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23.07.2021
Bürgerverein „Zukunft in Schwiegershausen“ erwirbt Raiffeisengebäude
Der erste Vorsitzende mit Petra Kaisner (re), die neu zur zweiten Vorsitzenden gewählt wurde, und Andrea Goetz, der neuen Kassenwartin
...von Petra Bordfeld
Der Bürgerverein „Zukunft in Schwiegershausen“ wird neuer Besitzer des an der Osteroder Straße gelegenen Raiffeisen-Gebäudes, in dem der tegut-Laden zu finden ist. Dazu gehören aber auch das Grundstück und die hinten gelegene Scheune. Während der Waschplatz erhalten bleibt, wird die Firma Raiffeisen die Tankstelle stilllegen.
Der Beschluss zum Erwerb fiel während der Jahreshauptversammlung. Der erste Vorsitzende, Klaus Schröder, betonte, dass das Gemäuer zwar schon alt wäre, aber bestimmt nicht unmittelbar baufällig. „Wir können eine Menge darin machen, denn es wird zurzeit höchstens die Hälfte des Hauses genutzt“. In jedem Fall freue er sich, dass dieser Ankauf über die Bühne gehen kann. Denn Raiffeisen wollte diese Liegenschaft loswerden und hätte bestimmt auch einen anderen Käufer gefunden. „Was wäre dann aus unserem tegut geworden?“. Weil Haus, Schuppen und Platz in der Mitte von Schwiegershausen liegen, sei das eine optimale Lage, die man unbedingt nutzen müsste.
Maria Hartmann, die sich zwar nicht zur zweiten Vorsitzenden wieder zur Wahl stellte, aber als Beisitzerin den Vorstand unterstützen wird, erinnerte daran, dass ohne die ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer das Projekt „Übernahme des tegut“ nicht hätte realisiert werden können. Als es galt, Ende 2019 zu entscheiden, ob man tegut ziehen lassen oder in der Ortschaft halten sollte, habe es Anfang 2020 eine Aufbruchsstimmung vieler engagierter Bürger gegeben.
Als neuer Träger wurde der Bürgerverein aus der Taufe gehoben, der zurzeit 239 Mitglieder zählt. Viele von denen, die den kleinen, aber feinen Einkaufsmarkt in ihrem Ort halten wollten, hätten mit angepackt. Putzaktionen seien ebenso durchgeführt, wie Regale neu aufgestellt und eingeräumt worden. „Die Hausmeister hatten auch gut zu tun“. Schließlich galt es nicht „nur“ neue Lampen an die Decke und neue Farbe an die Wände zu bringen. Es musste auch geschaut werden, wie gut die Heizung noch in Takt ist und wo sich Stromkosten einsparen ließen. Ideen für Veränderungen blühten auf, manche seien verworfen oder in den Ruhemodus gestellt und andere umgesetzt worden. Die Ehrenamtler/innen hätten unzählige Stunden für den Fortbestand des Dorfladens investiert. „Ohne die vielen Hände, den Schweiß und den Gedanken, was wie wo am besten zu realisieren ist, würden wir nicht so gut dastehen“.
Maria Hartmann mahnte aber an, dass nicht vergessen werden dürfe, dass auch das Ehrenamt seine Grenzen hat. Letztendlich seien alle doch nur Laien, die noch nie so ein Unternehmen geführt haben. Es sei nicht einfach, als Verein ein Unternehmen zu führen, wo recht unbekannte Gesetzmäßigkeiten gelten. „Wir konnten von Anfang an nicht - wie bei einem Schachspiel - Züge überlegen, vielmehr mussten wir während der Fahrt unsere Entscheidungen treffen“.
Gerade als Corona den Alltag eines Jeden umkrempelte, habe es gegolten, schnelle Entscheidungen zu treffen. „Mein größter Wunsch ist, dass wir es schaffen, uns, die Menschen, das Thema und alles was dazu gehört, in Ehren zu halten.“ Abschließend versicherte sie, dass ihr Schritt in die „zweite Reihe“ bestimmt nicht bedeute, dass ihr Interesse an dem Verein weniger geworden wäre.
Kassenwart Dominik Brandt betonte, dass im Prinzip nicht alles reibungsfrei gelaufen sei. Denn letztendlich hätten alle Mitglieder Neuland betreten. Auch wenn mit Corona im Allgemeinen etwas Negatives verbunden werde, sei man durch die höheren Umsätze sehr gut ins Jahr 2020 gestartet. Sommer und Herbst seien dann eher wieder normal verlaufen. Weihnachten hätten die Umsätze noch einmal deutlich angezogen. Von einem so guten Ergebnis werde man 2021 nicht ausgehen können. Er vertraue aber auf die Schwiegershäuser, die eine starke Gemeinschaft seien, und dass der Verein das Lädchen als Laden weiterführen kann. Wichtig sei aber am Ende, dass die roten Zahlen keinen Einzug in die Bücher erhalten. Und genau das hätte bislang geklappt.
Nach einer ausführlichen Diskussion, in welcher das Lob für die aktiven Mitglieder der Schwerpunkt war, legte Henning Schumann Überlegungen vor, was in nicht festgelegter Zeit alles noch rund um tegut auf die Beine gestellt werden könnte.
Städtebaulich gesehen, müsse neben dem Raiffeisengebäude auch das Gasthaus „Linde“, und die Gaststätte „OhneSorge“ ins Auge gefasst werden. Denn diese drei Objekte bildeten zusammen einen wichtigen Teil des Ortsmittelpunkts. Sie befänden sich allerdings in einem Zustand, der für die Zukunft neue Gestaltungen notwendig machen dürfte.
„Die Nahversorgung sichern“ heiße aber bestimmt nicht nur „Essen und Trinken“. Dies habe nämlich auch eine soziale Komponente, wozu zwar das Klönen beim Einkauf gehöre, aber ebenso die Aufrechterhaltung eines Saales oder Veranstaltungsraumes. Auch brauche es einen Ort, wo man sich jederzeit frei und ungezwungen treffen könne, eben eine Kneipe. Von keinem Teil dieses Dreigestirns könne man sich ohne Schaden für die anderen trennen. Weitere Ideen für mögliche Komponenten eines Dorfmittelpunktes, Tages- oder Altenpflege-Stützpunkte, Büroräume, Gesundheitseinrichtungen oder auch eine Mobilitätslösung über die Grenzen der Ortschaft hinaus komplettierten diesen visionären Ansatz.
Der Sprecher wusste so zu überzeugen, dass die Teilnehmer an der Mitgliederversammlung sich dafür aussprachen, dass der erweiterte Vorstand diese Projektidee weiter entwickeln soll. Weil Maria Hartmann als Besitzerin in die zweite Reihe „zurücktreten“ wollte, galt es eine neu zweite Vorsitzende zu wählen. Die einstimmige Entscheidung fiel auf Petra Kaisner.
Da Dominik Brandt das Amt des Kassenwartes „nur" kommissarisch inne hatte, stellte sich Andrea Götz für diesen Posten zur Wahl und durfte sich ebenfalls über eine einstimmige Zusage freuen. Als Beisitzer bleiben Hans-Jörg Kohlstruck, sowie Margrit und Wolfgang Wode im Amt, neu hinzugekommen sind per Wahl Maria Hartmann, Sonja Schweidler und Henning Schumann.