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22.06.2021

Widerstand gegen die Festung Europa


Alerta OHA und Seebrücke Harz klagen europäische Flüchtlingspolitik an

von Christian Dolle

Auf ihrer Flucht nach Europa sind im Mittelmeer in diesem Jahr bereits mehr als 800 Menschen ertrunken.* Europa investiert aber vor allem in Grenzschutz, in Pushbacks, pfercht jene Geflüchteten, die es schaffen, unter lebensunwüdigen Bedingungen in Lager, damit bloß nicht zu viele Menschen zu uns kommen. Diese aus ihrer Sicht menschenverachtende Politik nahmen die Mitglieder von Alerta OHA und der Seebrücke Harz zum Anlass für eine Kundgebung auf dem Osteroder Wochenmarkt am vergangenen Samstag.

„Menschenrechte sind #unverhandelbar“, so ihr Motto, da dieses Agieren Europas bzw. aller Mitgliedstasten für sie moralisch nicht hinnehmbar und auch ein Verbrechen ist. „Flucht ist kein Verbrechen, Seenotrettung ist kein Verbrechen, aber es ist ein Verbrechen, Menschen sehenden Auges ertrinken zu lassen oder in lebensbedrohliche Lager zu stecken“, sagen sie und machen aufmerksam auf seit 2014 mehr als 22000 ertrunkene Männer, Frauen und Kinder, angesichts derer sich die europäischen Staaten aus der Verantwortung stehlen, die Seenotrettung NGOs überlassen und deren Handeln oft noch kriminalisieren.

„Was ist das für ein Europa, in dem es ein Verbrechen sein soll, Menschen vor dem Ertrinken zu retten? Was ist das für ein christliches Abendland, das Werte wie Humanität und Nächstenliebe vergisst? Was ist das für eine Politik, die mit noch mehr Leichen im Mittelmeer versuchen will, Menschen abzuschrecken?“, fragten sie in der Marientorstraße, doch die Botschaft verhallte zumeist scheinbar ungehört. 
Nur wenige blieben stehen, zogen sie nach einigen Stunden Bilanz, und wenn überhaupt, dann die Älteren. Dabei seien die Fluchtursachen wie Kriege, Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung und insbesondere der Klimawandel doch Themen, die vor allem auch die jungen Generationen etwas angehen. Zum Teil, so räumten sie auch ein, gab es auch Pöbeleien mit den üblichen Argumenten wie: „Wir können schließlich nicht alle aufnehmen.“

Derzeit befänden sich weltweit etwa 79 Millionen Menschen auf der Flucht, so die Aktivisten darauf, 45 Millionen davon sogenannte Binnenflüchtlinge und insgesamt 53 Prozent Kinder, die schlicht eine sichere Zukunft haben wollten. Weniger als 4 Prozent der Flüchtenden kämen überhaupt nach Europa, jenen Kontinent, der sich auf Humanität beruft sowie auf die Menschenrechte und eben auch das Recht auf Asyl. 

 

* Schätzung laut Statista


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