher der Christus-Kirche in Herzberg am Freitag zu hören. Krimiautor Roland Lange und Liedermacher Frank Bode waren zu Gast. Auf dem Programm stand Roland Langes „Der Fall Sartory“, zu dem Frank Bode einige Songs geschrieben hatte, die teils die Geschichte um eine Autorin, die bei einem Krimifestival im Harz aus ihrem Bestsellerautor lesen soll, zum Teil weitererzählten, zum Teil die Stimmung aufgriffen und alles noch erlebbarer machten.

Trotz Pandemiemaßnahmen, also begrenzten Plätzen und vorheriger Bitte um Anmeldung wurde es voll im Kirchenschiff, schließlich sind beide Künstler in Herzberg alles andere als unbekannt. Auch gemeinsam waren sie schon einmal aufgetreten, es konnte also erwartet werden, dass es auch diesmal wieder eine unterhaltsame und von spontanem Geplänkel geprägte Veranstaltung wird.

„Wir haben das hier nicht geprobt“, machte Roland Lange dann auch gleich zu Beginn deutlich. Sein Roman war eigentlich zum zehnjährigen Bestehen des Krimifestivals „Mordsharz“ entstanden, das im vergangenen Jahr gefeiert werden sollte, dann jedoch verschoben werden musste. Im Buch fand das Festival dann trotzdem statt, er habe sich die literarische Freiheit genommen, Corona ein wenig früher zu besiegen.

Die Geschichte beginnt mit der Star-Autorin Carolin P. Sartory, die auf dem Bahnhof in Northeim ankommt und mit der öden Provinz, in der sie gelandet ist, so gar nichts anfangen kann. Ein Fan, bei dem sie glaubte, erkannt worden zu sein und um ein Autogramm gebeten zu werden, entpuppt sich als Fahrerin, die sie ins Kloster Walkenried zur Lesung bringen soll. Dabei führt der Weg zunächst durch Herzberg, das die Autorin als Kaff, aber doch nicht als Stadt ansieht – an dieser Stelle wurde es im Publikum kurz unruhig, so dass Roland Lange versichern musste, es sei Sartorys und nicht etwa seine Meinung – dann geht es weiter durch oder vielmehr in den Wald. Viel zu spät wird ihr bewusst, dass hier etwas nicht stimmt.

Schon im Buch wird der spannende Krimiatmosphäre durch lokale Anspielungen aufgelockert, viel mehr noch machte das Frank Bode mit seinen Liedern, die er extra für diesen Abend geschrieben bzw. umgeschrieben hatte. Über den Ermittler Kommissar Ingo Behrends gab es einen Song, in dem er mit seinem Freund Holger Diekmann im Schwarzen Bären in Förste Currywurst isst, Grönemeyer hätte sicher seinen Spaß dabei gehabt.

Spaß hatten ganz eindeutig auch die Zuhörer, zumindest bis Roland Lange auch seinen neuen Krimi „Harzhunde“ vorstellte, in dem es deutlich düsterer zugeht. Doch auch die mysteriöse Stimmung dieses Buches lösten die beiden Akteure gut gelaunt, spontan und mit sichtlicher Freude an einem Auftritt mit unwiederbringlicher Dynamik auf, wobei sie ihr Publikum sichtlich mitrissen. Am Ende waren sich alle einig, dass die beiden auf jeden Fall die bessere Wahl waren als die ebenso unnahbare wie fiktive Carolin P. Sartory.


Roland Lange

Frank Bode

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