Kultur / Rezensionen

13.09.2021

Menschliche Gier und tierisches Leid


Bei Mordsharz stellt Roland Lange seinen neuen Krimi „Harzhunde“ vor 

von Christian Dolle

Ein Mann lauert auf einem Hochsitz, das Gewehr im Anschlag. Er will jagen, das heißt, nein, eigentlich will er gar nicht töten, sondern seinem Schwiegervater nur beweisen, dass er es kann. Als ihm all das zu blöd wird, klettert er hinunter, macht sich auf den Rückweg zum Auto und hört plötzlich dieses drohende Knurren. Er beschleunigt seine Schritte, dann sieht er diese furchteinflößende Kreatur zwischen den Bäumen, er läuft, ergreift panisch die Flucht, wird kurz darauf angefallen. 

Was klingt wie eine Szene aus einem Horrorfilm ist der Einstieg in Roland Langes neuen Krimi „Harzhunde“, dem zweiten Roman mit Privatdetektiv Stefan Blume. Es ist nach der Serie um den Harzer Kommissar Ingo Behrends eine ganz andere Art von Krimi, die Lange hier schreibt, düsterer, härter, vor allem aber ziemlich brisante Themen anpackend, die möglicherweise auch nicht jedermanns Sache sind.
Ging es im ersten Roman „Harzkinder“ noch um Kinder, die seinerzeit in der DDR mit dem Wissen des Staates entführt wurden und um Verstrickungen des Verfassungsschutzes mit der Neonazi-Szene, handelt dieses Buch von jener Kreatur, von der anfangs niemand weiß, ob sie ein Wolf, ein Hund oder möglicherweise eine Kreuzung aus beiden ist. 

Während Blume zunächst noch mit der Beschattung einer untreuen Ehefrau beschäftigt ist, gibt es auf der einen Seite die, die die Angst vor Wölfen im Harz schüren, auf der anderen Seite eine Wolfsexpertin, die sich sicher ist, dass es sich bei der Kreatur um einen Hund handeln muss, wenn auch einen besonders scharfgemachten. Schließlich wird eine von dem Tier gerissene Leiche entdeckt, ausgerechnet jene Frau, die Blume beschattet hat, so dass er nun unbedingt wissen will, was hinter der ganzen Sache steckt. 
„Harzhunde“ ist ein klassischer Krimi, in dem Sinne, dass er bis ins Detail logisch aufgebaut ist und jeder Schritt des Ermittlers Stefan Blume mitgegangen wird. Dabei gibt es aber auch zahlreiche Elemente des Thrillers wie sogar des Horrorromans, es geht also richtig zur Sache. Das wiederum sind keine billigen Schockeffekte, sondern dient vor allem dazu, die illegale Szene der Hundekämpfe, um die es eigentlich geht, in ihrer Widerwärtigkeit und Rücksichtslosigkeit der Menschen den Tieren gegenüber schonungslos aufzuzeigen. 

Roland Lange ist selbst Hundebesitzer, dass er Hunde liebt, zeigt sich ja auch daran, dass seinem eigenen Hund in den Behrends-Krimis eine kleine Rolle auf den Leib geschrieben ist. Natürlich ist das Thema hart und etliche Szenen sind alles andere als leichtverdaulich, für mache Leser*innen vielleicht sogar ein Grund, das Buch aus der Hand zu legen. Nüchtern betrachtet dienen sie aber vor allem dazu, ein Thema plastisch darzustellen, das hierzulande kaum an die Öffentlichkeit dringt und nun einmal ziemlich emotional und nur schwer zu ertragen ist. 

Im Grunde geht es um nicht weniger als um rücksichtslose Geschäftemacher, die Hunde quälen, um aus den Kämpfen Profit zu schlagen, oder weitergedacht überhaupt um das Verhältnis von uns Menschen zu Tieren und die Frage, inwieweit wir sie für unsere Zwecke nutzen dürfen. Da diese Diskussion an dieser Stelle allerdings zu weit führen würde, hebe ich sie mir fürs Mordsharz-Festival auf, wo Roland Lange am Sonntag, 19. September, ab 18 Uhr in der Goslarer Kaiserpfalz aus „Harzhunde“ lesen wird

Nach ihm ist dann der echte Wolf zu Gast, in diesem Fall Klaus-Peter Wolf, der ab 20 Uhr gemeinsam mit Bettina Göschl „Rupert Undercover – Ostfriesische Jagd“ vorstellen wird. Das ist dann leider auch die letzte Lesung des diesjährigen Programms, doch in den Tagen zuvor gibt es ja kaum eine Facette des Genres Krimi, die nicht abgedeckt wird. 

Mehr Infos und alles rund ums Festival gibt es unter www.mordsharz-festival.com

Das vollständige Programm:

Mittwoch, 15. September – Harzlandhalle Ilsenburg
15 Uhr
Christoph Dittert / Jörg Klinkenberg
„Die Drei ??? und die schweigende Grotte“

19.30 Uhr
Preisvergabe „Harzer Hammer“

20 Uhr
Sebastian Fitzek
„Der Heimweg“

Donnerstag, 16. September - Kaiserpfalz Goslar
18 Uhr 
Tatjana Kruse
„Schwund“

19:30 Uhr
Arno Strobel / Dietmar Wunder
„Mörderfinder“

21 Uhr
Jean-Luc Bannalec / Uve Teschner
„Bretonische Idylle“

Freitag, 17. September – Museum Tabakspeicher Nordhausen
18 Uhr
Stille Hunde 
„Friedrich Glauser: Der alte Zauberer“

19:30 Uhr
Marc Elsberg / Dietmar Wunder
„Der Fall des Präsidenten“

21 Uhr
Arne Dahl / Peter Lontzek
„Vier durch Vier“

Samstag, 18. September – ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried
18 Uhr
Alex Beer
„Das schwarze Band“

19:30 Uhr
Andreas Gruber
„Todesschmerz“

21 Uhr
Bernhard Aichner
„Dunkelkammer“ / „Gegenlicht“

Sonntag, 19. September – Kaiserpfalz Goslar
18 Uhr
Roland Lange
„Harzhunde“

20 Uhr
Klaus-Peter Wolf / Bettina Göschl
„Rupert Undercover – Ostfriesische Jagd“


 

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